In Gülpe wird das nächtliche Insektensterben erforscht

Dazu bringt die Frau aus Hohennauen, die Landschaftsnutzung und Naturschutz in Eberswalde studierte, bis Ende des Monats jeweils zu Sonnenuntergang und -aufgang zum abnehmenden Halbmond in der Straße am Neubau an sechs Straßenlaternen Insektenfallen an. So bestimmt sie die Insekten, die jeweils innerhalb einer Nacht – und im Vergleich dazu – innerhalb eines Tages in die Falle gegangen sind. Mit dem Ergebnis soll untersucht werden, welchen Einfluss die Straßenbeleuchtung sowie die Beleuchtung auf privaten Grundstücken auf das Sterben dämmungs- und nachtaktiver Insekten haben. Mühevolle Kleinarbeit: „Die durch die Straßenbeleuchtung angelockten dämmerungs- und nachtaktiven Insekten werden in ein mit Alkohol gefüllten Auffangbehälter geleitet. Diese werden danach in mühevoller Kleinarbeit, nach der jeweiligen Insektenordnung, ausgezählt“, erläutert Sophia Dehn. „So waren im Sommer bis zu 2.000 Mücken in einer Falle. Das Auszählen kann dann für eine Falle schon mal bis zu fünf, sechs Stunden dauern.“ Die Frage ist, wie weit am Wasser lebende Insekten – zum Beispiel Köcherfliegen oder Libellen – die unter anderem Fischen als wichtige Nahrungsquelle dienen, sich am Tage vom Wasser entfernen und ob die Straßenbeleuchtung möglicherweise beim abendlichen Rückflug als Barriere wirken. Als Ergebnis sollen Straßenlaternen so optimiert werden, dass sie möglichst wenig Licht unnütz in den Himmel abstrahlen. „In diesem Jahr haben wir noch mit dem Aufbau der Fallen experimentiert“, erklärt Sophia Dehn. „Zusätzlich stellen wir, zum Vergleich, in den Vorgärten in der Straße über Nacht zwei Lichtfallen am Boden auf.“ Direkt vor der Pension „Kreativoase“ von Jordis Hammer hängt an der Straßenlaterne eine der sechs Fallen. Jordis Hammer ist auch Mitglied im Förderverein für den Sternenpark Westhavelland. Gäste im Sternenpark: Viele ihrer Gäste kommen auch, um im Sternenpark den Nachthimmel zu beobachten. Nachtaktive Insekten, wie Köcherfliegen oder Nachtfalter haben, neben Bienen, oft eine größere Bestäubungsleistung als tagaktive Insekten, erläutert Sophie Dehn dazu. „Nur wenn man auf dieses Thema aufmerksam gemacht wird und sich dadurch etwas dafür interessiert, kann man auch in seinem privaten Umfeld etwas verändern“, sagt Jordis Hammer. Sie finde es gut, dass Sophia Dehn mit dem Projekt so offen auf die Bürger vor Ort zugeht und versucht sie mitzunehmen. Den Flyer zu diesem Thema wird Jordis Hammer auch in ihrer Pension auslegen. „Vor meinem Studium habe ich mir über das Thema Lichtverschmutzung auch wenig Gedanken gemacht“, so Dehn. „Wir finden es einfach toll, was Sie hier machen“, sagen zwei weitere Anwohner aus Gülpe, deren Neugier geweckt wurde. Bis Ende 2024 betreut die Koordinatorin das Projekt im Naturpark Westhavelland, insgesamt gibt es vier bundesweit. Die Umstellung der Beleuchtung in Gülpe und anderen Orten im Sternenpark wird, nach Auswertung der ersten Projektergebnisse, frühestens ab 2022 erfolgen. Im Zusammenhang mit dem Projekt in Gülpe sucht das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Freiwillige zur Datenerhebung. Das Projekt kann beim Aufstellen/Entleeren der Fallen helfen, ebenso bei der Bestimmung wie hell der Nachthimmel ist. Dazu wird die App „Verlust der Nacht“ genutzt. Wie man Insekten bestimmt: Sophia Dehn bietet zudem Kurse zur Bestimmung der Insektenordnungen an. Jordis Hammer stellt dazu ihre „Kreativoase“ zur Verfügung. Die Auftaktveranstaltung findet am 30. Oktober in Neuglobsow statt. Eine Anmeldung ist bis zum 25. Oktober per E-Mail an aube@igb-berlin.de möglich. Weitere Informationen findet man unter www.tatort-strassenbeleuchtung.de. Sophia Dehn berät auch Kommunen und Privatpersonen zum Thema Lichtverschmutzung Beleuchtung. Man erreicht sie unter Telefon 0152/37807308. Von Uwe Hoffmann