Mildenberg: Von Bienen und Mildenberger Kindheitsfreunden

Zu nass, zu kalt, zu trocken – die jüngeren Jahre waren für Freunde der Imkerei wie Andre Witzlau nicht sonderlich einfach. Die kleinen Fluginsekten sind doch recht wählerisch, was das Wetter angeht. Andererseits gibt es nichts zu sammeln, wenn nichts blüht. 20 Völker nennt der Mildenberger Imker sein Eigen. „Die halten momentan Winterruhe, genau wie ich“, schmunzelt er. Das bedeutet, dass sich um jede der Königinnen eine Kugel aus den sogenannten Winterbienen gebildet hat. Sie leben, im Gegensatz zu den Arbeiterinnen und Drohnen, mehrere Monate und nur in der kalten Zeit. Als Kugel fressen sie sich in ihren „Beuten“ genannten Kästen langsam durch den angelegten Vorrat, tauschen innerhalb der Kugel ihre Position und sorgen so dafür, dass die Königin bei durchgehend 34 Grad Celsius wohl temperiert und vor allem sicher auf den Frühling warten kann. Während bei den Wildbienen der Vorrat aus Honig besteht, müssen Witzlaus Tiere hier einige Abstriche hinnehmen. Eine Zuckerwasserlösung steht auf dem Speiseplan – der leckere Honig ist längst geerntet worden und in Gläser abgefüllt. Allerdings nicht direkt aus der Schleuder. Zunächst wird das flüssige Gold erwärmt und durch etliche Filter geleitet, um es von den meisten Schwebstoffen – Wachsreste von den Waben etwa – zu befreien. Dann folgt eine Ruhezeit. „Honig muss reifen“, so Witzlau. Anschließend kommt er in Gläser und ist fertig für den eigenen Tisch oder geht in den Verkauf. Oder es wird etwas anderes daraus: Witzlau ist auch für den Met bekannt, den er herstellt. Ein Gutschein zu Weihnachten: Seit 2012 befasst er sich mit Kindheitskumpel Frank Franzen mit der Imkerei. Zum Weihnachtsfest damals gab es einen Gutschein für eine Imkerschulung, erzählt Andre Witzlau. Im darauffolgenden Jahr dann die ersten Gehversuche, begleitet von viel Literatur und dem, was gängige Videoplattformen im Internet so zum Thema beisteuern konnten. „Aber irgendwie wollte man sich auch mit Menschen austauschen“. Kurz entschlossen machte er sich 2014 mit Frank Franzen – die beiden vertreiben ihre Produkte als „Die Tonstichimker“ gemeinsam – zur Versammlung des Imkerverein Zehdenicker 1907 e. V. auf. Dort angekommen, gab es zunächst einen Schreck: „Der Verein sollte aufgelöst werden“. Einige Themen und Stunden später hieß der neue Vorsitzende Andre Witzlau. „Schon komisch, wie es manchmal läuft“, sagt er rückblickend. Nachdem die ersten Monate mit Satzungsfragen und ähnlicher, eher theoretischer Arbeit gefüllt wurden, stand bald darauf auch das Thema Nachwuchsgewinnung auf dem Plan des Vereins. Seither heißt es jedes Jahr: Imkern auf Probe. Dahinter verbirgt sich ein Tag Theorie, in dem das Bienenjahr und die anstehenden Aufgaben erklärt werden und ab Ende April dann die Praxis auf der Vereinswiese. „Eine gute Handvoll Interessenten hatten wir immer, und die meisten sind auch beim Hobby und beim Verein geblieben“, freut sich Witzlau über den Erfolg. In Zahlen ausgedrückt: Bei seinem Beitritt 2013 gab es noch 14 Mitglieder, heute zählen die Zehdenicker rund 50 Köpfe. Regelmäßige Stammtische, zwei bis drei jährliche Schulungen etwa zur Lebensmittelhygiene und Sommer- oder Weihnachtsfest gehören zum Vereinsleben. Die Ausnahme bildete – wie in allen Bereichen – 2020. Für das Neue Jahr hofft Witzlau deshalb auf eine Normalisierung der Verhältnisse. Und auf gute Witterung für die Pflanzen, denn dann bringen seine fleißigen Insekten wieder mehr Honig in die Waben. Als erstes sammeln sie Pollen und Nektar vom Raps – gleichzeitig Imker Witzlaus Lieblingshonig –, dann werden Robinien und Linden angeflogen. Diebstahl und Krankheit: Die jeweiligen Honigerntezeiten sind auch die Zeiten, in denen die auf den Feldern stehenden Beuten genau beobachtet werden. Immer wieder werden einige gestohlen. Der Mildenberger geht von professionellen Tätern aus dem eigenen Metier aus. Amateure sollten sich den Holzgestellen jedoch nicht zu unbedarft nähern. „Das meisten in so einem Bienenvolk sind Frauen. Und da weiß man nie ganz genau, wie sie drauf sind“, lacht er. Abgesehen von den Diebstählen sei die amerikanische Faulbrut, eine durch Bakterien ausgelöste Bienenseuche, die fast immer den Verlust des befallenen Volkes zur Folge hat, auch schon bei Mitgliedern der Zehdenicker Imker aufgetreten. Wie die Diebstähle jedoch zum Glück in sehr geringer Zahl. Weitere Infos und Termine auf www.imkerverein-zehdenick.de. Von Björn Bethe