Familien-Unternehmen in Fürstenberg: 50 Jahre Polsterei Fank

Das ist Kontinuität: 50 Jahre Handwerk in Fürstenberg/Havel. Der Name Fank steht für Qualität, Ausdauer, Familientradition. Und für Polsterei oder Raumausstattung mit allem, was zu diesem Beruf gehört: bespannen von Sonnenschutzvorrichtungen, dekorieren von Fenstern, verlegen von Bodenbelägen, polstern von Möbeln, tapezieren von Wänden. „Ein Raumausstatter macht eigentlich alles, was zu einem Raum gehört – außer Lampen“, bringt es Christin Fank auf den Punkt. Seit 2017 führt sie das Geschäft in Fürstenberg, nunmehr in dritter Generation. Intaktes Geschäft übernommen: Den Anfang machte am 1. Januar 1971 ihr Opa Hans-Georg Fank, der den Betrieb – damals in der Krummen Straße 2 ansässig – von Emil Adler übernommen hatte. Zu der Zeit hieß die Berufsbezeichnung noch Tapezierer, heute vergleichbar mit dem Raumausstatter. Gemeinsam mit seiner Frau Heidelore – beide erlernten gleichzeitig den Beruf – wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. Bis zu acht Angestellte: Die Aufträge und das Unternehmen wuchsen im Laufe der Jahre. „Wir hatten in guten Zeiten sieben, acht Angestellte“, erinnert sich der Senior. Junge Menschen erlernten bei den Fanks ihren Beruf. „Wir konzentrierten uns viele Jahre auf die Polsterei“, erzählt Heidelore Fank. „Die Nachfrage war ja groß“, ergänzt ihr Mann. Nach der Wende änderte sich das. Neue Möbel aus den Möbelhäusern oder Katalogen waren günstiger, als sich welche extra bauen oder reparieren zu lassen. Meister im Polsterhandwerk: Deshalb erweiterte sich in den 1990er-Jahren die Angebotspalette der Firma, die 1996 in die Brandenburger Straße 9 zog. Die beiden Söhne Mario und Peter, die im elterlichen Betrieb gelernt und beide den „Meister im Polsterhandwerk“ gemacht hatten, waren inzwischen ins Unternehmen eingestiegen. Mario blieb bis heute dabei, Peter suchte mehrmals in anderen Betrieben sein Glück, kam zwischendurch aber mehrmals zurück. 1998 löste Mario Fank seinen Vater als Inhaber ab. Im Laufe der Jahre spezialisierte er sich auf die Polsterei. Fußböden verlegen, Markisen reparieren oder tapezieren macht er nicht mehr. Die Nachfolger: Mario und Christin Fank: Mario Fank – heute 56 Jahre alt – übergab das Geschäft am 1. April 2017 an seine Tochter Christin Fank. Sie kommt nicht aus der Branche, studierte Japanologie (Master). „Ich habe freiberuflich übersetzt und zeitweise japanisch unterrichtet“, sagt die 34-Jährige. Die Konstellation als Inhaberin der Firma ist etwas ungewöhnlich, denn sie führt sie nebenberuflich. Ansonsten arbeitet sie in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung. „Das funktioniert beides nebeneinander“, sagt sie. Lesen Sie auch Ein Unternehmen auf der Überholspur: Aus einem einstigem Garagenverkäufer wird ein florierender Online-Händler Frank-Walter Steinmeier besucht das Recycling-Unternehmen Grunske in Germendorf Elektro Grieben in Lehnitz: Energiesparen mit Smart Home Technik Sie kommt mit ihrem Papa als Angestellten gut klar und er mit ihr als Chefin auch. „Ich bin vor allem den Papierkram, die Buchführung los“, sagt der Meister schmunzelnd. Das heißt längst nicht, dass Christin Fank nur Büroarbeit erledigt (im Studium hatte sie auch BWL). Das Raumausstatter-Gen besitzt sie. Sie kennt die täglichen Abläufe, die handwerklichen Kniffe, den Umgang mit den verschiedenen Stoffen. „Da ich studiert habe und hier schon einige Jahre mitarbeite, werde ich mich zu gegebener Zeit für die Gesellenprüfung anmelden“, sagt die junge Frau, die deshalb keine klassische Ausbildung machen muss, um die Berufsbezeichnung tragen zu dürfen. Und weil das Führen solch eines Geschäfts mittlerweile wieder einen Meister verlangt, soll der Meisterlehrgang anschließend folgen. Schon immer gern handwerklich gearbeitet: Der Schwenk von der Japanologie zur Polsterei ist bei Christin Fank nicht dem vermeintlichen Zwang geschuldet, dass das Unternehmen im Familienbesitz bleiben soll. „Für mich war es klar, dass es irgendwann mal ein Thema ist. Ich musste nicht, ich wollte.“ Das kleine, traditionsreiche Geschäft funktioniert: Vater Mario erledigt hauptsächlich die Aufträge, Tochter Christin die Büroarbeit und Tätigkeiten in der Werkstatt („Ich habe schon immer gern handwerklich gearbeitet.“). Regelmäßiger Besuch der Teddyklinik: Aufträge gibt es wie eh und je. „Wir brauchten nie Klinkenputzen. Die Leute kamen immer zu uns. Im Moment gibt es sogar Wartezeiten bis Mai“, so Mario Fank. „Auf der Kippe stand die Firma noch nie.“ Die meisten Kunden kommen aus der Region, aber es sind auch viele Urlauber darunter, die durch Zufall das Geschäft entdeckt haben und Aufträge auslösen; das Aufarbeiten von Polstermöbeln, das Dekorieren von Fenstern und etliches mehr. In der Teddyklinik werden Spielzeuge oder Kuscheltiere verarztet. „Da werden schon mal Gelenke oder Gliedmaßen ausgetauscht, das Fell ausgebessert, die Stimme erneuert oder ein fehlendes Auge angenäht. Die Kundinnen sind meist reifere Frauen, die ihr Lieblingsspielzeug nie weggeworfen haben“, sagt Christin Fank. Hans-Georg Fank und seine Frau Heidelore (beide 78 Jahre alt) sind angetan von der Entwicklung. „Wir freuen uns, dass das, was wir aufgebaut haben, weitergeführt wird.“ Von Stefan Blumberg