Hennigsdorf: Wo Generationen zur Schule gingen: Das ist der Stand bei der Sanierung des Alten Gymnasiums

Seit Sommer 2006 war das Alte Gymnasium in einen Dornröschenschlaf versunken. Es war das Jahr, in dem das Puschkin-Gymnasium in der Neuendorfstraße geschlossen und verlagert wurde. Jene Schule, die im August 1926 eröffnet wurde und an der Generationen von Hennigsdorfern und Schülern aus dem Umland ihr Abitur abgelegt haben. Seit Jahren laufen die Planungen zur Zukunft des Hauses, nun geht es sichtbar voran: Gerüstbauer haben das Haus Anfang September eingerüstet. Bis 2022 soll alles fertig sein: „Die interne Erschließung von Fernwärme, Abwasser und Trinkwasser ist vollzogen. Die Baustelle ist eingerüstet und die vorbereitetenden Arbeit sind abgeschlossen“, erklärt Birgit Tornow-Wendland von der Kommunalen Betreiber- und Immobiliengesellschaft (KBI), die das Projekt managt. Am 8. September haben die nötigen Räumungs- und Abrissarbeiten im Haus begonnen. Die vielen heißen Sommer und die fehlende Heizung haben den Schimmel blühen lassen, zudem müssen Fußböden gemacht und Türen ausgebaut werden. Und das ist erst der Anfang: Bis Ende 2022 soll in dem denkmalgeschützten Haus ein GründerInnen- und Gewerbezentrum entstehen. Hier werden flexibel gestaltbare Gewerberäume für den Bereich Biotechnologie/Life Sciences, sowie Kommunikations- und Dienstleistungsangebote eingerichtet. So werden Coworking-Spaces, das sind gemeinsame, erschwingliche Arbeitsplätze, und „Makerspace-Bereiche, eine Art offene Werkstätten, hergerichtet. Zudem solle es Konferenzräume und Einzelbüros geben. Der Denkmalschutz gibt der Sanierung ihre Grenzen vor: Rund 15,8 Millionen Euro sind für die Umsetzung der Projekte KreativWerk I und II geplant, etwa zehn Millionen davon kommen als Fördermittel. Zentral bei den Planungen: „Wir versuchen, das Gebäude weitestgehend wieder so herzustellen, wie es in der Anfangszeit ausgesehen hat“, erklärt Birgit Tornow-Wendland. Das heißt auch, dass es keine Durchbrüche geben wird – ehemalige Schüler dürften die Zuschnitte ihrer Klassenräume auch künftig immer noch erkennen – nicht zuletzt wegen der strengen Vorgaben des Denkmalschutzes. Und das Interesse der Bevölkerung an dem altehrwürdigen Haus ist groß. „Viele alte Lehrer oder ehemalige Schüler sind total begeistert, dass mit dem Haus jetzt endlich etwas passiert“, erklärt KBI-Chefin Birgit Tornow-Wendland. Um die lange Geschichte des Hauses und seine Rolle für die Stadt Hennigsdorf zu würdigen, soll zum feierlichen Baubeginn am 9. Oktober im kleinen Kreis auch eine Bauzaun-Ausstellung eröffnet werden. „Darauf wird die Entwicklung des Gebäudes nachgezeichnet“, so Tornow-Wendland. Auch über den Stand der Bauarbeiten soll informiert werden: Dann könne jeder, der am Haus vorbeiläuft, gleich einen Einblick in die Geschichte bekommen. Zudem solle es ein gläsernes Bautagebuch geben, das über den Stand der Arbeiten informiert. „Wir geben hier Mittel der EU, des Bundes und des Landes aus, da finde ich es nur richtig, dass man informiert, was damit passiert“, erklärt Birgit Tornow-Wendland. Etliche Interessenten gibt es übrigens schon, die wegen der Mietflächen im Haus bei der KBI anfragen. „Das freut uns natürlich. Gerade auch, wenn es Menschen sind, die nach Hennigsdorf zurückkehren, eine Beziehung zu dem Gebäude haben und sich selbstständig machen wollen.“ Die Baustelle auf dem Gelände indes wird bald noch größer werden, denn dort soll bis zum Jahr 2023 bekanntlich auch das neue Stadtbad entstehen. Im Oktober soll das Betriebskonzept dafür fertig sein. Grünes Licht in der SVV für dieses Großprojekt, das nicht mehr als 25 Millionen Euro kosten soll, ist sehr wahrscheinlich. Von Marco Paetzel