Hennigsdorf: Geburt in Zeiten von Corona: Die Großeltern durften Baby Oskar noch nicht sehen

In der Oranienburger Klinik war es ganz still. Nur ab und an mal huschte eine Schwester über die Gänge. „Es war ein bisschen wie in einem Geisterhaus“, erinnert sich der Hennigsdorfer Steffen Leber. Doch damit hatten er und seine Freundin Ulrike Schadewald gerechnet, schließlich wütet die Corona-Pandemie noch immer im Landkreis. Doch daran verschwendeten die beiden nur wenige Gedanken, immerhin brachte Ulrike Schadewald in der Klinik ihren Sohn Oskar zur Welt. Und das mit reichlich Schnapszahlen: Der gesunde Junge kam – in Zahlen – am 21.1.2021 um 8.08 Uhr per Kaiserschnitt zur Welt. Und auch sonst war für Steffen Leber, der schon zweifacher Vater ist, dieses Mal alles so ganz anders. Das fing schon mit den Masken an, die das Personal und die Eltern im Krankenhaus ständig tragen mussten, ständige Desinfektion inklusive. Zudem hielten Ärzte und Schwestern so gut es eben geht den nötigen Abstand zur kleinen Familie. Das Ungewöhnlichste sei aber gewesen, dass Großeltern, Freunde oder Bekannte erst gar nicht ins Krankenhaus kommen durften, um den Nachwuchs das erste Mal zu sehen. „Einige boten an, dass wir uns wenigstens auf dem Parkplatz kurz sehen können, um Geschenke zu übergeben. Aber wir wollten da auf Nummer sicher gehen“, so der 42-Jährige. Und so schickte das Paar per sozialer Netzwerke unzählige Babybilder auf die Smartphones ihrer Lieben. Die Familie hatte selbst Corona hinter sich: Schon im Dezember, kurz vor dem Fest, hatte es die ganze Familie selbst ereilt, Leber und seine Freundin wurden positiv auf Corona getestet. „Wir haben noch keine gemeinsame Wohnung, deshalb war ich mit meinen Kindern zuhause in Hennigsdorf in Quarantäne, meine Freundin in Leegebruch“, so Leber. Die größte Sorge galt aber in dieser Situation natürlich dem Ungeborenen. „Ihr Hausarzt hat aber erklärt, sie solle sich keine Sorgen machen, das Kind habe schließlich seinen eigenen Kreislauf.“ Heute sind alle wieder fit, mit Söhnchen Oskar sind sie wieder zuhause. Auch seine beiden Geschwister durften den Jungen erst nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sehen, sie hatten ein spezielles Geschenk: ein selbstgenähtes Stofftier, auf den Oskars Namen aufgestickt ist. Angefertigt hatte das Schneiderin Katrin Madsen, die in der Coronakrise ihren Job verloren hatte und sich nun selbstständig macht. Wenn Steffen Leber heute an die Geburt zurückdenkt, ist er vor allem dankbar. Das Paar wolle werdende Eltern motivieren, sie bräuchten auch in der Pandemie keine Sorge zu haben. „Die Mitarbeiter in der Klinik machen einen super Job.“ Die Auslastung ist nicht weniger geworden: Die Mitarbeiter der Kliniken haben trotz Pandemie genauso viel zu tun wie gewöhnlich. „Die Auslastung der Geburtsklinik hat sich pandemiebedingt nicht verändert. 2021 gab es bis zum heutigen Tag 70 Geburten“, erklärt Sprecherin Heike Wittstock. Die Geburt könne aber zurzeit nur von einer Person begleitet werden. „Das ist auch bei einer operativen Entbindung möglich. Voraussetzung ist, dass sich die Begleitperson gesund fühlt und keinerlei Erkältungssymptome aufweist“, so Wittstock. Obwohl im gesamten Verbund der Kliniken ein generelles Besuchsverbot zum Schutz des Personals und der Patienten gelte, könnten Mutter und Kind einmal pro Tag für eine Stunde Besuch von einer Person empfangen – unter Einhaltung der notwendigen Hygienevorschriften. Von Marco Paetzel