MAZ Stammtisch in Birkenwerder

Eine emotionale, aber stets sachliche Diskussion entbrannte am Mittwochabend in Birkenwerder. Die MAZ Oberhavel hatte zum Stammtisch im Ratskeller eingeladen, und zwölf Birkenwerderaner waren der Einladung gefolgt. Bestimmende Themen waren vor allem der Wohnungsbau und die geplante Neugestaltung der Ortsmitte. Barrierefreiheit ist ein großes Anliegen: Vor allem der geplante Bildungs- und Kulturcampus beschäftigte Roselyne Dirk (56). Sie bemängelte vor allem die bis dato nicht barrierefreie Planung. „Eine Bibliothek im ersten Stock, das geht ja gar nicht“, fand sie. „Das gehört ins Erdgeschoss. Vielleicht kann man ja auch noch einen Lesegarten einplanen“, schlug die 56-Jährige vor. Außerdem sollten ihrer Meinung nach auch neue Medien auf einem Bildungscampus vorhanden sein. „Eine Gemeinde-Mediathek wäre toll“, so Roselyne Dirk. Die fehlende Barrierefreiheit in der jetzigen Planung bemängelte auch Ute Bartels. „Der Campus sollte barrierefrei gestaltet werden, so dass er von allen Altersgruppen genutzt werden kann.“ Auch Birkenwerders Bürgermeister Stephan Zimniok hatte sich am Stammtisch eingefunden und konnte zu dem kontrovers diskutierten Thema Stellung beziehen. „Da ist noch nichts in Stein gemeißelt“, beruhigte er die Anwesenden. „Die Kompromisse müssen noch diskutiert werden. Wer noch andere Ideen hat, ist damit immer gern gesehen“. Im neuen Bildungscampus sind unter anderem Räume für Senioren, Vereinsräume und eine Bibliothek angedacht. Die jetzige Planung entstand im Rahmen eines städtebaulichen Ideenwettbewerbes. Auch Mitglieder des Seniorenbeirates hatten ihren Weg in den Ratskeller gefunden und einige Anliegen mitgebracht. Altersgerechte Wohnungen sind gefragt – die Realisierung wird kontrovers diskutiert: Größtes Thema für Ingrid Binder (78) war der Bau von seniorengerechten Wohnungen. Über das „wo und wie“ gab es am Mittwochabend unterschiedliche Auffassungen. Während Ingrid Binder genossenschaftliche Wohnungen favorisierte, hielt Bürgermeister Zimniok entschieden dagegen. Man wolle über Preise und Vergabe der Wohnungen mitbestimmen. „Am Ende geht es darum, schnell und günstig Wohnungen für die Birkenwerderaner zu schaffen“. Zumindest dieser Punkt sorgte für Einigkeit am Tisch. „Wir reden seit 25 Jahren über 30 Wohnungen“, schaltete sich auch Petra Seeger (70) in die Diskussion ein. „Wir brauchen dringend Wohnungen für Ältere, damit diese nicht aus Birkenwerder wegziehen müssen.“ Für sie wäre ein Grundstück im Stadtzentrum optimal. „Wir müssen auch Wohnungen für die Menschen bereithalten, die am Existenzminimum leben. Es muss endlich losgehen“, fasst sie zusammen. Ähnlich sieht das auch Uwe Linz (61). „Man muss sich fragen, was man für die älteren Bürger tun kann. Bei vielen Themen werden leider die Löcher aus dem Käse diskutiert.“ Lob für Birkenwerder gab es von Gabriele Mewes (68). „Ich finde es toll, dass der Ort mittlerweile so gut beleuchtet ist.“ Doch Verbesserungsvorschläge hatte sie auch mitgebracht. „Die Gehwege mit dem historischen Pflaster sind schwierig für Leute mit Rollatoren und Rollstühlen“, findet sie. Auch dazu hatte Bürgermeister Zimniok Informationen parat. „Der Förderantrag dafür beim Kreis läuft. Wir hoffen, dass wir bis zum Sommer fertig sein können.“ Es gäbe einen großen Investitionsrückstau aus den letzten Jahren, was die Instandhaltung der Straßen und Gehwege betrifft. „800 000 Euro wären jedes Jahr nötig, um wirklich alle Straßen und Gehwege instand zu halten.“ Und: „Schnell ist nicht immer gut. Oftmals hält das dann nur zwei, drei Jahre.“ Zimniok bat darum, beschädigte Stellen aber weiterhin an die Gemeinde zu melden. Festwiese soll weiter als Veranstaltungsort dienen: Natürlich blieb auch der kommende Auftritt von Max Giesinger in Birkenwerder (MAZ berichtete) am Mittwochabend nicht unkommentiert. „Das ist natürlich auch Orts- und Regionsmarketing. Wir freuen uns sehr darauf“, so Stephan Ziminok. Er wünschte sich, dass die Festwiese wieder häufiger für Veranstaltungen genutzt wird. „Es wäre schön, den Platz dafür zu erhalten. Es sind tolle Veranstaltungen für die Gemeinschaft.“ Und Uwe Linz ergänzte: „Die Veranstaltungen werden auch von außerhalb sehr gut angenommen.“ Zum Thema Festwiese hatte auch Ute Bartels noch eine Anmerkung: „Schön wäre es, wenn zumindest ein Teil des Platzes auch barrierefrei wäre. Er muss auch für beeinträchtigte Menschen nutzbar sein.“ Das Thema Verkehr brachte Bettina Nott (54) in die Diskussion ein. „Die gefahrene Geschwindigkeit in der Hauptstraße empfinde ich als unverhältnismäßig hoch“, beschrieb sie. „Es ist fast wie eine Rennstrecke.“ Auch dazu konnte Stephan Zimniok Auskunft geben. „Ein Tempolimit entscheidet leider der Landkreis.“ Auf der Hauptstraße wurde das Tempolimit auf Teilabschnitten bereits auf 30 km/h reduziert. „In der Clara-Zetkin-Straße haben der Verkehr und der dadurch entstehende Lärm leider laut Lärmaktionsplan nicht für Tempo 30 gereicht. Aber die Gemeinde kämpft weiter für eine Verkehrsberuhigung.“ Von Stefanie Fechner

Birkenwerder - Ortsgestaltung und Wohnungsbau sind die bestimmenden Themen zum MAZ Stammtisch