Baustart für Wohngebiet in Birkenwerder verzögert sich

Noch im alten Jahr sind die gepflasterten Abschnitte der Industriestraße mit einer provisorischen Asphaltschicht versehen worden. 63 000 Euro investierte die Gemeinde, um dem Lärm und vor allem den Erschütterungen entgegenzuwirken, die aus dem erwarteten Baustellenverkehr resultieren. Denn in diesem Jahr sollen auf dem brachliegenden Industriegebiet an der Industriestraße/Havelstraße die Arbeiten zum Bau von rund 150 Wohneinheiten beginnen. Flächeneigentümerin und Bauherrin ist die Havelaue Birkenwerder GmbH. Die vorbereitenden Abrissarbeiten waren sogar bereits für Januar angekündigt. Dieser Zeitplan musste jedoch über den Haufen geworfen werden, informierte Havelaue-Inhaber und Geschäftsführer Andreas Pichotta auf Nachfrage. Dies resultiere aus den brandenburgischen Besonderheiten, die er als Berliner Investor erst habe lernen müssen: Für einen hiesigen Bauantrag müsse eine Bescheinigung der Kampfmittelfreiheit vorgelegt werden. Für diesen Auftrag stehe er mit der Oranienburger Firma Lutomsky in Verbindung. Als zweite Hürde habe sich eine Planung der Niederschlagsentwässerung herausgestellt. Auch ein Regenwassererschließungsplan müsse mit dem Bauantrag eingereicht werden. Üblich seien dafür einfache Sickermulden. Doch angesichts der Altlasten auf dem Gelände ist das aktuell ohne Umweltgefährdung nicht möglich. Im Boden wurde krebserregendes Chrom VI nachgewiesen, sodass nach den Worten von Andreas Pichotta ein aufwendiges Regenwasserkanalsystem erforderlich wäre, um Niederschläge in einen nahen Stichkanal abzuleiten. Dies jedoch würde er gerne vermeiden und stattdessen lieber den Chromatschaden im Boden ein für allemal beseitigen, so der Geschäftsführer: „Das wäre für die Natur und Umwelt die bessere Variante.“ Dazu lägen diverse Gutachten vor, die er jedoch habe erneuern lassen. Um die nötigen Schritte zu erledigen, sei beim Bauordnungsamt in Oranienburg um eine Fristverlängerung für den im vergangenen Sommer eingereichten Bauantrag gebeten worden. Erst nach der Kampfmittelbeseitigung und der Altlastensanierung seien die Unterlagen damit vollständig. „Ein Baubeginn wird nach meiner Einschätzung nicht vor April möglich sein“, sagt Andreas Pichotta. An den Bauplänen für das Wohngebiet werde exakt laut Teilbebauungsplan 37-2 festgehalten, sagte der Geschäftsführer. Geplant sei der Bau von sechs Einfamilienhäusern, 66 Doppelhaushälften in verschiedenen Größen sowie 78 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. „Wir rechnen mit erheblichem Schwerlastverkehr und damit einhergehender Lärm- und Vibrationsbelästigung für die Anwohner“, begründet Michael Poppe vom Bauamt der Gemeinde Birkenwerder die Fahrbahnarbeiten. Als Kommune müsste man eigentlich nichts machen, da es sich um eine befestigte Straße handelt. „Aber das ist ein großes Baugebiet, wo viel verbaut werden muss, was wiederum mit viel Verkehr einhergeht. Bei dem Zustand der Industriestraße mit Großsteinpflasterbelag ist das kaum zumutbar“, so Poppe. Das Provisorium besteht aus einer 3,5 Meter breiten und 660 Meter langen Asphaltschicht. Um die Entwässerung zu ermöglichen, befindet sich der Asphalt mittig auf der Fahrbahn. Über die Fugen könne das Regenwasser dann versickern. Der grundlegende Straßenausbau soll nach Abschluss der Bauarbeiten des Wohngebiets stattfinden. Dann soll die Industriestraße in den Bereichen mit Großsteinpflaster eine neue Fahrbahn erhalten. Die Straßenentwässerung und -beleuchtung sowie die Gehwege sollen ebenfalls erneuert werden. Auf dem Gelände soll trotzdem kurzfristig gebaut werden. Zunächst entstehen zwei Nisttürme für die Schwalben, die mit dem Abriss der alten Gebäude ihren Unterschlupf verlieren. Dafür sei ein separater Bauantrag gestellt worden, so Andreas Pichotta. Von Helge Treichel