Wird der alte Rathenower Güterbahnhof abgerissen?

Der alte Rathenower Güterbahnhof könnte noch in diesem Jahr abgerissen werden. Das hat Rathenows Bürgermeister Ronald Seeger den Stadtverordneten jüngst mitgeteilt. Obwohl das Gebäude der Deutschen Bahn gehört, ist diese Nachricht für die Stadt von einiger Bedeutung. Denn schon vor Jahren hat die Verwaltung bei der Bahn ihr Interesse an dem Grundstück bekundet. Allerdings stieß sie mit ihrem Anliegen stets auf taube Ohren. Noch im Frühjahr 2019 hatte die Bahn auf Anfrage der MAZ mitteilen lassen, dass die Fläche „betriebsnotwendig“ sei und deshalb nicht veräußert werden könne. Antrag auf Abriss gestellt: Seitdem hat sich die Haltung des Unternehmens offenbar geändert. Die Bahn habe einen Antrag zum Rückbau des Güterbahnhofs bei der zuständigen Genehmigungsbehörde, dem Eisenbahnbundesamt, gestellt, so ein Bahnsprecher auf MAZ-Anfrage. „Die Kosten des Rückbaus trägt die DB AG.“ Mit der Stadt sei ein Kaufvertrag für das Grundstück abgeschlossen worden. Das bestätigt Alexander Goldmann, Leiter des Rathenower Wirtschaftsamtes. Der Vertrag sei unterschrieben, das Geld werde aber erst überwiesen, wenn die Genehmigung zum Abriss vorliege. Verfahren läuft noch: So weit ist es noch nicht. „Die Bahn hat beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) den Rückbau eines Güterschuppens auf dem Gelände an der Verladestraße beantragt“, bestätigte ein Sprecher des Eisenbahn-Bundesamtes der MAZ. Das Verfahren laufe noch, derzeit würden die sogenannten Träger öffentlicher Belange (dazu gehörten auch die Denkmalschutzbehörden) am Verfahren beteiligt. Der explizite Hinweis auf den Denkmalschutz kommt nicht von ungefähr. Denn der alte Bahnhof steht unter Schutz. Bei dem Gebäude, das Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde, handele es sich um ein wichtiges Zeugnis der Rathenower Stadtgeschichte, hatte das Landesamt für Denkmalpflege vor zwei Jahren auf eine entsprechende Anfrage mitgeteilt. Die Bahnhofsanlagen – insbesondere der Hauptbahnhof und der Güterbahnhof – seien damals als Ensemble errichtet worden. Und erinnerten an den wirtschaftlichen Boom, den die Stadt vor mehr als 120 Jahren erlebte. Die Bahnhofsgebäude mit ihrer filigranen architektonischen Gliederung sind nach Einschätzung der Denkmalschützer Ausdruck dieses Aufschwungs. Und wurden deshalb 1991 unter Schutz gestellt. Marode Bausubstanz: Offenbar ist das Gebäude aber so baufällig, dass eine Abrissgenehmigung mittlerweile im Bereich des Möglichen liegt. Goldmann teilte mit, ihm sei der Herbst als wahrscheinlicher Abrisstermin bekanntgegeben worden. Und auch über die Gestaltung der rund 2000 Quadratmeter großen Fläche ist man sich in der Stadt bereits einig. Nach dem Abriss soll das Areal mit einer Schotterschicht bedeckt werden, um das Parken zu ermöglichen. Später ist dann die Anlage von rund 100 Pkw-Stellplätzen geplant. Dass diese Stellplätze benötigt werden, ist unbestritten. Einer statistischen Erhebung des Rathenower Wirtschaftsamtes zufolge sind Parkplätze rund um den Dunckerplatz Mangelware. Die Auslastung der 205 Parkplätze auf der Nordseite des Bahnhofs liege konstant bei weit über 90 Prozent. Was bedeutet, dass vor allem am Vormittag, wenn die Pendler ihre Fahrzeuge abstellen, oft kaum noch ein Stellplatz zu finden ist. Auch der Parkplatz am Birkenweg auf der Südseite des Bahnhofs ist nach Auskunft Goldmanns gut ausgelastet. Es gibt Pläne, Teile der Gartensparte am Birkenweg zu erwerben und in Pkw-Stellflächen umzuwandeln. Allerdings stehen konkrete Verhandlungen mit dem Eigentümer der Fläche noch aus. Jedenfalls würden 100 zusätzliche Stellplätze auf dem Grundstück des Güterbahnhofs für erhebliche Entspannung sorgen. Zumal sie unmittelbar an den vorhandenen Parkplatz angrenzen. „Die Lage des Grundstücks ist ideal, weil es sich an den vorhandenen Parkplatz nahtlos anschließt“, sagt Goldmann. Nun sei zu hoffen, dass es mit der Abrissgenehmigung auch tatsächlich klappt. Von Markus Kniebeler