Elstal: Der Weg für Karls Natur-Feriendorf ist frei

In diesem Jahr wird das Familienunternehmen Karls 100 Jahre alt. Die Pläne von Inhaber Robert Dahl und seiner Familie, den mittlerweile besucherstärksten der sieben Karls-Standorte in Deutschland in Elstal auszubauen, schreiten vor-an. Im 2014 eröffneten Erlebnis-Dorf werden immer wieder neue Attraktionen geschaffen. Das Hauptaugenmerk liegt in den nächsten Jahren aber auf dem ehemaligen Kasernengelände an der B 5. Als Karls das Areal der Adler/-Löwenkaserne im Dezember 2016 gekauft hatte und Sie später erste Pläne für das Gelände vorgestellten, war der Plan, 2021 das erste von zwei Hotels im neuen Feriendorf zu eröffnen. Dann begann das Raumordnungsverfahren und es kam Corona. Mit welchen Folgen? Robert Dahl: Der Weg für das Natur-Feriendorf ist jetzt frei. Wir halten an unserem Vorhaben fest. Erst mal sind wir glücklich, dass das Raumordnungsverfahren abgeschlossen ist und die Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg uns damit das Signal gegeben hat, loslegen zu können. Alle Auflagen, die mit dem Bau verbunden sind, werden wir erfüllen. Jetzt werden die Bebauungspläne gemeinsam mit der Gemeinde Wustermark erarbeitet. Das ist dann auch der Punkt, an dem sich die Einwohner von Wustermark mit Meinungen, Anregungen und Hinweisen beteiligen können. Es gab im Laufe der Jahre bereits einige Änderungen in Bezug auf das Feriendorf. Wie ist der Stand heute? Klar ist, dass wir das erste Erdbeerhotel „Mieze Schindler“ mit etwa 260 Betten nicht mehr in diesem Jahr eröffnen können. Klar ist auch, dass wir davon abgewichen sind, einen Badesee oder große Wasserflächen anzulegen, die mit Trinkwasser befüllt werden. Es wird nur Wasserfläche mit Regenwasser geben. Grundsätzlich wollen wir zwei Hotels errichten, dazu einige weitere Manufakturen entlang einer Erdbeerpromenade. Dazu kommen eine Badescheune und Attraktionen für Kinder. Bei den geplanten Ferienhäusern setzen wir auf kleine Einheiten für jeweils eine Familie, sogenannte Tiny-Häuser und Schäferwagen. Sie sprachen einst von insgesamt 2000 Betten im Feriendorf. Bleibt es dabei? Das wird der Markt regeln. Es werden im ersten Schritt etwa 100 Häuschen gebaut. Sollte der Bedarf dafür größer sein, wird ergänzt. Ich denke, maximal 4000 Betten sind im Naturferiendorf möglich. Was bedeutet eigentlich Naturferiendorf? Erstens wird für jeden Besucher des Dorfes ein Fahrrad zur Verfügung gestellt, sodass man sein Auto, wenn es nach der Ankunft auf dem Parkplatz abgestellt ist, bis zur Abreise nicht mehr bewegen muss. Mit dem Rad durch die Döberitzer Heide oder in der Umgebung zu fahren, darauf setzen wir. Zweitens werden die Wege zwischen den einzelnen Häuschen über Stege aus Holz führen. Damit können alle möglichen Tierchen auf dem Boden weiter krabbeln und wir müssen nicht zusätzlich Wege pflastern. Die Häuser werden alle aus Holz und naturnahen Rohstoffen hergestellt. Und das zweite Hotel „Alles Paletti“ wird ein Upcycling-Haus mit 50 Suiten. Das bedeutet: Nahezu alle Möbel werden aus gebrauchten Teilen zusammen- und umgebaut. Sie erhalten einen neuen Schliff. Am Karls Standort Rövershagen gibt es das schon. Nicht zu vergessen: Wir haben bereits in einem Gebäude an der B 5 ein Fledermaushaus eingerichtet. Es war auch mal von einer Seilbahn die Rede, die ins Erlebnis-Dorf fahren soll. Die wird gebaut. Die Fahrgäste können dann an zwei Punkten ein- und aussteigen. Die Seilbahn führt vom Naturferiendorf über das Parkplatzgelände zum Erlebnis-Dorf. In welchem Zeitraum sollen Ihre Pläne verwirklicht werden? Ich denke, dass wir von zehn bis 15 Jahren reden. Das Investitionsvolumen lag mal nach Ihren Angaben bei 100 Millionen Euro. Wie hat sich das verändert? Wenn ich, mal abgesehen vom Ansteigen der Baupreise, auf die Kosten schaue, die wir bisher schon zu tragen hatten für die Munitionsberäumung auf den Teilflächen, die jetzt bebaut werden sollen, und den Abriss der alten nicht mehr nutzbaren Gebäude, dann schätze ich den Investitionsbedarf auf mindestens 150 Millionen Euro. Bekommen Sie irgendwelche Fördermittel? Nein. Bleiben wir beim Abriss. Können Sie schon sagen, welche Gebäude erhalten werden? Der Eingangsbereich der ehemaligen Kasernen mit dem 30 Meter hohen Löwenturm bleibt genauso stehen wie die sich dahinter befindlichen alten Verwaltungsgebäude. Wir denken derzeit darüber nach, wie letztere genutzt werden können. Erste Gedanken sind, dort anderen Firmen, unter anderem Start-Ups, einen Platz zu geben. Ja sogar eine Diskothek könnte man in eines der alten Gebäude integrieren, denn in der Umgebung gibt es doch keinen Tanztempel für junge Leute. Im Löwenturm könnte ein Museum mit der Geschichte des Geländes eingerichtet werden. Unter anderem könnte auch der Verein Historia Elstal Räume für eine Ausstellung oder den Verein selbst bekommen. Apropos Löwenturm: Was ist mit der steinernen Löwin, die einst am Eingang stand? Die Löwin kehrt zurück. Die Gemeinde Wustermark hat sie damals gerettet und verwahrt. Sie wird einen würdigen Platz bekommen. Von Jens Wegener