Hilfe für Familien: Mila Zaharieva-Schmolke ist Integrationsmanagerin der Pur Hennigsdorf

Dass sie einmal eine echte Zuneigung zu Hennigsdorf empfinden könnte, hätte Mila Zaharieva-Schmolke wohl kaum gedacht. Obwohl sie die Stadt bis vor einem halben Jahr eigentlich nur vom Namen her und als Endstation ihrer S-Bahnlinie kannte, passt ihre neue Arbeitsstelle bei der Pur gGmbH so gut zu ihr, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Die 46-Jährige vertritt Integrationsmanagerin Svetlana Martin während der Elternzeit. Ihr Büro befindet sich in einem der fünf Nachbarschaftstreffs der Pur, im Albert-Schweitzer-Viertel, das schon oft als sozialer Brennpunkt Hennigsdorfs bezeichnet wurde. In den Sozialwohnungen leben viele Migranten. Mila Zaharieva-Schmolke setzt genau da an, wo die Bewohner Hilfe brauchen. Sie ist für die Beratung in den Bereichen Soziales und Bildung in Familien verantwortlich. Sie leistet Unterstützung bei Behördenangelegenheiten, hat aber auch die Kinder und Jugendlichen im Blick und sorgt sich um ein friedliches Zusammenleben im Quartier, in dem die Hennigsdorfer Wohnungsbaugesellschaft (HWB) gerade vieles umstrukturiert und neu baut. Im Januar trat Mila Zaharieva-Schmolke ihre Stelle in Hennigsdorf an, die bis April 2021 laufen soll. Auch in der Corona-Zeit war sie immer vor Ort, verzog sich nicht ins Homeoffice. Zum Tag des Nachbarn produzierte sie einen kleinen Film, um die Menschen wenigstens auf digitalem Wege etwas näher zusammen zu bringen. Aber vor allem nutzte sie die Zeit, um ihr Netzwerk in der Stadt zu vergrößern und Projekte anzukurbeln. „Ich habe zum Beispiel mit der Evangelischen Kirche zusammen gearbeitet“, berichtet sie. Daraus ist das Projekt Leseclub Plus, Musik im Quartier, entstanden, das künftig montags von 13 bis 15 Uhr im Nachbarschaftstreff stattfinden soll. Der syrische Musiker Yousef Nouraldin und der Musikpädagoge der evangelischen Kirchengemeinde, Dirk Thomas, erzählen Kindern Geschichten aus verschiedenen Religionen. Dazu können die jungen Teilnehmer musizieren, basteln und spielen. „Es macht mir großen Spaß, mitzuwirken. Ich habe den Eindruck, dass hier in Hennigsdorf die Arbeit im Bereich Integration sehr wertgeschätzt wird. Das ist anders, als in Berlin, wo es für jedes Thema gefühlt schon lauter Vereine und Angebote gibt“, erklärt die Integrationsmanagerin, die lieber noch nicht daran denken möchte, dass die Stelle zeitlich befristet ist. Aufgewachsen in der bulgarischen Heimat: Doch sie hat noch mehrere andere Standbeine, erstellt zum Beispiel Radio Features für den RBB oder SWR 2. Die gebürtige Bulgarin arbeitet freiberuflich für das eigene internationale Radioprojekt YCBS, betreut aber auch noch andere soziale, interkulturelle und politische Projekte. Seit 28 Jahren lebt Mila Zaharieva-Schmolke in Berlin. Zuvor hatte sie bereits ein Studium in Sofia begonnen. „1990 war ich dann hier zu Besuch bei Freunden und diese Aufbruchstimmung zur Wendezeit hat mir unglaublich gefallen. Die Menschen waren so euphorisch. Also habe ich meine Heimat Bulgarien verlassen und bin nach Berlin gezogen.“ An der Freien Universität studierte sie Germanistik und Osteuropastudien. Wie lange sie in Deutschland bleiben will, ließ die junge Frau erst einmal offen. Doch dann verliebte sie sich, heiratete und blieb bis heute. Hennigsdorf hat sie schnell liebgewonnen: Was ihr an Hennigsdorf gefällt? „Ich habe die Stadt liebgewonnen“, erzählt sie. „Ja, einige Plätze haben für mich etwas Romantisches, wie das historische Rathaus oder die Alte Feuerwache.“ Auch ihre Arbeit empfindet sie als erfüllend, da sie etwas bewegen kann und die Menschen erreicht. „Und ich habe tolle Kollegen bei der Pur.“ Von Wiebke Wollek