Coronapandemie sorgt für weniger Kriminalität in Oberhavel

Im Rahmen einer Videokonferenz wurde am Donnerstagvormittag die Statistik zur Kriminalitätsentwicklung im Jahr 2020 im Bereich der Polizeidirektion Nord, zu der auch Oberhavel zählt, vorgestellt. Bereits in den vergangenen Jahren habe man einen Rückgang der Kriminalität festgestellt, erläuterte Frank Storch, Leiter der Polizeidirektion Nord, zu Beginn der Pressekonferenz. Corona zeigt Auswirkungen auf die Kriminalität: „Dieser Trend setzte sich auch 2020 fort“, so Storch. 2020 sei von der weltweiten Verbreitung des Coronavirus geprägt gewesen. „Das hat nicht nur Einfluss auf unsere Alltagsgestaltung gehabt. Wir haben auch festgestellt, dass eine Auswirkung auf die Kriminalitätslage stattgefunden hat“, leitete der die Präsentation ein. Die pandemiebedingten Veränderungen hätten auch Einfluss auf die Tatgelegenheitsstrukturen gehabt, was nach Ansicht von Frank Storch Straftaten verhindert habe. Die Auswertung der Gesamtkriminalität ergibt ein ähnliches Bild. Waren es 2019 noch 24.570 erfasste Fälle, so lag die Zahl für das Jahr 2020 bei 23.553 (- 1017). Damit lagen die erfassten Fälle im zehn-Jahres-Vergleich auf einem historischen Tiefstand. Mehr als die Hälfte der Fälle konnte aufgeklärt werden: Die Aufklärungsquote lag im vergangenen Jahr bei 58,9 Prozent (+0,3). Die meisten Straftaten passieren in Oberhavel: Trotz aller positiven Entwicklungen verzeichnet Oberhavel weiterhin die meisten Straftaten im Bereich der Polizeidirektion Nord, denen neben Oberhavel (12.028 Fälle) auch die Landkreise Prignitz (4 380 Fälle) und Ostprignitz-Ruppin (7 145 Fälle) angehören. In den Hauptdeliktfeldern weisen die Straftaten gegen das Leben als einziges Feld eine Steigerung auf, die Zahl stieg von 13 (2019) auf 15 Fälle (2020). Den größten Rückgang verzeichnete indes das Feld „schwerer Diebstahl.“ Wurden 2019 noch 4 049 Delikte gemeldet, waren es 2020 noch 3 557 Delikte (-492.) – ein Minus von satten 12,2 Prozent. 162 Mal wurde 2020 ein Kraftfahrzeug im Bereich der PD Nord gestohlen (-24), dazu verschwanden 1 308 Fahrräder (1 641). 9836 Tatverdächtige konnten im vergangenen Jahr von der Polizei ausfindig gemacht werden (-104). 7 769 Erwachsene, 745 Heranwachsende (18 bis 21 Jahre), 895 Jugendliche (14 bis unter 18 Jahre) und 427 Kinder (bis 14 Jahre) wurden als Tatverdächtige registriert. Im Bereich Gewaltkriminalität konnten 85,7 Prozent der 713 (-79) gemeldeten Fälle aufgeklärt werden. Beim Tatbestand Körperverletzung konnten sogar 92,1 Prozent der 2 654 (- 63) gemeldeten Fälle aufgeklärt werden. Mehr pornografische Erzeugnisse verbreitet: Einige unerfreuliche Entwicklungen gibt es dagegen im Bereich Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Im Deliktfeld „Verbreitung pornografischer Erzeugnisse“ wurden 112 Taten registriert – 39 mehr als im Vorjahr. Ebenfalls ein Plus von 40 Fällen verzeichnete das Deliktfeld „Ausnutzen sexueller Neigungen.“ Der sexuelle Missbrauch von Kindern wurde 2020 71 Mal angezeigt, im Jahr zur 105 Mal (-34). Im Bereich der politisch motivierten Kriminalität, so erklärte es Jan Krütze, Leiter der Kriminalpolizei, wurden im Jahr 2020 438 Fälle erfasst, von denen 238 aufgeklärt werden konnten. Den stärksten Rückgang verzeichnete Oberhavel: Wurden 2019 noch 190 Fälle zur Anzeige gebracht, so waren es 2020 noch 140 (- 50). Von Stefanie Fechner