Hohen Neuendorfer Hausarztpraxis bietet Corona-Tests im Hinterhof

„Corona-Testung: angemeldete Patienten bitte im Hof melden.“ Ein großes handgeschriebenes Schild soll seit Dienstag dabei helfen, die Patienten der gemeinschaftlichen Hausarztpraxis von Susanne Adam und Kerstin Uhl-Hochgräber voneinander zu separieren. Von den ersten zehn zugewiesenen Patienten mit Verdacht auf eine Corona-Erkrankung ist am Dienstagvormittag ein Rachen-Abstrich vorgenommen worden. Die Betroffenen kommen aus Bergfelde, Birkenwerder sowie Hohen Neuendorf und waren vom Amts- beziehungsweise Hausarzt geschickt worden: Auf dem Hinterhof in der Berliner Straße 23 in Hohen Neuendorf ist am Tag zuvor eine Garage zu provisorischen Behandlungsräumen umgerüstet worden. „Wir sind vom Amtsarzt zur Infektionspraxis ernannt worden – und das ist besser als ein Zelt vor dem Supermarkt“, begründet Susanne Adam die kurzfristige Maßnahme. „Neben den Abstrichstellen in den Rettungsstellen der Oberhavel-Kliniken in Hennigsdorf und Oranienburg sind seit dieser Woche aufgrund der stetig steigenden Fallzahlen zwei weitere Abstrichstellen eingerichtet worden“, informierte Kreissprecherin Ivonne Pelz auf Nachfrage. Neben der in Hohen Neuendorf sei auch eine in Hennigsdorf eingerichtet worden. Beim Gesundheitsamt seien bis Donnerstag (26. März) 65 positiv auf das Coronavirus getestete Personen erfasst worden. In der Woche zuvor hatte sich die seit 2011 bestehende Hohen Neuendorfer Gemeinschaftspraxis dafür gemeldet, nachdem alle Hausarztpraxen angeschrieben und um Unterstützung gebeten worden waren. „Wir können das Angebot machen, weil wir genügend Personal und Schutzkleidung haben“, sagt die 56-jährige Doktorin. Ein Patient habe die Garage am Montag sogleich dafür hergerichtet. Wichtiger Hinweis: Die Haupträume der Praxis bleiben davon ebenso unberührt wie die Behandlungsräume der benachbarten Physiotherapiepraxis von Jana Montag. Der Vorteil liegt auf der Hand: Für „normale“ Patienten wird die Gefahr minimiert, sich einer möglichen Corona-Gefahr auszusetzen. „Es gibt eine räumliche Trennung“, sagt die Ärztin. Für die zu testenden Verdachtsfälle sei ein 15-Minuten-Takt eingerichtet worden, damit diese auch untereinander nicht näher in Kontakt kommen können. Getestet würden Personen mit einem trockenen Husten und Fieber sowie Menschen, die sich in einem der Risikogebiete aufgehalten haben oder Kontakt zu einem Corona-infizierten hatten. Susanne Adam warnt jedoch davor, ohne zuvor telefonisch vereinbarten Termin in die Praxis zu kommen. Der richtige Ansprechpartner sei zunächst der eigene Hausarzt oder der Amtsarzt. Von dort erhielten die Patienten gegebenenfalls die Überweisung zum Corona-Test. Dies werde jeweils per Fax geregelt. Bis das Ergebnis vorliegt, könne es inzwischen bis zu drei Tage dauern. „Das liegt am hohen Testaufkommen“, erläutert Susanne Adam. Die Hausärztin nutzt die Gelegenheit, um sich zu bedanken: „Die Solidarität der Patienten und der Kollegen ist großartig“, sagt sie. Als einer Mitarbeiterin in der vergangenen Woche zum Beispiel das Fahrrad gestohlen wurde, habe es Angebote für ein Ersatzrad gegeben. Jüngere Patienten würden ältere Menschen mit dem Auto zum Arzt chauffieren oder sie mit dem Nötigsten versorgen. Dank gelte aber auch der Oranienburger Augenärztin Ingrid Wagner, die ehrenamtlich koordinierende Aufgaben in der Krise übernommen habe. Von Helge Treichel

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