Wie geht es weiter in Hennigsdorf-Nord? Die Parkplätze werden immer knapper

Wer in den 1970er-Jahren eine Wohnung im neu entstehenden Stadtteil Henningsdorf- Nord ergattern konnte, schätzte sich glücklich. Zu ihnen gehörte auch Ursel Degner, heute Stadtverordnete und Fraktionsvorsitzende der Linken, die sich gerne an die alten Zeiten zurück erinnert. „Wir waren 1977 Erstmieter und fühlten uns wohl“, erzählt sie. Der spätere Umzug war allein dadurch begründet, dass ein zweites Kinderzimmer gebraucht wurde. „In Nord hat es uns aber gut gefallen. Die Innenhöfe waren wie kleine Biotope mit neu gepflanzten Bäumen und Blumen. Es gab lauter kleine Spielplätze, jeder war anders.“ Auch Kultur und Gastronomie waren damals vorhanden. An der Stelle, an der sich heute ein Netto-Discount befindet, gab es einst das Restaurant Nord, kurz Reno, für mehr als 300 Gäste. Hier wurde ab 1988 sogar die Miss Hennigsdorf gekürt. Doch Ende 1989 war Schluss mit dem Betrieb. Mitte der 90er-Jahre folgte der Abriss. Ein ähnliches Ende steht nun bald auch der alten Schwimmhalle bevor. Sie soll abgerissen werden und wird durch den Neubau hinterm alten Puschkin-Gymnasium ersetzt. „Als es um die Standortfrage für das neue Stadtbad ging, hat unsere Fraktion sich damals dafür stark gemacht, das Bad an der Veltener Straße, gegenüber vom Baumarkt, zu bauen. Und nicht im Stadtzentrum“, sagt Ursel Degner. Ihr ist es wichtig, dass Hennigsdorf-Nord sich weiterentwickelt. „Es ist der Stadtteil, in dem die meisten Menschen leben. Aber hier passiert seit Jahren überhaupt nichts.“ Dabei gibt es sogar einen Festplatz, auf dem die Linken einmal jährlich ein Kinderfest organisieren. Im Winter steht dort ein schöner großer Weihnachtsbaum. Und das war’s. Kultur und Gastronomie haben sich weitgehend aus Nord verabschiedet. „Dabei finde ich den Stadtteil nach wie vor schön. Die Wohnungen sind nicht schlecht, sie wurden alle saniert. Das Farbkonzept an den Fassaden stimmt – eigentlich ein schöner bunter Stadtteil.“ Dabei seien die Straßen jedoch noch an die Breite des DDR-Trabants angepasst, was zu Enge und Parkplatznot führt. Seit der Sanierung der Fontanesiedlung und der Umlegung der Buslinien 808 und 809, wodurch Parkraum weichen musste, hat sich das Problem verschärft. Deshalb haben die Linken in die letzte Stadtverordnetenversammlung am 9. Dezember einen Änderungsantrag in die Haushaltsdiskussion eingebracht. Darin war vorgesehen, dass im Haushalt 2021 ein Budget von 10 000 Euro eingeplant wird, um Lösungsvorschläge für die Parkraumprobleme zu prüfen. Langfristig sei zum Beispiel über ein Parkhaus nachzudenken, erklärt Ursel Degner. Der Änderungsantrag wurde abgelehnt, doch die Fraktion bleibt weiter dran. „Uns geht es nicht nur um die Parkplätze, sondern um die gesamte Entwicklung des Stadtteils.“ So sei zum Beispiel auch noch offen, wie einmal die Fläche des alten Schwimmbades nach dem Abriss genutzt werden könnte. „Hier könnte zum Beispiel ein zweiter Jugendclub in der Stadt entstehen, der auch gerne von der Pur betrieben werden könnte.“ Das frisch sanierte Familienzentrum an der Parkstraße sei zwar toll. „Aber vielleicht wünschen sich die Jugendlichen auch noch andere Angebote. Das muss ja nicht luxuriös sein“, findet Degner. Von Wiebke Wollek