Hennigsdorf: Die Kitas sind im Lockdown weiter voll: das Personal fühlt sich zunehmend verheizt

Die Corona-Pandemie breitet sich weiter aus, die Infektionszahlen klettern auch im Landkreis Oberhavel. Dennoch schicken viele Hennigsdorfer Eltern ihre Kinder weiterhin in die städtischen Kitas. Aktuell seien dies für den U6-Bereich rund zwei Drittel, Tendenz steigend. Die Kitas sind also fast so voll wie vor der Pandemie. Und das, obwohl die Infektionszahlen in den Einrichtungen weiter steigen. „Wir haben seit Beginn der zweiten Welle fast täglich Meldungen aus den Einrichtungen über vermutete Fälle oder tatsächlich infizierte Kinder, Eltern oder Erzieher“, sagt der zuständige Fachbereichsleiter Martin Witt im Gespräch mit der MAZ. Zurzeit seien noch 72 Prozent der Erzieher, in Kindergarten, Kinderkrippe und Hort, im Einsatz, erklärt Martin Witt. Doch die Stimmung beim Personal wird angesichts der vielen zu betreuenden Kinder nicht besser. „Ihre Besorgnis um ihre Gesundheit wächst, es ist ein großes Risiko. Wir wollen vermeiden, dass viele sich krankschreiben lassen und wir eventuell Kitas schließen müssen“, erklärt Martin Witt. Er appelliert nochmals an die Eltern, ihre Kinder möglichst zu Hause zu lassen – jedes Kind weniger minimiere das Infektionsrisiko. „Es gibt heute immer noch eine Reihe von Fällen, wo Eltern nicht berufstätig sind und ihre Kinder dennoch in die Kita bringen.“ Im Vorschulbereich rechnet er damit, dass die Zahlen bis Februar weiter anwachsen. „Wir gehen davon aus, dass eine Reihe von Eltern noch die Möglichkeit haben, die Betreuung nicht in Anspruch zu nehmen. Aber die Situation könnte sich im Laufe der nächsten Woche verschärfen.“ Notbetreuung gewünscht: Martin Witt würde sich vom Land statt eines Appells an die Eltern, ihre Kinder möglichst zuhause zu lassen, eine richtige Notbetreuung – wie im Hortbereich – wünschen. Momentan indes fühlten die sich Kollegen ein Stück weit „verheizt“. „Eine Notbetreuung könnten dann die systemrelevanten Berufe, erweitert um Alleinerziehende sein“, skizziert Witt. In der Verwaltung wird nun erwogen, dass Erzieherinnen während der Betreuung auch Masken tragen können. Ohnehin gebe es – neben den Hygieneplänen – schon jetzt sogenannte Kooperationsbereiche. Also zwei bis drei Kitagruppen, die zusammengefasst werden. „Da gibt es weder bei Kindern noch beim Personal Vermischungen“, so Witt. Auch im Hortbereich, wo derzeit rund 75 Kinder (etwa 11 Prozent des Normalaufkommens) betreut werden, rechnet die Verwaltung mit einer Zunahme von Tag zu Tag. „Wir bekommen täglich neue Anträge herein, aber das scheint momentan noch beherrschbar zu sein“, so Martin Witt. In Velten ist die Lage entspannter: Die Lage in den Veltener Kitas indes zum jetzigen Zeitpunkt gut handhabbar, heißt es aus der Verwaltung der Ofenstadt. Momentan seien die drei städtischen Einrichtungen zu 30 bis 50 Prozent belegt. Am Montag wurden 405 Kita- und Hortkinder betreut. „Wir gehen davon aus, dass die Belegung zunimmt, da viele Eltern vergangene Woche noch im Urlaub waren oder fälschlicherweise davon ausgingen, dass die Kitas wie die Schulen geschlossen sind. Aber auch bei steigenden Betreuungszahlen sind die Kitas personell gut aufgestellt“, erklärt Sprecherin Stefanie Steinicke-Kreutzer. Zur Verhinderung von möglichen Infektionsketten arbeite man weiter mit konstanten Gruppen, teile die Mitarbeiterschaft in Wochenteams ein und arbeite unter strenger Einhaltung der Hygienepläne. „Zudem haben wir bereits seit Dezember die Kitaöffnungszeiten etwas verkürzt, in der Regel bis 16 Uhr. Das hat auch dazu beigetragen, die Hygieneregeln einzuhalten und Personalressourcen zu schonen“, so die Sprecherin. In Leegebruch fallen indes weiterhin vier Erzieherinnen in der Kita „Rasselbande“ aus. „Aktuell gehen wir davon aus, dass sich die Situation ab der nächsten Wochen etwas entspannt“, erklärt Bürgermeister Martin Rother dazu. Auch er klagt darüber, dass noch zu viele Eltern ihre Kinder in die Kitas bringen. Von Marco Paetzel