Wisente sichern in der Döberitzer Heide die Artenvielfalt

Die Döberitzer Heide ist das Zuhause einer ganz besonderen Tierart: Wisente. Etwa 90 Tiere leben heute in der rund 1800 Hektar großen Wildniskernzone von Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide. Die ersten Tiere wurden 2004 angesiedelt. Sie kamen aus Zoos und Gehegen und bildeten den Start für eines der größten Erhaltungsprojekte für den Wisent. Wisente, aber auch andere heimische große Pflanzenfresser seien wichtig, um dem Verlust der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken. Was das genau bedeutet, zeigt allein ein genauerer Blick auf den Kot der Tiere, die zwischen 30 und 60 Kilogramm pflanzliche Nahrung am Tag zu sich nehmen. Entsprechend viel kommt hinter auch wieder raus. 35 Dungkäferarten im Kot: „In Wisentkot wurden in der Heide 35 verschiedene Dungkäferarten nachgewiesen. In manchem Haufen leben bis zu 9000 Individuen“, erklärt Peter Nitschke, Projektleiter bei der Heinz-Sielmann-Stiftung. In Mitteleuropa gibt es etwa 100 Dungkäferarten. Vögel wie der Wiedehopf füttern ihren Nachwuchs gerne mit proteinreicher Nahrung. Dazu zählen vor allem dicke Mistkäfer und fette Käferlarven. Gibt es zu wenig Dunghaufen in der Landschaft, gibt es auch weniger Käfer und somit Nahrung für viele Vogelarten. >>LESEN SIE AUCH: Ölkäfer sind erste Frühlingsboten in der Döberitzer Heide „Es ist aber nicht nur der Kot der Wisente, der sie so wichtig macht. Sie scharren mit den Füßen, reiben sich an Bäumen und halten die Landschaft offen und schaffen so wiederum Lebensräume für andere Pflanzen- und Tierarten“, erklärt Peter Nitschke. Nimmt ein Wisent ein ausgiebiges Sandbad, nutzen diverse Wildbienenarten den offenen Boden, um ihre Niströhren anzulegen. Kleine Tümpel werden von den Wisenten ebenfalls durch rege Nutzung freigehalten. Dort fühlen sich Urzeitkrebse wohl. Verhaltensweisen wiederentdeckt: Eine wichtige Erkenntnis aus dem Projekt in der Döberitzer Heide ist, dass die Wisente ihre ursprünglichen Verhaltensweisen wiederentdeckt haben. „Die ersten Tiere kamen aus Zoos und Gehegen, in denen sie kaum Gelegenheit hatten, ihr natürliches Verhalten, zum Beispiel um an Nahrung zu gelangen, auszuleben“, so Nitschke. >>LESEN SIE AUCH: So aufwendig will die Sielmann-Stiftung die Natur in der Döberitzer Heide schützen Das Ziel sei, die vom Aussterben bedrohte Art wieder in der freien Landschaft anzusiedeln. Dies müsse nicht zwingend in Deutschland sein, so Nitschke. Denkbar seien etwa Gebiete in Osteuropa. Schon heute gibt es wilde Herden unter anderem im polnischen Białowieza, der Sperrzone von Tschernobyl, dem Poloniny Nationalpark in der Slowakei, im Kaukasus und in Rumänien. Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Tiere in Mitteleuropa ausgestorben. Heute leben rund 7000 Wisente in Europa: Zwölf Wisente waren in Zoos und Wildgehegen übrig geblieben. Mit den verbliebenen Tieren baute die 1923 in Berlin gegründete „Internationale Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents“ eine Erhaltungszucht auf. Mit Erfolg. Heute leben wieder rund 7000 Wisente in Europa. >>LESEN SIE AUCH: Insektensafari in der Döberitzer Heide Neben den Wisenten leben in der Heide auch 24 Przewalski-Pferde und 90 Rothirsche. Sie alle leisten ihren Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt und gestalten die Landschaft der Döberitzer Heide auf natürlich Weise. Mehr Informationen zur Döberitzer Heide und der Heinz-Sielmann-Stiftung unter www.sielmann-stiftung.de. Von Danilo Hafer

Vom Aussterben bedroht - Wisente sichern in der Döberitzer Heide die Artenvielfalt