AfD-Mann will Bürgermeister in Schönwalde-Glien werden

Es war die Ruhe, die Michael Rhein auf Anhieb gefiel. „Wir haben nach einem Grundstück im Berliner Speckgürtel gesucht und uns viele Gemeinden angeschaut. In Schönwalde verliebten wir uns sofort“, erinnert sich der AfD-Mann. Der Zusammenhalt, das Nachbarschaftliche und die Natur zeichnen für ihn die Gemeinde aus, in der er gemeinsam mit Frau und Tochter seit 2007 zuhause ist. 2015 änderte sich alles: Jetzt möchte der Justizvollzugsbeamte Bürgermeister der Glien-Gemeinde werden und am 1. September den langjährigen Verwaltungschef Bodo Oehme (CDU) beerben. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass er selbst den Christdemokraten seine Stimme gab. „Ich habe nach der Wende die Grünen gewählt und danach die CDU. Damals habe ich mich zwar an den Wahlen beteiligt, war aber nicht besonders politisch interessiert. 2015 hat sich das geändert“, sagt der Kandidat. Während seiner Arbeit in einer Berliner Justizvollzugsanstalt habe er viele negative Situationen erlebt, seine Blickweise hätte sich geändert. „Wie werde ich bei der Arbeit behandelt und wie davor geschützt, fragte ich mich oft. Meine Zukunftsangst wurde größer, auch mit Blick auf meine Tochter und ihre Generation“, so der Schönwalder. Die Flüchtlingswelle im gleichen Jahr sowie die Berichterstattung der Medien, die für Rhein nicht mit der Realität zusammenpasste, hätten ihn zum Nachdenken gebracht. „Die Meinungen deckten sich“: „Keiner kann etwas dafür, wo er geboren wurde, und jeder kann aus seinem Leben machen, was er möchte. Nur muss er sich an Regeln halten“, sagt Michael Rhein, der 2017 dem Schönwalder AfD-Ortsverband beitrat. „Ich habe viel mit Bekannten und Eltern von Klassenkameraden meiner Tochter geredet und die Meinungen deckten sich. Die größten politischen Überschneidungen gab es für mich mit der AfD“, sagt der Schönwalder, der mit seinem Beitritt auch Freunde verlor. „Sie konnten andere Meinungen nicht akzeptieren und es hat sich auseinandergelebt. So trennte sich die Spreu vom Weizen“, sagt der 50-Jährige, der seine Glatze anlässlich des Bürgermeisterwahlkampfes bewusst in den Fokus gerückt hat. Michael Rhein ist 1969 in Berlin-Lichtenberg geboren. Er hat eine Ausbildung zum Kaufmann absolviert und zunächst in dem Beruf gearbeitet. Mit 22 Jahren verpflichtete er sich für vier Jahre bei der Bundeswehr, war dort Truppenführer. Zwei Jahre arbeitete er als Lieferfahrer bevor er 1997 für ein halbes Jahr arbeitslos wurde. Seit 2001 ist Rhein Justizvollzugsbeamter in Berlin. 1996 lernte er seine Frau kennen, 2005 wurde die gemeinsame Tochter geboren. In die AfD trat Michael Rhein im Jahr 2017 ein und wurde bei der Kommunalwahl 2019 in die Schönwalder Gemeindevertretung gewählt. Das Plakat mit einem Foto seines kahlen Kopfes und der Unterschrift „Ehrliche Haut“ ist in der Gemeinde wohl das am stärksten diskutierte. „Dabei hat das Plakat nicht einmal einen politischen Hintergrund. Ich habe eben eine Glatze und wollte mit dem Foto negativen Anspielungen vorbeugen“, so Rhein, für den die Entscheidung zu seiner Kandidatur eher zufällig fiel. Zunächst stand für ihn der Posten des Bürgermeisters nicht zur Debatte. „Ich hatte in meinem Leben bereits Führungspositionen inne und behalte das Ziel vor Augen“, so der Schönwalder. Zudem sei es an der Zeit für einen Wechsel, findet Michael Rhein und begründet damit seine Motivation. „Bodo Oehme hat viel für die Gemeinde getan und vor seinem Fachwissen habe ich großen Respekt. Dennoch würde ich viel anders machen“, so der 50-Jährige. Rhein setzt auf mehr Transparenz: Er wolle im Falle seiner Wahl auf mehr Transparenz setzen und gleichzeitig Verwaltungsstrukturen neu ordnen. „Wenn Bodo Oehme nicht da ist, passiert auch nichts. Das kann nicht sein“, sagt Michael Rhein, der außerdem die Schönwalder Bürger aus Siedlung und Ortsteilen stärker in Entscheidungsprozesse einbeziehen möchte. „Egal, ob Straßenbau oder andere Investitionen – die Bürger sollen mitentscheiden dürfen, schließlich geht es ihnen ans Portemonnaie.“ Gewerbeansiedlungen zu unterstützen, stünde ebenso auf seiner Agenda, wie die Sanierung der L16, der Breitbandausbau in der Gemeinde und die Vereinsförderung. Auch dem zunehmenden Autoverkehr müsse man begegnen: „Der Verkehr quält sich durch den Spandauer Forst oder durch Falkensee. Dieses Problem müssen wir angehen“, so der Bürgermeisterkandidat, der selber mit dem Fahrrad nach Spandau zur Arbeit fährt. Von Laura Sander

Schönwalde-Glien - Bürgermeisterkandidat Michael Rhein (AfD) will das Schönwalder Rathaus umkrempeln