Die Bahn stellt die Varianten für den Bahnnofsumbau in Fürstenberg vor

Früher, als Ingo Jahnke noch beweglicher war, konnte er mit der Bahn fahren. Mit dem Rollstuhl kommt er auf dem Fürstenberger Bahnhof aber weder zum Mittelbahnsteig noch in den Zug. Die Treppen der Unterführung sind für den 56-Jährigen unüberwindlich. „Es wäre gut, wenn man wieder am Gleis 1 einsteigen könnte“, sagt er. Diesen Service, den „mobilitätseingeschränkte Personen“, wie sie im Bahndeutsch genannt werden, bestellen können, gibt es in Fürstenberg schon eine ganze Weile nicht mehr. Dach wird im Sommer repariert: Wenigstens soll das denkmalgeschützte, einsturzgefährdete und zu nah an die Gleise reichende Bahnsteigdach in diesem Sommer saniert werden. Jan Ebering, Leiter Bau- und Anlagenmanagement von der DB Station und Service AG, kündigte dies am Donnerstag in der Stadtverordnetenversammlung an. Die Pläne sind bereits mit dem Denkmalschutz abgestimmt. Ab September, so der Plan, könnten vorher bestellte Züge Richtung Norden wieder am Bahnsteig 1 halten. Warum dieses Gleis, das mehr als 100 Jahre in Betrieb war, nicht mehr genutzt werden kann, erschließt sich den Fürstenbergern jedoch nicht. In zwei der drei mittlerweile favorisierten Umbau-Planungs-Varianten, die Jan Ebering vorstellte, kommt der „Hausbahnsteig“ nur einmal vor. Schnelligkeit geht offenbar vor Barrierefreiheit. „Fahrplantechnisch ist kein Halt am Bahnsteig 1 möglich“, so Jan Ebering. Personenunterführung im rechten Winkel: „Fürstenberg ist das letzte Puzzle-Teil auf der Ausbaustrecke Berlin-Rostock“, so Jan Ebering. 25 Tonnen Achslast und Geschwindigkeiten bis 160 km/h sind geplant. Die Gleislage wird eine andere sein als heute. Der Bahnhofsumbau soll Anfang 2026 beginnen und 2027 beendet sein. Dann gibt es einen sanierten Mittelbahnsteig, das alte Dach bleibt. Die Personenunterführung verläuft voraussichtlich im rechten Winkel zu den Gleisen. Ob eine Doppelrampe oder eine langgezogene Rampe gebaut wird, ist noch nicht entschieden. Anlass zur Kritik: Niemand war mit den Antworten zufrieden. „Es kann nicht wahr sein, dass es keine vernünftige Zwischenlösung gibt“, so die Landtagsabgeordnete Carla Kniestedt (B 90/Die Grünen). Sie will weiterhin die Bürgerinitiative „Barrierefreier Bahnhof“ unterstützen und unter anderem beim VBB Druck machen. „In unserer hochtechnisierten Zeit muss es doch möglich sein, dass alle Züge am Bahnsteig 1 halten, die Weichen sind ja da“, so Elfried Seidel, die die Bürgerinitiative im November 2019 ins Leben gerufen hatte. Auch andere Fürstenberger, die während der Versammlung Rederecht erhielten, und Stadtverordnete kritisierten die fehlende Bereitschaft, im Sinne der Bahnreisenden zu entscheiden. „Da fehlt der Wille“, sagte beispielsweise Michael Wittke. Aus touristischer Sicht sei Fürstenberg nicht „irgendeine Station“, sondern „als Eingang zur Mecklenburgischen Seenplatte eine Destination mit internationalem Gewicht“. Mit dem VBB, der DB Netz, der DB Station und Service und der Stadt werden die Planungsvarianten nun abgestimmt. Eine völlig neue Planungsrichtung würde das Verfahren verzögern, warnte Jan Ebering. Von Martina Burghardt

Fürstenberg - Umbaupläne für den Bahnhof vorgestellt