Hennigsdorf: Coronavirus: Blumenladen gibt nach Jahrzehnten auf

Es war einer dieser nass-grauen Novembertage, der erste Mittwoch im Monat. Und auf der Berliner Straße war in Zeiten des Lockdowns mal wieder nichts los. „Da kam mir in den Kopf, dass es so nicht weitergehen kann. Ich habe hier viele Nachmittage alleine gesessen“, Ramona Maak. Es ist Wehmut dabei, und ab und zu fließen auch Tränen. Doch ihre Entscheidung steht: Am 23. Dezember schließt sie ihre „Blumen – und Kranzbinderei Maak“ für immer zu. Dabei lief das Geschäft in den vergangenen Jahren eigentlich gut. Ramona Maak hatte viele Berliner Kunden aus Heiligensee oder Spandau, und natürlich auch Hennigsdorfer Stammkunden. Immerhin besteht das Geschäft ja schon seit DDR-Zeiten, ist den meisten Hennigsdorfern ein Begriff. „Aber durch diese Corona-Pandemie“, sagt sie, „ist alles immer weniger geworden.“ Erst kam der Lockdown im März, dann blieben viele Kunden im Homeoffice – und kamen nicht mehr am Geschäft vorbei. „Und wenn, dann gucken die Leute alle auf das Geld und gehen lieber in den Supermarkt oder in ein vietnamesisches Geschäft“, sagt Ramona Maak, die alle Gestecke selbst herstellt. Auch Hotels, die oft bei ihr orderten, seien derzeit geschlossen und würden kaum Ware nachfragen. Und Firmen, die beispielsweise in der Weihnachtszeit immer viele Adventsgestecke für die Büros bestellt haben, melden sich in diesen Tagen auch nicht. Die Inhaberin schätzt, dass ihre Einnahmen in der Corona-Krise um etwa 50 Prozent zurückgegangen sind. „Ich kann zwar meine Kosten decken, stehe aber ansonsten fast umsonst hier.“ Selbst ein ALG II-Empfänger, erklärt sie, habe es da wahrscheinlich noch besser. Corona-Hilfen sind keine Option: Es sei auch keine Option für sie, den Laden einfach zuzumachen, bis ein Impfstoff die Corona-Krise löst. Immerhin habe sie rund 1000 Euro an laufenden Kosten im Monat zu decken. Auch Corona-Hilfen kämen für sie nicht infrage. „Meine Steuerberaterin hat mir erklärt, dass die Beantragung so kompliziert ist, und dass ich dafür einen Buchhalter oder Finanzberater brauche. Die sind aber so teuer, dass sich das ein Normalo-Blumenladen nicht leisten kann“, erklärt Ramona Maak. Für die 52-Jährige endet ihr Traum von der Selbstständigkeit. Die gelernte Sekretärin, die lange Jahre im Stahlwerk gearbeitet hatte, heuerte 2004 als Mitarbeiterin bei ihrer Vorgängerin Irene Tornow an, die den Laden jahrzehntelang geführt hat. „Nach und nach habe ich mir die Bindekunst angeeignet“, sagt die Hennigsdorferin. 2012 ging die Chefin in den Ruhestand, und Ramona Maak übernahm den Laden. Bis zum letzten Tag verkauft sie nun Übertöpfe, Ostersachen, Weihnachtsdeko&Co. zum kleinen Preis. „Ich hoffe, dass ich hier schuldenfrei aus der Sache rauskomme.“ Am letzten Tag wird es ein Sektchen für ein paar Stammkunden geben. Das war’s dann. Immerhin: Sie hat keine Angestellten, die sie entlassen müsste. Ihre Zukunft hat Ramona Maak klar vor Augen. In Zeiten des Lockdowns fing sie halbtags in der Filiale der Bäckerei Angermüller in der Berliner Straße an, wo sie bis heute jeden Tag ab 5.30 Uhr hinter dem Tresen steht – bevor sie um 8.30 Uhr ihren Laden aufschließt. Ab Januar wird Ramona Maak nun dort in Vollzeit beginnen. Eine sichere Existenz. Sie glaubt auch nicht, dass jemand den Blumenladen übernehmen wird. „Das Haus soll saniert werden, die Miete könnte sich kein Blumenhändler mehr leisten.“ Von Marco Paetzel

Hennigsdorf: Coronavirus: Blumenladen gibt nach Jahrzehnten auf – die Kunden bleiben in der Pandemie weg