Kremmen: Kosmetikinstitut droht Rausschmiss

Da staunte die Inhaberin vom Kremmener „Vital- und Relaxcenter“ Birgit Titze-Dörr nicht schlecht, als jetzt ein Schreiben vom Landkreis bei ihr eintraf (Az.: 521020-07005/2020). Laut des Dezernats für Bauen, Wirtschaft und Umwelt, Fachbereich Bauordnung und Kataster liege für ihr Kosmetikinstitut weder eine Genehmigung noch ein Antrag für die Umnutzung der ehemaligen Fleischerei vor. Das Amt droht nun mit einem Nutzungsverbot. Das würde bedeuten, sie dürfte ihr Kosmetikinstitut in diesen Räumen nicht mehr betreiben. „Ich habe die Räume vom Eigentümer der Immobilie gemietet. Dass ich dort mit meinem Kosmetikinstitut einziehen werde, steht auch im Mietvertrag“, sagt Birgit Titze-Dörr. „Mit einer möglichen Veränderung der Innenräume hatte ich nichts zu tun. Ich habe dort auch nichts umgebaut.“ Unternehmerin zog gegen Vermieter vor Gericht: Pikant: Die Kosmetikerin ist schon seit zehn Jahren in dem Gebäude in der Berliner Straße 1 Mieterin. Der Landkreis war nun nach einer Anzeige tätig geworden. Im Raum stehe auch der Vorwurf, der Eigentümer der Immobilie der Berliner Straße 1 könnte gegen Auflagen des Denkmalschutzes verstoßen haben. So hätte zum Beispiel eine alte Holztür nicht ausgetauscht werden dürfen. Überhaupt fühle sich Birgit Titze-Dörr vom Eigentümer und Vermieter alleine gelassen. „Ich bin mit ihm seit langem in Kontakt, weil die Räumlichkeiten von Feuchtigkeit befallen sind. Auch die Heizung ist defekt und Türen und Fenster sind undicht. Aber auf meine Anfragen reagiert er kaum.“ Aufgrund der angeblichen Mängel sei die Unternehmerin auch schon vor Gericht gezogen, um eine Mietminderung durchzusetzen. Bisher ohne Ergebnis sei vor dem Landgericht Neuruppin und dem Amtsgericht Oranienburg gestritten worden. Bauaufsichtsbehörde hat wohl keine Genehmigung ausgesprochen: Aber was ist denn nun dran an dem drohenden Nutzungsverbot, dass Birgit Titze-Dörr die Räume in der Berliner Straße 1 künftig nicht mehr für ihr Kosmetikinstitut nutzen darf? Dazu Landkreis-Sprecherin Irina Schmidt: „Auf Grund einer Anzeige hat die untere Bauaufsichtsbehörde ein Verfahren zur Nutzungsuntersagung sowohl gegen den Eigentümer als auch gegen die Mieterin von Gewerberäumen in der Berliner Straße in Kremmen eingeleitet“, heißt es. „Die ehemaligen Verkaufsflächen einer Fleischerei werden derzeit für gewerbliche Zwecke in Form eines Vital- und Relaxcenters beziehungsweise eines Kosmetikinstituts genutzt. Bei einer Nutzungsänderung handelt es sich nach der Brandenburgischen Bauordnung um ein genehmigungspflichtiges Vorhaben. Es liegen bei der Bauaufsichtsbehörde weder eine Genehmigung noch ein Antrag für die Umnutzung der Gewerbeflächen vor.“ Daher sei sowohl dem Eigentümer als auch der Mieterin eine entsprechende Anhörung zugesandt worden, mit der sie die Gelegenheit erhalten, sich innerhalb von vier Wochen zum Sachverhalt zu äußern. Eigentümer sieht alle notwendigen Schritte als vollzogen an: In dem Verfahren gehe es ausschließlich um die Gewerberäume, nicht um die anderen dort auch ansässigen Wohnungsmieter. Birgit Titze-Dörr: „Ich habe dem Landkreis meine Argumente schriftlich mitgeteilt. Jetzt heißt es abwarten.“ Und was sagt der Eigentümer der Immobilie, der seinen Namen nicht in der Zeitung genannt haben will: „Ich habe bisher noch kein Schreiben von den zuständigen Behörden erhalten. Ich habe die ehemaligen Gewerberäume der Fleischerei lediglich von innen renoviert und baubehördlich nichts verändert.“ Nur eine Heizung und Fenster seien eingebaut und selbstverständlich sei das auch baubehördlich genehmigt worden. „Diese Gewerberäume habe ich dann an Frau Titze-Dörr vermietet, die dort ein Kosmetikinstitut einrichten wollte und dies auch eingerichtet hat.“ Laut Auskunft des Eigentümers der Immobilie seien alle notwendigen Schritte eingeleitet worden. Fünf Wohnungsmieter im Haus: Auf Nachfrage, was es mit den feuchten Wänden in der Immobilie auf sich hätte, sagte der Eigentümer zur MAZ: „In dem Haus gibt es fünf Wohnungsmieter und das Kosmetikinstitut als Gewerbemieter. Keiner der Wohnungsmieter hat bisher über Feuchtigkeit geklagt.“ Im Übrigen habe der Eigentümer Ende 2020 den Mietvertrag mit Birgit Titze-Dörr gekündigt, wie er gegenüber der MAZ mitteilt. Auch dies sei vor Gericht anhängig. Die Kosmetik-Unternehmerin ist nun natürlich sehr stark verunsichert, wie es künftig weitergehen soll. Sollte es in dieser Frage keine Einigung geben, müsste sie sich neue Gewerberäume in Kremmen suchen. Das ist wiederum mit viel Aufwand verbunden. Von Jeannette Hix