60 Jahre lang ein Ehepaar: Die Lehmanns feiern diamantene Hochzeit

Wenn Erika (82) und Fredy Lehmann (80) auf den Tag ihres Kennenlernens zurückschauen, dann erinnern sie sich noch an jedes Detail. Es war der 24. August anno 1958. Er war Soldat, sie in einer Volks-Tanzgruppe. „Wir haben die Männer abends mit Tanz unterhalten“, erinnert sich Erika zurück. Es gab Hartzer Volkstänze, Musik vom Akkordeon – und dann funkte es. „Wann immer mein Mann Zeit hatte, gingen wir dann spazieren.“ Am 30. März 1961 folgte die Hochzeit mit über 60 Personen in einem Hotel in Halberstadt. „Es gab damals sogar für jeden einen Eisbecher“, erinnert sich Fredy Lehmann. Heute, 60 Jahre später, feiert er mit seiner Liebsten die diamantene Hochzeit. Eigentlich hatten sie Zimmer im Hotel am Germendorfer Tierpark gebucht, wollten es mit der ganzen Familie krachen lassen. „Daraus wird aber wegen der Coronapandemie leider nichts. Wir holen das nach, sobald es möglich ist“, sagt Erika Lehmann. Immerhin: Sie und ihr Mann haben sich im Januar in der Turm-Erlebniscity ihre erste Impfung abgeholt, wenige Wochen später gab es die zweite. Hunger auf die Großstadt: Und wie kam das Paar aus Halberstadt nach Hennigsdorf? „Ich hatte immer Großstadthunger. Ich habe damals im Landstädtchen Wansleben gelebt, da liefen mir die Gänse über den Weg. Das wollte ich nicht mehr“, sagt Erika Lehmann. Und so zogen sie anno 1961 zunächst nach Oranienburg, dann nach Birkenwerder und fanden schließlich ihre erste kleine Wohnung in Hennigsdorf. Zigmal zogen die Lehmanns in den folgenden Jahrzehnten innerhalb der Stadt um, heute leben sie im altersgerechten Wohnen in der Stauffenbergstraße. Alles barrierefrei und mit Fahrstuhl erreichbar, Tiefgarage inklusive. „Uns geht es hier gut, wir können nicht klagen“, sagt der Gatte. Ihr Berufsleben verbrachten sie an Hennigsdorfer Schulen. Die Gattin unterrichtete Deutsch, Mathe und Sport an der Goethe-, der Schweitzer und zuletzt der Grundschule Nord. Ihr Fredy studierte ab 1964 nochmal und wurde Lehrer für Arbeitslehre und Physik an der Albert-Schweitzer-Schule, wo er bis Ende der 1990er-Jahre arbeitete. Seine Erika ging schon zur Wende in Rente. Das Paar will noch viel reisen: Gemeinsam genossen sie die folgenden Jahre, bereisten die halbe Welt – Südtirol, Spanien, Italien, Kroatien, Tschechien, Schweden, Norwegen oder Dänemark sind nur einige der Länder, die das Ehepaar nach der Wende besuchte. Eigentlich soll es im September nach Andalusien gehen, zehn Tage lang wollen sich die Eheleute Städte wie Malaga, Sevilla oder Granada anschauen. „Ob das klappen wird, werden wir ja sehen“, sagt die Gattin. Während sie einmal 17 Stufen von einer Treppe gefallen ist und seitdem Schmerzen beim Laufen hat, ist Fredy noch topfit. Seit 20 Jahren radelt er in einer Gruppe mit drei weiteren Senioren aus Hennigsdorf, sie nennen sich „Die vier Speichen“ und radeln regelmäßig viele Kilometer, unter anderem nach Himmelpfort. „Momentan tun wir das wegen Corona aber auch nicht, da radele ich alleine, immer so 20 bis 50 Kilometer“, sagt der Senior. Genug zu tun haben er und seine Gattin aber auch so. Sie haben zwei Söhne, drei Enkel und fünf Urenkel, die sie ordentlich auf Trab halten. Zudem freuen sich die beiden, wenn es wieder mehr Kultur geben wird, per S-Bahn sind sie oft nach Berlin, unter anderem in den Friedrichstadtpalast oder das „Distel“-Kabarett gefahren. Und was sind die Wünsche für die Zukunft? „Gesundheit, vor allem Gesundheit“, sagt Fredy Lehmann.“ „Und nochmal Kopenhagen und Stockholm sehen, das wäre schön“, ergänzt die Gattin. Von Marco Paetzel