Gemeinde Glienicke ehrt Einwohner: „Ein Archäologe aus Leidenschaft“

Der Archäologe Torsten Dressler aus Glienicke ist für seine Arbeit als Archäologe und Erforscher der Berliner Mauer in seinem Heimatort ausgezeichnet worden. Er habe sich um die Aufarbeitung und Dokumentation der deutsch-deutschen Geschichte in Glienicke/Nordbahn verdient gemacht. Das Podium für die Ehrung bot ein Sommerempfang, zu dem die Gemeindeverwaltung für Donnerstagnachmittag in den Garten der evangelischen Kirchengemeinde eingeladen hatte. Ursprünglich sollte die Ehrung zum Jahresempfang der Gemeinde am 25. März vorgenommen werden. Jedoch musste die Verwaltung die Veranstaltung wegen der Coronavirus-Pandemie absagen. Im kleineren Rahmen wurde die Zeremonie nun beim gemütlichen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen im gut belüfteten Partyzelt nachgeholt. Für diese Idee dankte der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Uwe Klein (SPD), den Ideengebern aus der Verwaltung. Ihm kam auch die Ehre zu, die Laudatio für Torsten Dressler zu sprechen. „Viele würden ihn vielleicht als Schatzsucher bezeichnen“, sagte Klein. Schließlich sei sein Name untrennbar mit dem spektakulären Münzschatzfund au Altlandsberg im Jahr 2016 verbunden. Mit mehr als zwei Kilogramm Gold- und Silbermünzen (7450 Münzen aus dem 13. bis 15. Jahrhundert) handele es sich um den größten je in Brandenburg gemachten Münzfund. Ihn aber als Schatzsucher zu bezeichnen, würde dem, was er macht, nicht gerecht werden. Er sei ein „Archäologe aus Leidenschaft“. Als Selbstständiger sei er ständig den Zeugnissen der Geschichte auf der Spur, die im märkischen Sand schlummern. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehöre die mittelalterliche und frühneuzeitliche Geschichte. Der 53-Jährige habe unter anderem Archäologie- und Stadtführer publiziert, und die Archäologie der jüngsten Geschichte begründet. Darunter fallen zum Beispiel die Berliner Mauer und die Fluchttunnel sowie das NVA-Militärgefängnis und die Disziplinareinheit in Schwedt/Oder. Er habe sich aber auch mit der Gedenkstätte für NS-Zwangsarbeiter des kirchlichen Friedhofslagers Berlin-Neukölln befasst. Nach seinem Studium der klassischen Archäologie 1991 bis 2001 hatte es ihn nach der Wende zunächst zu den antiken Stätten am Mittelmeer gezogen. Mit Gründung einer Familie habe sich sein Blick in den Berliner und Brandenburger Untergrund gerichtet. Vor 24 Jahren gründete er das Archäologiebüro ABD-Dressler für baubegleitende Untersuchungen mit Sitz in Glienicke. 2011 habe er mit der Freilegung des Aagaard-Fluchttunnels die Aufmerksamkeit erregt. „Er war damit der erste Archäologe, der so einen Tunnel gefunden hat“, sagte Klein. Zwei Jahre später habe er in dne Eichwerder Moorwiesen „Grenzverletzer-Matten“ entdeckt, besser bekannt als „Stalinrasen“. Als Kind allerdings habe Dressler kaum Berührungspunkte mit der Mauer gehabt, da er in Neubrandenburg aufwuchs. „Ich fühle mich wirklich geehrt“, sagte Dressler nach der Ehrung. Den Aagaard-Tunnel bezeichnete er als „Schlüsselerlebnis“ für seine weitere Arbeit und berufliche Laufbahn. Das könnte Sie auch interessieren: Gemeinde ehrt Einwohner: „Ein Archäologe aus Leidenschaft“ Von Helge Treichel