Keine Ära hat Glienicke/Nordbahn jemals so tiefgreifend geprägt wie die 28-jährige Existenz der Berliner Mauer. Vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 trennten Mauer und Stacheldraht die Menschen in Ost und West und rissen Familien auseinander. Mindestens 140 Frauen, Kinder und Männer kamen infolge der Anwendung des Schießbefehls durch Soldaten der DDR-Grenztruppen oder durch Unfälle ums Leben. Wegen der geografischen Lage zu West-Berlin erlebte Glienicke in dieser Zeit viele Fluchten und Fluchtversuche. Anlässlich Jubiläums zum Mauerfall im vergangenen Jahr hatte der „Glienicker Kurier“, ein von der Kommune herausgegebenes Gemeindemagazin, elf Glienicker Mauergeschichten veröffentlicht. Diese handeln unter anderem von Menschen, die diesen Ort als Ausgangspunkt für eine Flucht nutzten oder die im Schatten der Mauer arbeiteten und lebten und sich somit zunehmenden Repressalien des DDR-Staates ausgesetzt sahen. „Die Resonanz der Leserinnen und Leser war so positiv, dass wir als Ergebnis nun eine zusammenfassende Publikation zu diesem Teil deutscher Geschichte veröffentlichen“, sagte Bürgermeister Hans G. Oberlack (FDP).
Unter dem Titel „Glienicker Mauergeschichten – Flucht und Leben an der Grenze“ wird das traurigste und auch unmenschlichste Kapitel Glienicker Nachkriegsgeschichte wieder in Erinnerung gerufen. „Es sind Geschichten von mutigen Menschen entstanden, die sich in einem geschlossenen gesellschaftspolitischen System nach Freiheit und Individualität sehnten“, sagt Arne Färber, Redaktionsleiter des „Glienicker Kurier“ und Autor der Mauergeschichten. Im Fokus dieses Heftes stehe aber nicht die tödliche Grenze. Im Mittelpunkt stünden vielmehr „die Menschen, die an ihr gelitten haben“.
Wegen der Coronavirus-Pandemie ist das Heft derzeit ausschließlich in der Glienicker Bücherstube erhältlich. Der Preis für die Broschüre beträgt 1,50 Euro. Sobald die Gemeindebibliothek wieder ihre Türen geöffnet hat, können die „Glienicker Mauergeschichten“ auch dort käuflich erworben werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Gemeinde.
Von MAZonline