Elstal: Uwe Kreideweiß ist Platzwart, Trainer und Vereinschef

Er verteilt den Teig gleichmäßig in der schwarzen Form, drückt in den Ecken etwas nach. Dann streut er etwas Belag drauf und schiebt das Blech in den Ofen. „Heute kommt der Bürgermeister zu Besuch, da soll der Kuchen möglichst noch warm sein“, sagt Uwe Kreideweiß. Von wenigen Tagen ist der neue Chef des Vereins ESV Lok Elstal 60 Jahre alt geworden. Deshalb will Wustermarks Gemeindeoberhaupt Holger Schreiber ihm nachträglich gratulieren. Aber nicht nur deshalb: Denn, auch wenn er selbst es nie sagen wird: Ohne Uwe Kreideweiß würde der größte Verein der Gemeinde Wustermark heute wohl nicht mehr existieren. Er weiß das besser als Bürgermeister Holger Schreiber, der selbst mal Vorsitzender des ESV war und dessen Vater Peter lange Jahre die Geschicke des Vereins mit geprägt hat. Als Uwe Kreideweiß 1973 als zwölfjähriger Junge erstmals als Fußballer über den Platz am Ernst-Walter-Weg lief, hieß der 1949 gegründete Verein noch Betriebssportgemeinschaft Lok Elstal. „Ich war immer Verteidiger“, erinnert er sich. Bis zum 18. Lebensjahr kickte der Elstaler für den Verein, nach einer dreijährigen Pause (Armeezeit) kam er zurück und spielte noch bis zum 28. Lebensjahr. Dann in der zweiten Männermannschaft. Die Suche nach Nachwuchs: Sein ehrenamtliches Engagement beim ESV begann nach der Wende. „Als die Bahn sich aus der Finanzierung des Vereins zurückzog, drohte der Absturz. Uns wurde schnell klar, dass wir keinen Nachwuchs hatten, keine finanziellen Mittel. Die Gemeinde Wustermark half. „Und Udo Jankowiak, Udo Schultz und ich haben uns daran gemacht und junge Fußballer zusammengesucht. Das war mein Start als Trainer“, sagt Uwe Kreideweiß, der hauptberuflich als Elektromonteur in Berlin gearbeitet hat. Das ging über zehn Jahre so. „Ich freue mich heute noch, wenn ich sehe, dass die Kinder und Jugendlichen Spaß am Sport haben, sich bewegen. Deshalb war es auch kein Problem, mich um die Nachwuchsmannschaften zu kümmern. Der Tagesablauf war klar: Von der Arbeit nach Hause, Tasche in die Ecke und auf zum Platz.“ 2000 änderte sich einiges im beruflichen Leben von Uwe Kreideweiß. Der bisherige Helfer des Vereins Gerhard Bottge, der sich um die Plätze der Sportanlage gekümmert hatte, hörte auf. Vereinschef Peter Schreiber musste etwas organisieren, damit der ESV weiter existieren konnte. Er beantragte eine Förderung beim Landkreis für einen Platzwart. Die Stelle wurde tatsächlich für ein Jahr vom Kreis gefördert, aber wer sollte das machen? „Finanziell war es nicht lukrativ, ich habe weniger verdient, als in meinen Beruf. Aber am Ende habe ich zugesagt “, erinnert sich Kreideweiß. Kreiden, mähen, wässern: Seitdem ist er „Mutter für alles“ auf dem 44000 Quadratmeter großen Areal am Ernst-Walter-Weg mit drei Plätzen, einem Bolzplatz, mit Kegelbahn und einigen Volleyballfeldern. Rasenpflege, das Kreiden, die Heizung reparieren, das Reinigen der Kabinen und des Sanitärtraktes sind nur einige seiner Aufgaben. Er schreibt Trainingspläne und organisiert Fahrten der Mannschaften zu den Auswärtsspielen. Und „Kreisi“, wie der Ur-Elstaler, genannt wird, kümmert sich auch um Elstaler Oberschüler, wenn die auf dem ESV-Gelände ihren Sportunterricht haben. Ganz „nebenbei“ widmet Uwe Kreideweiß bis heute dem Behindertensport. „Wir haben eine Kooperation mit der Förderschule in Markee und den Fliednerwerkstätten in Nauen und Falkensee aufgebaut. Ich fahre mit den Jungen und jungen Erwachsenen auch zu Turnieren“, so der 60-Jährige. Ähnlich läuft das mit einer Kindergarten-Fußballgruppe aus Elstal. Die Drei- und Vierjährigen, die hauptsächlich aus der Kita „Kiefernwichtel“ kommen, werden von Uwe Kreideweiß trainiert: „Ich glaube, es gibt keinen Verein im Havelland, der sich um so junge Kinder kümmert.“ Kommune finanzierte den Sportplatzkauf: Jahr für Jahr wurde die geförderte Stelle vom Landkreis verlängert, aber Uwe Kreideweiß hatte nie die Gewissheit, langfristig beschäftigt zu werden. Das änderte sich erst 2010, als Platzwart und Jugendleiter beim Verein fest angestellt wurde. Inzwischen hat die Gemeinde Wustermark ihre finanzielle Unterstützung für Lok Elstal erhöht. „Wir sind dankbar, dass die Betriebskosten bezahlt werden, und vor allem, dass die Kommune das Areal vom Eisenbahnbundesvermögen im Jahr 2016 für den ESV gekauft hat“, erklärt Kreideweiß. Auch wenn die sportlichen Erfolge der Elstaler Kicker zuletzt nachgelassen haben und die erste Männermannschaft nur noch in der 1. Kreisklasse spielt, Uwe Kreideweiß ist mit vollem Einsatz dabei. Als Ende vergangenen Jahres der gesamte Vorstand des Vereins bei der Wahl nicht mehr antrat, rückte er in die erste Reihe und wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt. Jetzt ist sein Tagesablauf geregelt: „Von 7 bis 16 Uhr bin ich Platzwart, von 16 bis 18 Uhr bin ich Nachwuchstrainer und ab 18 Uhr Vereinschef.“ Von Jens Wegener