Tischlermeister Steffen Düring aus Perwenitz: Der Experte für Unikate

„Wir hatten ordentlich zu tun, auch während des Lockdowns im Frühjahr“, sagt Steffen Düring. Der 50-jährige selbstständige Tischlermeister aus dem Schönwalder Ortsteil Perwenitz blickt auf die vergangenen Coronamonate zurück, durch die der Handwerker „im Großen und Ganzen gut durchgekommen ist“. Durchgängig „ordentlich zu tun“ habe er gehabt. „So wie ich das mitbekommen habe, ging es vielen Handwerksbetrieben so, vor allem den kleineren mit zwei, drei, vier Mitarbeitern.“ Schon der Urgroßvater war im Tischlerhandwerk tätig: Der 50-Jährige liebt die Arbeit am und mit dem Holz. Von der Pike auf gelernt habe er seinen Beruf, der ihm offenbar schon in die Wiege gelegt wurde. Schon sein Groß- und Urgroßvater seien im Tischlerhandwerk tätig gewesen, ebenso sein Vater. Für den jungen Steffen Düring lag somit der eben selbe Beruf nahe. „Etwas mit den eigenen Händen schaffen können, das fasziniert doch immer wieder aufs Neue“, sagt er auch heute noch, 30 Jahrzehnte nach seiner Ausbildung. Die absolvierte er – in den letzten Wehen des DDR-Endes – von 1987 bis 1990 im thüringischen Zeulenroda. „Das war eine Berufsausbildung mit Abitur. Hier in der Heimat war das so nicht möglich, also bin ich für die drei Jahre nach Thüringen gegangen.“ Sein erster Betrieb war anschließend der VEB Möbelwerke Falkensee, den es heute längst nicht mehr gibt. Der Sprung in die Selbstständigkeit kurz nach der Wende: Im Umbruch der Wende schlug auch die Tischlerdynastie Düring aus Perwenitz neue Wege ein. „Mein Vater und ich, wir haben uns nach 1990 zusammengesetzt und überlegt, wie es weitergeht“, erinnert sich der heute 50-Jährige. Die Überlegungen mündeten schließlich 1992 in der Selbstständigkeit, die Tischlerei Düring nahm ihren Betrieb auf. Wieder, denn bis in die 70er Jahre hatte der Familienbetrieb schon mal existiert, ehe er in einem VEB aufging. Zeitweise bis zu sechs Mitarbeitern beschäftigte der Handwerksbetrieb. Steffen Düring machte währendessen in der Bötzower Tischlerei Thiede zusätzlich noch eine Ausbildung als Tischlergeselle. „Mir waren die Praxiserfahrungen in solch einem Handwerksbetrieb wichtig, denn das fehlte mir in der Ausbildung im Großbetrieb“, blickt er zurück. Nur wenige Jahre später legte er dann seinen Meisterbrief nach, den er 1996 bis 1999 in der Abendschule absolvierte. Spezialisierung auf Unikate im privaten Hausbereich: Die kleine, aber feine Tischlerei hatte sich unterdessen vor allem auf Maßanfertigen im privaten Hausbaubereich spezialisiert. „Natürlich haben wir auch größere Kunden, beispielsweise Betriebe, für die wir im Innenausbaubereich tätig sind“, sagt er. Die größte Freude bereiten dem Tischlermeister, der seine Arbeit auch nach 30 Jahren noch voller Leidenschaft ausübt, nach wie vor „vor allem die kleinen Möbelarbeiten. Einbauschränke beispielsweise oder Treppenunterbauschränke, die individuell für jedes Haus passend von uns hergestellt werden“. Der Trend geht deutlich Richtung Regionalität: Der 50-Jährige hat in den vergangenen Jahren einen Trend zurück zu mehr Regionalität ausgemacht. „Die Leute besinnen sich offenbar wieder mehr auf die Möglichkeiten des regionalen Handwerks.“ Es könne eben doch nicht alles im Onlinehandel erworben werden. „Der Paketbote stellt die Ware vor der Tür ab, damit ist die aber längst noch nicht eingebaut und funktionsfähig“, sagt er schmunzelnd. Corona habe diesem Trend noch einmal einen neuen Schub gegeben. „Tatsächlich investieren die Leute gerade auch in den vergangenen Monaten wieder mehr in die eigenen vier Wände, vielleicht auch, weil sie wegen Corona inzwischen sehr viel mehr Zeit zu Hause verbringen.“ Vor allem im Havelland und in Oberhavel, aber auch in Berlin hat Steffen Düring, der die Tischlerei nach dem altersbedingten Ausstieg seines Vaters inzwischen allein betreibt, seinen Kundenstamm. Und dder hielt ihn auch während der Coronamonate ordentlich auf Trab. Angst, sich mit dem Virus anzustecken, habe er in dieser Zeit nicht gehabt. Jedoch habe er versucht, den Kundenneubetrieb einzuschränken, um unnötige Ansteckungsrisiken auszuschließen. „Angst ist kein guter Ratgeber, das schüchtert ein und blockiert. Viel gesunde Vorsicht ist unser täglicher Begleiter in dieser Zeit“, sagt er. Arbeiten im Traumjob: Dass er seine Arbeit während der Corona-Lockdowns nicht unterbrechen musste, ist für den Handwerker nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht immens wichtig. „Ich arbeite gern in meinem Job. Er ist so vielseitig, man kommt unter Leute, hat Kontakt mit den Kunden, kann sie beraten und nach ihren Wünschen Möbelstücke anfertigen. Man schafft etwas mit seinen eigenen Händen. Hinterher steht etwas da, was man sehen und anfassen kann. Das ist doch eine tolle Arbeit“, findet er. Und genau deshalb kann er sich auch nichts anderes als den Tischlerberuf vorstellen. Von Nadine Bieneck