Berliner Sperrungspläne schüren Ängste in Glienicke

Die drohende Schließung von zwei Straßen an der Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg – konkret zwischen Hermsdorf und Glienicke – für motorisierte Verkehrsteilnehmer beschäftigte am Dienstagabend die Glienicker Gemeindevertretung. Alle Kommunalpolitiker sind sich einig, dass dieser Schritt erhebliche negative Auswirkungen auf den innerörtlichen Verkehr haben könnte. Sogar um seine Existenz fürchtet André Neiling, der in der Lessingstraße 6-7 den „Werkmarkt“ betreibt und sich am Dienstag in der Einwohnerfragestunde an die Politiker wandte. „Ich habe Angst vor einer Schließung“, sagt der Geschäftsmann mit Blick auf die Folgen. Als Gewerbetreibender fühle er sich verantwortlich für sieben Vollzeit-Arbeitsplätze. Welche Auswirkungen entstehen können, zeige die vorübergehende Sperrung der Glienicker Hauptstraße während der Bauarbeiten vor zwei Jahren. „Wir hatten circa 15 Prozent Umsatzverlust“, sagt Neiling. Vorübergehend sei das auszugleichen, „aber dauerhaft kriege ich das nicht gedeckelt“. Seit er den Markt 2015 als langjähriger Mitarbeiter vom Vorgänger übernahm und sich so seinen Lebenstraum erfüllte, habe er viel investiert – in den Komplettumbau 2016, in Maschinen für die Werkstatt und den Schlüsseldienst. „Ich habe 250 000 Euro an der Backe“, sagt er. Er verstehe sein Geschäft als Nahversorger gleichermaßen für Hermsdorfer, Frohnauer und Glienicker und richtete den Appell an die Politik, den Einzelhandel im Blick zu haben. Er habe einige Geschäftsinhaber angesprochen – diese hätten ganz ähnliche Befürchtungen. „Ich erwarte nur, dass eine gemeinsame Lösung gefunden wird und sich die Nachbarkommunen an einen Tisch setzen“, sagt André Neiling. Er wünsche sich, dass gemeinsam, sachlich und konstruktiv nach einer Lösung gesucht wird. Genau dieses Ziel verfolgen auch die Glienicker Gemeindevertreter. Einstimmig beauftragten sie den Bürgermeister und Gemeindevorsteher damit, einen Brief an die Reinickendorfer Verantwortlichen in Bezirksverordnetenversammlung und Bezirksverwaltung zu senden. In dem Schreiben wird auf das Glienicker und Mühlenbecker Engagement zum Stärken des ÖPNV (Kiezbus, Planung eines Parkhauses am S-Bahnhof Mönchmühle) sowie das in Arbeit befindlich gemeinsame Verkehrskonzept verwiesen. Ausdrücklich wird darum gebeten, den anstehenden Beschluss zum Einrichten eines sogenannten „Modalfilters“ in Form von schweren Blumenkübeln in der Bezirksverordnetenversammlung am 11. März nicht zu fassen und stattdessen gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Ebenso einstimmig wurde der Beschluss gefasst, für den 2. März zu 19.30 Uhr eine Bürgerversammlung in der Grundschulmensa anzuberaumen. Dabei sollen Möglichkeiten beraten werden, einerseits die Sperrungen zu verhindern und andererseits die Belastungen für die Anwohner zu reduzieren. In der Debatte zu den Beschlüssen stellte Bürgermeister Hans G. Oberlack (FDP) dar, dass eine Straße „nicht einfach aus dem Verkehr gezogen werden kann“ – auch nicht teilweise. Ein solcher Schritt müsse „erforderlich und angemessen“ sein, erläuterte Fachbereichsleiterin Jana Klätke. Und ob diese Kriterien erfüllt werden, „wird am Ende vielleicht sogar ein Gericht entscheiden müssen“, so Jana Klätke. Denn gegen eine solche Entscheidung seien auf jeden Fall Rechtsmittel möglich. Von Helge Treichel

Glienicke/Nordbahn - Sperrungspläne schüren Existenzängste