Hundefriseur: Mit Schere, Messer und Bürste ran ans Fell

Was wäre gewesen, wenn sich der rote Langhaardackel Prinz vor einigen Jahren nicht im Dreck gesuhlt hätte? Dann würde es den Hundefriseur „Prinz“ in Löwenberg heute wohl nicht geben. „Mein ‚Prinz‘ war nach der Aktion damals so verschmutzt, sodass ich versucht habe, sein Fell wieder sauber zu bekommen. Die verklebten Stellen schnitt ich mit der Schere heraus. Am Ende sah er so löchrig aus wie ein Schweizer Käse“, erzählt Ricarda Kresz. Ihr blieb aber keine andere Wahl, selbst Hand anzulegen, weil die Wartezeiten bei den Hundefriseuren in der Region sechs bis acht Wochen betrugen. Spaß machte ihr das Frisieren aber auch. „Mein Mann sagte mir damals, ‚du bist so hundeverrückt, mach doch selbst einen Laden auf!‘“ Abgetaucht in die Welt der Hundefriseure: Nach diesem Schubser in eine ganz neue Richtung ging alles ziemlich schnell. Ricarda Kresz befasste sich intensiv mit dem Gedanken, ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Und auch mit der Welt der Hundefriseure. Sie brauchte jedoch eine praktische Grundlage. Wie werden Krallen und Pfoten richtig gepflegt? Welche Rassen werden wie geschnitten? Welche Messer, Scheren oder Scherköpfe werden für bestimmte Körperpartien benutzt? Welche Ausrüstung braucht man? „Nach langem Suchen fand ich jemanden, der mich ausgebildet hat“, so die 48-Jährige (auch wenn Hundefriseur kein Ausbildungsberuf ist). Ihr wurden Tricks und Kniffe gezeigt, die sie verinnerlicht hat. Liebevoll eingerichteter Salon: Da sie auf dem weitläufigen Grundstück in Linde kein Gewerbe betreiben durfte (Außenbereich), suchte sie nach einem anderen Objekt – und fand es mitten in Löwenberg. Die Immobilie in der Friedrich-Ebert-Straße 8 – direkt an der Bundesstraße 96 – hatte annähernd 20 Jahre leergestanden. Dort wurde mit viel Liebe zum Detail der Laden errichtet. Hinter der Eingangstür befindet sich der kleine Wartebereich. Hinter einer halbhohen Mauer samt der schmiedeeisernen Tür kommt der Salon. Zentral steht der elektrisch höhenverstellbare Tisch, sodass die Arbeitshöhe immer passend zur Hundegröße eingestellt werden kann. Zwischen der Größe eines Mini Yorkshire Terriers und eines Pyrenäenberghundes liegen Welten. Schermaschinen, Rupfklemmen für Ohrenhaare, Scheren für Pfoten, Fell oder Augen, Trimmmesser für Rauhaardackel oder Foxterrier, Rasiermesser oder Epilierscheren zum Ausdünnen – die Liste der „Werkzeuge“ ist lang. Auch Bürsten gehören dazu. Ein Highligt ist in einem Extraraum die ebenfalls höhenverstellbare Badewanne. Und Auslauf hinter dem Salon haben die Hunde bei Bedarf auch. „Mit Leib und Seele Hundefriseurin“: Vor drei Jahren eröffnete Ricarda Kresz den Hundefriseur „Prinz“. Das Geschäft erhielt den Namen ihres zwischenzeitlich gestorbenen Hundes Prinz. Sie betreibt das Ein-Personen-Unternehmen seitdem im Nebenerwerb. Hauptberuflich ist sie bereits seit 15 Jahren als Housekeeper in einem Berliner Hotel angestellt. Ihre Arbeitstage mit dem Job in Berlin und dem Hundefriseur haben aus dem Grund oft 16 Stunden. „Es ist anstrengend, aber noch macht mir das nichts aus“, sagt sie. „Aber ich möchte mich bald ganz und gar auf mein Geschäft konzentrieren. Ich liebe das, bin mit Leib und Seele Hundefriseurin. Das ist mein Beruf.“ Und ihre Berufung. Wenn es gut läuft, soll es in diesem Jahr so weit sein. Nach dem anfangs etwas schleppenden Start vor drei Jahren baute sich Ricarda Kresz einen soliden Kundenstamm auf. Hundehalter aus Teschendorf, Nassenheide, Borgsdorf, Fürstenberg, Berlin, Falkenthal oder Liebenwalde bringen ihre Vierbeiner regelmäßig zu ihr. Aus Löwenberg selbst ist es so gut wie niemand. „Warum das so ist, kann ich mir nicht erklären.“ Auch ein Punkerschnitt ist möglich: Der Bedarf, Hunde frisieren zu lassen, ist da und nahm in den vergangenen Jahren zu. „Ich kannte das früher auch nicht. Mal abgesehen davon, dass es den Hunden gut tut, wenn sie beim Friseur gepflegt werden, denke ich, dass die Besitzer sehr auf das Äußere ihrer Tiere achten. Das geht in manchen Fällen schon in Richtung Mode. Ich habe eine Kundin, die ließ für ihren Hund einen Punkerschnitt machen.“ Die Löwenbergerin berät ihre Kunden, „aber am Ende entscheidet er“. Das wird offenbar geschätzt. Jens Wolf aus Lindow – ein Kunde – schrieb ins Gästebuch des Salons: „Wir sind rundum zufrieden. Frau Kresz hat einen super ausgestatteten und liebevoll eingerichteten Hundesalon und natürlich, das ist das Wichtigste, absolute Ahnung vom Haareschneiden und von allem, was notwendig ist, um einen Hund völlig zufrieden zu stellen. Dass sie unwahrscheinlich liebevoll mit den Tieren umgeht, ist hervorragend. … Ich bin ab sofort Stammkunde beim Hundefriseur Prinz.“ Aktuell ist der Laden wegen der Corona-Auflagen geschlossen. „Ganz nachvollziehen kann ich es nicht, weil der Kundenkontakt durch eine Plastikwand nicht zustandekommt und Hundefriseure in anderen Kreisen – zum Beispiel im Havelland – ihren Betrieb geöffnet haben dürfen“, so Ricarda Kresz. Kontakt: Telefon: 0172/360 79 57 und Internet: www.hundefriseur-löwenbergerland.de Von Stefan Blumberg