Die Sportlandschaft in Corona-Zeiten: Pleitewelle bei Vereinen blieb aus

Volle Ränge beim Handball in der MBS-Arena, mehr als Tausend Zuschauer beim Oranienburger Fußball-Stadtderby und Hunderte Läufer- und Läuferinnen bei diversen Volksläufen. Die Sportlandschaft im Landkreis Oberhavel hätte viel zu bieten, doch inmitten der Corona-Pandemie ist nichts mehr wie es mal war. Seit März ruhten alle Aktivitäten komplett, ganz langsam greifen die Lockerungen seitens der Landesregierung nun aber auch im Sport, zumindest Training ist unter strengen Auflagen teilweise wieder möglich. Für Frank Müller, Vorsitzender des Kreissportbundes Oberhavel, keine leichte Zeit, dennoch sieht er die Vereinslandschaft mit einem blauen Auge davongekommen, wie er unter anderem im Interview berichtet. Herr Müller, wie würden Sie die aktuelle Situation der Sportlandschaft Oberhavel beschreiben? Frank Müller: Durch die Corona-Pandemie lag natürlich alles brach. Nun jedoch greifen die ersten Lockerungen und man merkt natürlich, dass viele jetzt ungeduldig werden nach der lange Pause und endlich wieder starten wollen. Allerdings müssen wir uns weiter an die Vorgaben seitens der Landesregierung halten und wir als Kreissportbund können da wenig bewirken. Aber ohne Frage ist es schon ein sehr komisches Gefühl, wenn überhaupt kein Sport stattfindet. Wie hart hat die Corona-Pandemie die Sportvereine in Oberhavel getroffen, vor allem mit Blick auf die finanziellen Einbußen? Ganz genau kann ich das nicht einschätzen, aber natürlich haben alle Vereine mit finanziellen Einbußen zu kämpfen, das steht außer Frage. Mit ist aber nicht bekannt, dass es eine große Austrittswelle bei den Vereinen gab und demnach auch keine Pleitewelle seitens der Vereine droht. Kein Verein ist an uns herangetreten und hat um Hilfe gebeten. Von daher denke ich, haben wir die sehr schwierige Situation wohl mit einem blauen Auge überstanden. Wie gestaltete sich der Arbeitsablauf des Kreissportbundes Oberhavel in den vergangenen Wochen und Monaten inmitten der Corona-Krise? Wir haben versucht viele Dinge zu erledigen, die sonst eher zu kurz kommen, gerade im administrativen und konzeptionellen Bereich. Wir haben die Zeit dafür genutzt um weiter an den Sportförderrichtlinien zu arbeiten, auch der Sportentwicklungsplan lag oftmals auf unseren Tischen. Kurzarbeit haben wir nicht beantragt, das wäre in unserem Fall einfach zu kompliziert gewesen. Das Büro war die ganze Zeit über besetzt, wir haben uns da immer versucht abzuwechseln, das zumindest einer immer vor Ort ist. Befürchten Sie, dass durch die Corona-Pandemie langfristige Schäden auf die Sportlandschaft Oberhavel zukommen? Ich hoffe es natürlich nicht. Die Solidarität untereinander war und ist sehr groß. Die Vereinsmitglieder haben durch ihre fortlaufende Beitragszahlung die jeweiligen Vereine unterstützt und auch die Vereine selbst haben trotz Einbußen auch die Beiträge an den Kreissportbund beglichen. Nur so funktioniert es und da muss man sich wirklich bei allen sehr herzlich bedanken. Ohne Frage haben alle Vereine sehr zu knabbern gehabt an der Corona-Pandemie und tun dies auch immer noch. Dennoch, glaube ich, kann man sagen, dass die Sportlandschaft im Landkreis Oberhavel so gefestigt und gut aufgestellt ist, dass auch diese sehr schwere Phase überstanden werden kann. Nach und nach treten immer mehr Lockerungen seitens der Landesregierung in Kraft. Auch der Kreissportbund war Jahr für Jahr Veranstalter diverser Veranstaltungen. Glauben Sie noch an eine Rückkehr zur Normalität in diesem Jahr? Planungen und Gedankenspiele gibt es natürlich sehr viele. Allerdings kann man zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht sagen, ob und wann etwas stattfinden kann. Auf unserer Mitgliederversammlung würden wir dahingehend alle Informationen teilen. Diese ist durch uns vorbereitet, allerdings steht auch hier noch ein genauer Termin der Durchführung nicht fest. Aktuell schauen wir von Woche zu Woche und entscheiden dann operativ. Welche Voraussetzungen müssen Ihrer Meinung nach geschaffen sein, um in allen Bereichen des Sports wieder zum Alltag zurückkehren zu können? Wir sind da absolut auf die Vorgaben und Richtlinien der Landesregierung und des Gesundheitsamtes angewiesen. Ich persönlich denke die anstehende Ferienzeit wird da sehr entscheidend sein. Wir hoffen alle, dass keine zweite große Welle kommen wird und die Corona-Pandemie weiter abebbt. Wenn wir das hinbekommen und keinen großen Rückfall erleiden, denke ich, steht einer Rückkehr zur Normalität im September nichts mehr im Wege. Demnach hoffe ich auch, dass ab September dann auch der Wettkampfbetrieb wieder anrollt und zwar in allen Bereichen, auch bei den Mannschaftssportarten. Allerdings ist das alles nur Wunschdenken und Genaueres muss man abwarten. Von Knut Hagedorn