Hennigsdorf:Nach dem Tod des Lehrers Arnim Sotzko: Eine Schule trauert

Niemand kommt in diesen Tagen ins Hennigsdorfer Puschkin-Gymnasium, ohne sofort an Arnim Sotzko erinnert zu werden. Gleich in der Eingangshalle steht sein Schwarzweiß-Foto samt eines Büchleins für Widmungen. Schüler und Lehrer können hier innehalten, ihre Gedanken und Gefühle zum überraschenden Tod des beliebten Hennigsdorfer Lehrers niederschreiben. Der 60-Jährige war am letzten Dezemberwochenende völlig überraschend gestorben. In der Schule herrscht auch im neuen Jahr noch Fassungslosigkeit. Der Zehntklässler Leander Seidlitz bleibt in der Pause vor dem Foto stehen. Wie viele an diesem Montagmorgen. Der Teenager hatte die Fächer „Medien und Kommunikation“ (MuK) und Geografie bei Arnim Sotzko. „Er war ein netter, toller Lehrer, der immer offen für alles war“, sagt der Schüler aus Oberkrämer. Kurz vor seinem Tod habe sich Arnim Sotzko krankgemeldet, dabei habe sich natürlich in der Schule niemand etwas gedacht. „Und nun sind wir einfach nur traurig, dass er nicht mehr da ist.“ Schulleiter Uwe Mirau ist am Montagmorgen im Schulhaus unterwegs, informiert alle anwesenden Klassen über den Trauerfall im Gymnasium. Arnim Sotzko sei dienstältester Puschkiner gewesen, seit 1989 hatte er an der Schule unterrichtet. „Er war ein unglaublich kreativer Mann, er wird fehlen“, so Mirau. Sotzko habe unter anderem die Film-AG etabliert, genau wie etwa Jujutsu-Kurse im Sportunterricht oder die Floorball-AG. Auch bei den ehemaligen Schülern ist die Trauer groß: Auch Oberstufenkoordinator Marcel Mettner ist sichtlich getroffen. „Es tut einfach unheimlich weh. Er war immer für die Schüler da und so vielseitig.“ Es sei auch für die Familie sehr traurig, zumal Arnim Sotzko erst vor kurzem Großvater geworden sei. Auch bei ehemaligen Schülern ist die Betroffenheit groß. MAZ-Redaktionsleiter Sebastian Morgner etwa hatte bei ihm Unterricht. „Er war bei den Schülern überaus beliebt. Sicherlich auch deshalb, weil er zuhören konnte und sich der Probleme der Schüler annahm. Da spielte es keine Rolle, ob die achte Stunde vorbei war.“ Nichtsdestotrotz habe Arnim Sotzko immer seine Linie durchgezogen. An den Noten habe man das gute Schüler-Lehrer-Verhältnis nicht gemerkt; es habe auch schlechte Noten gegeben, so Sebastian Morgner. „Ein großer Verlust für mich, für Hennigsdorf und für die Gesellschaft“, erklärt dagegen der ehemalige Schüler Christian Schneider, Gründer der Filmfirma „Halt die Klappe“. Er hatte gemeinsam mit Arnim Sotzko und Mitschülerin Katrin Doerksen anno 2010 die Film-AG in der Schule aufgebaut. „Für mich persönlich war er Wegbereiter zur Selbstständigkeit, aber viel mehr zu einer Lebenseinstellung und vor allem zur Freundschaft zwischen Lehrer und Schüler.“ Auch der ehemalige Puschkin-Gymnasiast Lars Dittrich, der als Co-Produzent der Hitler-Satire „Er ist wieder da“ den 2016 den Filmpreis Bambi geholt hatte, ist tief traurig über den Verlust seines ehemaligen Lehrers. „Es hat mich ziemlich erwischt, als ich davon erfahren habe“, erklärt der 46-Jährige. Arnim Sotzko sei für ihn und seinen Jahrgang ein Leuchtturm gewesen – gerade Anfang der 1990er-Jahre, als sich vieles nach der Wende erstmal finden musste. Einer, der Orientierung gab: „Mein Jahrgang brauchte Orientierung. Die hat uns Arnim Sotzko, der ja schon als junger Mann mit Anfang 30 den Doktortitel hatte, gegeben“, erinnert sich der Produzent. Sotzko habe ihm beigebracht, hinzuschauen, kritisch und neugierig zu sein. Und er sei immer verdammt unkonventionell gewesen. Anfang 2016 etwa organisierten Sotzko und Dittrich gemeinsam einen Filmnachmittag im Tegeler Kino, sie schauten mit rund 300 Schülern – natürlich – die Hitler-Satire „Er ist wieder da“ und diskutierten anschließend über die Verführbarkeit der Massen. Danach hatten die beiden nur noch per E-Mail Kontakt. „Ich werde aber auf jeden Fall bei seiner Beisetzung dabei sein“, sagt Lars Dittrich. Von Marco Paetzel