Hennigsdorf:Filmer Christian Schneider: Immer hinter der Linse

Zehntausende Menschen zogen im Mai 2019 vom Alexanderplatz bis zum Großen Stern, machten sich gegen Nationalismus und Ausgrenzung stark. „Ein Europa für alle“ – so lautete der Titel der Demo. Am Erfolg der Aktion hat Christian Schneider großen Anteil, mit einem Freund entwarf er die Kampagne. „Wir haben den Aufruf und das Video dazu gemacht und auch das Video von der Demo.“ Die Beiträge wurden über Plattformen wie Campact, Attac& Co. in ganz Europa geteilt – eines klickten 72 000 Menschen an. Vor vier Jahren hat sich der 28-Jährige mit seiner Film-Firma „Halt die Klappe“ selbstständig gemacht. Meistens ist er mit seinen Kameras allein unterwegs. Mit seiner Heimatstadt Hennigsdorf arbeitet Schneider seit Jahren zusammen, macht Fotos und Videos von großen Veranstaltungen wie dem Stadtfest , der „Fête de la Musique“ oder dem Weihnachtsmarkt. Derzeit ist der Filmer und Fotograf, der vor drei Jahren von Hennigsdorf in den Wedding gezogen ist, viel in der Kreisstadt unterwegs. Mit dem Blasmusikverein Oranienburg macht Schneider einen historischen Rückblick und zeigt das Vereinsleben der Musiker. Auch im Berliner Friedrichstadt-Palast hat er oft gearbeitet – unter anderem erstellte er eine Foto-Doku der Show „Vivid“. Mit seinen Kameras ist er auch in der urbanen Berliner Tanzszene unterwegs, unter anderem ist er seit vier Jahren bei der „Berliner Streetdance-Meisterschaft“, die in die Berliner „You“-Messe integriert ist. Christian Schneider ist Autodidakt, hat sich das Fotografieren und Filmen selbst beigebracht. „Ich bin immer sehr kritisch mit mir selbst. Das hat mir geholfen, mich zu verbessern.“ Mit Erfolg: Bei einem Fotowettbewerb von Canon 2019 war er einer der Hauptgewinner, sein vier mal drei Meter großes Motiv hing auf der „Berlin Foto Week“. Schneider schleppte das Foto – das einen deutsch-kubanischen Tänzeraustausch zeigt – anschließend in die U-Bahn, fuhr damit nach Hause. Behalten will er es aber nicht. Findet sich ein Interessent, der es an einem schönen Ort aufhängt, sagt Schneider nicht Nein. „Ich mag meine Arbeiten, aber finde es schön, wenn sie woanders hängen.“ Die Leidenschaft zum Film hat er um 2010 entdeckt, damals gründete Christian Schneider am Hennigsdorfer Puschkin-Gymnasium mit dem Lehrer Arnim Sotzko und Mitschülerin Katrin Doerksen eine Film-AG. Schnell kamen die Schülerinnen Henriette Tornow und Katharina Geist dazu. „Wir haben ein paar Kurzfilme gemacht und JIM-Filmfestival ein paar Mal in Folge abgeräumt.“ Nach dem Abitur und dem Zivildienst studierte Schneider Agrarwissenschaften – heute arbeitet er neben seiner Selbstständigkeit in Teilzeit für die Linken-Bundestagsabgeordnete Kirsten Tackmann, zudem schreibt er für das Jugendmagazin „Spiesser“ Wie seine künftigen Projekte aussehen, das kann der Selbstständige noch nicht sagen. Aber das macht ja den Reiz aus. „Jede Woche sieht anders aus, immer kommt etwas Neues um die Ecke“, sagt Schneider . Eine 40-Stunden-Woche hat er nie, arbeitet immer mehr. Zuletzt hat er aufgerüstet, sich eine „Black Magic Pocket Cinema Camera“ für 2000 Euro angeschafft. „Das sieht mehr nach professioneller Film- Videoproduktion wie im Fernsehen aus und nicht mehr so nach Social Media“, sagt Christian Schneider. Sein Traum wäre es, einmal eine eigene Ausstellung zu haben. „Wenn Fotos gedruckt hängen, „ sagt er, „ist das cooler als zehn Sekunden Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken.“ Von Marco Paetzel

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