Pausiner warten seit 26 Jahren auf eine befestigte Straße

Die Tränen standen seiner Frau in den Augen. Das ganze Wasser lief in die Garage. Seit 26 Jahren ärgert sich Werner Ludwig über den Zustand des Gartenweges im Schönwalder Ortsteil Pausin. „Bei Regen läuft das Wasser nicht ab“, sagt der Rentner und erzählt: „Und wenn dann einer durch die tiefen Schlaglöcher fährt, spritzt das dreckige Wasser an unseren Gartenzaun und das Garagentor.“ Der Anwohnerweg ist ein Feldweg. So hatte sich Familie Ludwig das vor 26 Jahren nicht vorgestellt. Da zog der Rentner aus Spandau in die Gemeinde Schönwalde-Glien, erwarb für sich und seine Tochter Grund und Boden und erfüllte sich den Traum von Haus und Garten im Alter. „Schon damals versprach mir die Bürgermeisterin, dass der Weg saniert werden solle“, erzählt Ludwig, „weil dies ein Wohngebiet wird.“ Und nicht nur für ihn sei der Weg ohne Kanalisation ein Ärgernis, auch für die anderen Anwohner in der Straße . Selbsthilfe mit einer Spitzhacke: Die letzten Jahre seines Lebens saß Willy Kaczmarek, der am Beginn des Gartenweges wohnte, in einem Rollstuhl. „Und immer wenn mein Nachbar rausfahren wollte, konnte er dies nicht. Entweder waren die Schlaglöcher zu groß oder die Straße voller Wasser“, weiß Werner Ludwig, selbst 83 Jahre alt, zu berichten. Willy Kaczmarek kämpfte mit ihm jahrelang für die befestigte Straße: „Er starb aber vor zwei Jahren.“ Vor Jahren hat sich Ludwig eine Spitzhacke gekauft und zur Selbsthilfe gegriffen. Damit versucht er nun zumindest die Löcher auf der Straße zu stopfen und das Wasser zum Ablaufen zu bringen. „Die Spritzflecken am Zaun und an meinem Garagentor kann ich nach jedem Regen abwischen“, sagt Ludwig, der sich von den Lokalpolitikern allein gelassen fühlt: „Der Ortsvorsteher von Pausin geht schon gar nicht mehr ans Telefon, wenn ich anrufe.“ Ortsbeirat verschiebt Ausbau: Auch von Schönwalde-Gliens Bürgermeister Bodo Oehme (CDU) ist er enttäuscht, denn der hätte die befestigte Straße auch schon mehrmals versprochen. „Ich habe immer CDU gewählt – das ist jetzt vorbei“, sagt Ludwig entschlossen. Doch Oehme sagt nur: „Der Ortsbeirat Pausin hat eine Entscheidung getroffen und einen Beschluss gefasst: Der Weg wird erst 2023 ausgebaut, die Planung soll 2022 erfolgen.“ Die Schönwalder Gemeindevertreter hatten eigentlich den Ausbau ein Jahr früher geplant, seien aber den Vorgaben des Ortsbeirates gefolgt. Hintergrund für den spät angedachten Ausbau ist die Finanzierung: Da es sich beim Gartenweg in Pausin um eine Erschließung handelt, müssten die Anlieger an den Kosten beteiligt werden. Spekuliert wird vom Ortsbeirat wohl darauf, dass es demnächst eine Gesetzesänderung im Land Brandenburg gibt, wonach auch bei einer Straßenerschließung die Anlieger von den Kosten befreit werden. „Mir geht es nicht ums Geld, ich bin enttäuscht, dass mir alle Bürgermeister und Ortsvorsteher, die ich bisher erlebt habe, eine befestige Straße versprochen haben und dies nicht einhalten“, sagt Ludwig und putzt mit einem Lappen die Spritzflecken vom Gartenzaun. Verbindungsweg zur Waldstraße: Unabhängig von der Entscheidung zum Zeitpunkt des Ausbaus des Gartenweges hat die Gemeinde Schönwalde-Glien die Voraussetzungen geschaffen, dass der Weg künftig nicht mehr Sackgasse ist, sondern von beiden Seiten befahren werden kann. „Wir haben ein Grundstück erworben, so dass es jetzt möglich ist, einen Verbindungsweg zur Waldstraße zu schaffen“, erklärt Bodo Oehme. Dieser werde im Zuge des Ausbaus des Gartenweges angelegt. Von Ulrich Hansbuer