Streit um Bauprojekte in Dagow: Schlagabtausch auf der Pferdekoppel

Befürworter, Gegner, Interessenten – sämtliche Protagonisten rund um die beiden Projekte zum Bau von 19 Ferienhäusern und 15 Wohnhäusern in Dagow versammelten sich am Donnerstagnachmittag auf der Pferdekoppel am Feldweg. Genau dort also, wo die aus Sicht vieler Einwohner des Stechliner Ortsteils überdimensionierten Projekte realisiert werden sollen. Der Fernsehsender rbb hatte dazu eingeladen und seinen blauen Robur vorfahren lassen. Eingangs bekamen die Mitglieder der Bürgerinitiative „Zukunft Dagow“ die Gelegenheit, ihre ablehnende Position zu begründen. Sprecherin Martina Bauchrowitz machte deutlich, dass ein 130-Seelen-Dorf mit 34 neuen Häusern überfordert sei, nicht zuletzt auch hinsichtlich der Infrastruktur. Unverständlich sie auch, warum das gesamte Wohnbaupotenzial der Gemeinde Stechlin im kleinsten Ortsteil konzentriert werden soll, obwohl es auch Bedarf zum Beispiel in Menz gebe. 70 Prozent allein der Dagower hätten sich im Rahmen eines Einwohnerantrags bereits gegen den im Dezember 2018 gefassten Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan einer Ferienhaussiedlung ausgesprochen. Zwei Vollgeschosse und 200 Quadratmeter Fläche pro Haus ließen bis zu vier Ferienwohnungen pro Gebäude zu, gab sie zu bedenken. Zusammen mit den Wohnungen würde sich die Einwohnerzahl verdoppeln: „Das passt einfach nicht hierher.“ Dennoch sei man nicht grundsätzlich gegen das Bauen in Dagow, machte Martina Bauchrowitz deutlich. Den Fragen von rbb-Reporter Michael Scheibe stellten sich auch die Geschwister Thomas und Ute Fock als die Flächeneigentümer und Privatinvestoren für die Feriensiedlung. „Unsere Familie lebt seit 100 Jahren im Ort“, verdeutlichte Thomas Fock seine Verbundenheit mit Dagow. Sein Vater habe seinerzeit das Projekt entwickelt und bereits 1997 einhellige Zustimmung in der Gemeindevertretung dafür erhalten. „Wir versuchen, was er begonnen hat, zu einem guten Ende zu führen“, sagte Thomas Fock. Er und seine Schwester ließen keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit, ihr Grundstück wirtschaftlich sinnvoll zu entwickeln, wobei sie auf die Dagower zugehen wollen. Angesichts der allgemeinen Klage, dass sich der Ort entwickeln müsse, damit er nicht stirbt, sei sie „fassungslos, wie groß der Widerstand ist“, sagte Maria-Luise Deyerling, selbst vor sechs Jahren aus Bayern zugezogen. Damit auch junge Familien zuziehen, müsse sich der Ort verändern. Die „Zukunft“ für Dagow seien genau diese Projekte, ergänzte die Neuglobsower Ortsvorsteherin Kerstin Borret. Der Zuzug habe bislang überwiegend aus gut betuchten, älteren Leuten bestanden, weshalb die Kommunalpolitiker schon vor Jahren auf Angebote für junge und weniger zahlungskräftige Familien gedrängt hätten (Einheimischenmodell). Gegen den Vorwurf einer unzureichenden Informationspolitik wandte sich Amtsdirektor Frank Stege. Konzepte sein immer öffentlich diskutiert worden, sodass „jeder, der Interesse daran hat, wissen müsste, was hier vorgesehen ist“, so Stege. Martina Baurowitz drückte dagegen ihre Überraschung über das so plötzlich aufgetauchte Wohnprojekt aus. Sie forderte, das komplette Verfahren noch einmal einen Schritt zurückzusetzen und die Bürger stärker daran zu beteiligen. Am 25. Juli im rbb-Fernsehen: Der Fernsehbeitrag über die Diskussion in Dagow wird am Sonnabend, 25. Juli, in der Sendung „Brandenburg Aktuell“ des Senders rbb ausgestrahlt. Beginn: 19.30 Uhr. Von Helge Treichel