300 Kinder zur Schule geführt: Hohennauen bedankt sich bei Angelika

Was hätte das an diesem Freitag für ein Fest werden können. Die Kinder der Kindertagesstätte „Storchennest“ hätten mit einem schönen Programm „Danke und alles Gute“ gesagt. Ehemalige Kita-Kinder, die inzwischen erwachsen sind und selber Kinder haben, hätten auf einen kurzen Gruß vorbeigeschaut. Vertreter der Gemeinde und des Amtes hätten nicht mit würdigenden Worten gespart. Der besondere Tag: Letzteres werden sich Amtsdirektor Jens Aasmann und der Bürgermeister der Gemeinde Seeblick, Ulf Gottwald, nicht nehmen lassen. Auch Ortsvorsteher Norris Wagenschütz kommt möglicherweise vorbei. Und die Feuerwehr in Hohennauen bedankt sich. Die Landwirte aus dem Dorf ebenso und natürlich die direkten Nachbarn aus der Kleinen Grundschule. Denn dieser Freitag ist ein besonderer Tag für die Kita „Storchennest “ und für seine Leiterin, Angelika Höffler. Sie hat an diesem Freitag ihren letzten Arbeitstag, dann geht sie in den Ruhestand – wohlverdient ist das Adjektiv, das man gerne in dem Zusammenhang erwähnt. Die ganz große Abschiedsfete wird durch die Corona-Eindämmungsverordnung verhindert. 36 Jahre war Angelika Höffler die Begleiterin von Kindern bis zum Übergang in die Schule. In Hohennauen gehörte Angelika Höffler zum Dorf – und natürlich zur Kita. Zunächst hat Angelika Höfler drei Jahre in einer Kindertagesstätte in Berlin gearbeitet. Dann kam sie ins Westhavelland. Zunächst kümmerte sie sich um Kinder in einer Rathenower Kita, später in Rhinow. Und dann ging es nach Hohennauen. Nicht immer leise: Insgesamt 45 Jahre blieb Angelika Höffler dem Beruf treu. Auch das ist eine Leistung. Denn Kita-Erzieher müssen stressfest sein. Es geht nicht immer leise zu und Kinder sind verschieden. Auf jedes muss man sich einstellen. Routine kann da nicht aufkommen. Im Schnitt hat sie alle zwei Jahre eine neue Gruppe übernommen. „Dementsprechend hat sie mehr als 300 Kinder zur Schule geführt.“ Dar-an erinnern sich Wegbegleiter. Vorrangig kamen die Kinder aus dem Amt Rhinow und zumeist gingen diese dann in die Hohennauener Grundschule oder in die Grundschule Rhinow. Denn das ist ja das Schöne: Man ist in Hohennauen, wenn man von der Kita in die Kleine Grundschule wechselt, nie richtig weg. Den Sportplatz nutzen beide Einrichtungen gemeinsam. Projekte mit Landwirten, der Feuerwehr und anderen laufen immer in Zusammenarbeit mit Grundschule und Kindertagesstätte. Angelika Höffler hat nicht nur die Kinder von anderen betreut. Auch der eigene Sohn und zwei Enkel waren in ihren Gruppen. Schöne Auftritte: Und fragt man die Kinder, was sie an ihrer Erzieherin besonders zu schätzen wissen? „Die bunten Faschingskostüme“, heißt es dann wie aus der Pistole geschossen. Und tatsächlich, für Angelika Höffler konnte das nicht verrückt genug sein – die Kinder wussten das zu schätzen. Angelika Höffler ließ sich jedes Jahr etwas Neues und Besonderes einfallen – vom Eishockeyspieler über Erdbeere bis hin zum Storch. Aber es blieb nicht bei bunten Faschingskostümen. Sie liebte sie es, gemeinsam mit ihren Kindern Auftritte für Festlichkeiten, wie Sommerfeste, Weihnachtsprogramme, oder Schulveranstaltungen vorzubereiten und aufzuführen. Ob die Kinder die Gäste in eine Märchenwelt entführten oder ob Traumwelten geschaffen wurden – Angelika Höfflers Ideen kamen immer gut an. Inge Brunow war von 1985 bis 1999 Leiterin des Kindergartens in Hohennauen. Sie erinnert sich gern zurück: „Angelika war eine sehr angenehme, beliebte und engagierte Kollegin, auf die man sich stets verlassen konnte.“ Wenn im Frühsommer der sanierte Sportplatz an die Kinder der Kita und der Grundschule übergeben wird, dann ist Angelika Höffler sicher nicht fern. Mit der Sanierung bekommt der Schulsportplatz eine neue 150 Meter lange Laufbahn, einschließlich 75 Meter Sprintstrecke mit anschließender Weitsprunganlage. Geplant sind zudem ein kleines, variabel nutzbares Spielfeld und ein Beachvolleyballplatz. Am Rande des Sportplatzes wird ein Container für Sportgeräte aufgestellt. Schwieriges Jahr: Das vergangene Jahr wird Angelika Höffler als eines der schwierigsten Kita-Jahre in Erinnerung bleiben. Mit dem Corona-Virus und den Eindämmungsverordnungen änderte sich der Betrieb in der Kita Storchennest ebenso wie in den anderen Kindereinrichtungen im Amt Rhinow. Trotzdem behielt die Erzieherin ihren Optimismus. Die Kinder, die in die Kita kamen, sollten hier eine unbeschwerte und schöne Zeit verbringen. 45 Jahre im Erzieherberuf, 36 Jahre in der Kita Storchennest Hohennauen, die Kinder, die zurzeit die Kindertagesstätte besuchen, und alle ehemaligen Schützlinge sagen im Chor: „Danke!“ Von Joachim Wilisch