Nieder Neuendorf: Ausnahmezustand in der „Buhne“

Wenn Steffi Sindermann auf die vergangenen Wochen schaut, dann ist sie stolz auf ihre Stammkunden. „Sie halten uns die Treue und bestellen Essen, manchmal sogar mehrmals am Tag. Und manche haben mitunter auch Nachbarn aufgerufen, uns zu unterstützen. Das ist schon toll“, erklärt die Betreiberin des kultigen Nieder Neuendorfer Restaurants „Die Buhne“ in der Dorfstraße. An der Frontseite des Hauses hat Sindermann kurzerhand eine Essensausgabe – samt Plexiglasscheibe zum Schutz – eingerichtet. Mit Bitte um ordentlich Abstand, versteht sich. Lieferdienst von Mittwoch bis Sonnabend: Mittwoch bis Sonnabend gibt es einen Lieferdienst, bei Abholung bietet das Restaurant den Gästen 15 Prozent Rabatt. Dennoch: Ein Großteil der Einnahmen ist der Gastronomin, die schon seit dem 11. März geschlossen hat, dennoch weggebrochen. „Am Anfang hatte ich richtig Angst, weil ich nicht wusste, wie es weitergehen sollte“, erklärt die Gastronomin. Sie stellte frühzeitig einen Antrag auf Soforthilfe wegen der Corona-Pandemie – am Dienstag nach Ostern dann flatterte Steffi Sindermann der Bescheid ins Haus, dass die Gelder gewährt werden. „Ich bin froh, dass ich den Zuschuss bekommen habe, das hilft uns erstmal weiter. Aber wir wissen nicht, was kommt", sagt Steffi Sindermann. Sie fürchtet, dass es mit der Wiedereröffnung noch bis in den Juni dauern könnte – dabei hat die Gastronomin rund 1300 Euro Fixkosten für Strom, Wärme, Versicherung & Co. im Monat zu schultern. Vier ihrer Mitarbeiter sind derzeit in Kurzarbeit , der Rest ist freigestellt. „Jetzt erst recht!“: Ihr großes Glück: Miete muss sie nicht zahlen, das Haus ist ihr Eigentum. Und es hat eine lange Tradition. Um 1900 ist es gebaut worden, jahrzehntelang war es ein Kuhstall. Familie Sindermann kaufte das Haus nach der Wende und nutzte es als Pferdestall, Werkstatt und Garage. Bis 2005 betrieb Sindermanns Mutter Gabriele den Geschenkartikelladen „Buhnengeflüster“. Als ihre Mutter den Laden aufgeben wollte, übernahm Steffi Sindermann und ließ das Haus herrichten – 2007 konnte sie eröffnen. Rund 50 Plätze gibt es drinnen, noch mal 50 hinten in der Festscheune. Momentan ist all das natürlich verwaist, Steffi Sindermann und Koch Pawel Jaskowiak sind ganz alleine im Laden. Und obwohl er nur etwa 10 bis 20 Gerichte pro Tag zubereitet, ist er den ganzen Tag im Einsatz. „Wenn wir keine Aufträge haben, lässt er sich immer etwas Neues einfallen, was wir als Tagesangebot auf unser Karte nehmen können. Jetzt erst recht!“, sagt die Hennigsdorferin. Dennoch dürften die kommenden Monate nicht leicht werden, etliche Feiern, die in der Buhne stattfinden sollten, sind bereits abgesagt worden – andere werden vermutlich noch folgen. Von Marco Paetzel

Nieder Neuendorf - Ausnahmezustand in der Nieder Neuendorfer „Buhne“