20 Euro für eine Impfung: Fürstenberger Seniorenheim kassiert ab

Mitte Januar dieses Jahres startete auch im Landkreis Oberhavel die bundesweite Impfkampagne gegen das Coronavirus. Am 21. Januar eröffnete das Oranienburger Impfzentrum im HBI-Sportforum in der André-Pican-Straße, bereits zwei Tage zuvor begann das Deutsche Rote Kreuz mit mobilen Impfteams in Altenpflegeeinrichtungen Impfungen zu begleiten, tausende Impfungen wurden seitdem durchgeführt. Dass jedoch Pflegeeinrichtungen von einem Geimpften Geld für die Impfung kassieren, war bisher neu und ist so auch nicht vorgesehen. Doch genau dies ist im Fürstenberger Seniorenheim Senio-Vital passiert. 20 Euro für eine Impfung: Am 9. und 11. März wurden in dieser Einrichtung Impfungen bei älteren Menschen durchgeführt. Auf der Hinfahrt des mobilen Impfteams am 11. März gab es ein nicht alltägliches Gesprächsthema: „Mir wurde davon berichtet, dass man bei Impfungen am 9. März bemerkt hat, dass am Eingang der Einrichtung eine junge Dame mit einer Kasse sitzt und 20 Euro für eine Impfung von den geimpften älteren Herrschaften abkassiert. Ich konnte das gar nicht glauben“, berichtet ein Mitglied des mobilen Impfteams, das namentlich nicht genannt werden will. Doch diese Ereignisse wiederholten sich auch am 11. März: „Es spielte sich genau dieses Szenario wieder ab. Die junge Dame mit der Kasse stellte sogar Quittungen aus, auf denen das Wort ’Impfung’ stand. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass dieser Beitrag zur Kostendeckung sei.“ Fast 120 Impfungen wurden an den beiden Tagen in Fürstenberg durchgeführt, wobei nicht alle die 20 Euro bezahlen mussten. „Es ging wohl vor allem um die Personen, die nicht stationär in der Tagespflege beheimatet waren.“ Unverständnis beim DRK-Kreisverband: Da jedoch die Geschehnisse dem mobilen Impfteam sehr komisch und ungewöhnlich vorkamen, wurden die Ereignisse in Fürstenberg weitergeleitet. „Wir haben unsere Arbeit in der Einrichtung gemacht, jedoch fanden unsere Mitarbeiter vor Ort die Situation etwas merkwürdig und wir haben den Vorfall dementsprechend an den DRK-Landesverband Brandenburg weitergeleitet“, berichtet DRK-Kreisverbandspressesprecherin Jule-Sophie Hermann auf MAZ-Nachfrage. Auch beim DRK-Landesverband nahm man sich dieses Falles an, machte anschließend eine Meldung bei der nächsthöheren Stelle. „Wir haben diesen Fall an das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg weitergeleitet, dort beschäftigt man sich nun intensiv mit dem Fall“, ergänzt Marie-Christin Lux, Pressesprecherin des DRK-Landesverbandes Brandenburg. Fürstenberger Seniorenheim: Gebühr zur Deckung eines Mehraufwandes: Auch in Fürstenberg äußert man sich zu den Vorgängen rund um die Impfungen. Auf MAZ-Nachfrage antwortet Pflegedienstleiter Roland Friedrich per E-Mail wie folgt: „Der Kostenbeitrag von 20 Euro war in unserer Planung dazu gedacht, den durch die Impfung der nicht in unserer Tagespflege betreuten Menschen in unserem Haus entstandenen zusätzlichen Aufwand zu decken. Dies wollten wir nicht zu Lasten der Tagespflege laufen lassen. Nach erneuter Prüfung ist uns jedoch inzwischen bewusst, dass solche Kosten anderweitig gedeckt sind.“ Dementsprechend hat man sich dazu entschlossen, die eingenommenen Beträge wieder zurückzuerstatten, wie Roland Friedrich fortführend in der E-Mail vom 23. März 2021 erklärt: „Wir haben bereits damit begonnen, die erhobenen Beträge an die betroffenen Personen zurückzuzahlen und für den Irrtum um Entschuldigung gebeten. Auch nach einem Jahr stellt uns die Pandemie noch immer vor neue Situationen, für die es kein Drehbuch gibt. Deshalb kann es vorkommen, dass auch einmal eine falsche Entscheidung getroffen wird.“ Einnahmen werden rückerstattet: Um die fälschlicherweise einkassierten Beträge schnellstmöglich zurückzuerstatten, verspricht der Pflegedienstleiter eine zeitnahe Umsetzung: „Wir suchen nun nach und nach alle betroffenen Personen persönlich auf und erstatten die Beträge zurück. Diejenigen, bei denen uns dies zeitnah nicht gelingt, erhalten spätestens beim Termin der Zweitimpfung den Betrag zurück.“ Die Impfung gegen das Coronavirus ist für die Bevölkerung kostenlos, unabhängig vom Versicherungsstatus. Auf Grundlage des dritten Bevölkerungsschutzgesetzes hat das Bundesministerium für Gesundheit eine entsprechende Rechtsverordnung erarbeitet. Von Knut Hagedorn