Kremmener Ortsspaziergang (6): Was wäre bloß die Staffelder Bibliothek ohne die ehrenamtlichen Helfer?

Das hat nicht jedes Dorf: Seit dem Herbst 2010 kümmern sich Dagmar und Michael Pauels um die Bibliothek im Staffelder Bürgerhaus. „Die gibt es schon seit DDR-Zeiten“, erzählt Dagmar Pauels. 80 Menschen nutzen die Einrichtung, die normalerweise jeden Montagnachmittag öffnet. 150 Euro pro Jahr gibt es aus dem Kremmener Haushalt, um neue Medien anzuschaffen. „Wir kaufen aber auch selbst einiges.“ Wenn die Leute kommen und stöbern, dann bereitet das den Pauels Spaß. „Als wir die Bibliothek übernommen haben, war hier noch sehr viel DDR-Literatur, das hatten die Leute alles schon gelesen.“ Die beiden begannen, das Sortiment umzustellen. Dagmar Pauels zeigt auf eine Kiste voller Groschenromane. „Die werden besonders gern gelesen.“ Im Bürgerhaus können sich zwar die Staffelder nicht zum Feiern einmieten, aber die Senioren treffen sich dort, es gibt den Jugendclub, und der Ortsbeirat tagt in dem Haus. Von hier aus führt der Ortsspaziergang zum Wolfslaker Weg, wo sich die geschlossene „Tenne“ befindet. Die Betreiberfamilie Glanzer hatte keine Nachfolger für ihre Gaststätte gefunden. Dahinter ist die Rhinland-Fleischerei. Ein älterer Herr radelt an uns vorbei. „Ortskontrollfahrt“, ruft er uns zu. Wir laufen rüber zur Flatower Straße. Noch ist der Seitenstreifen unbefestigt. Seit Jahren hoffen die Leute auf den Bau eines Gehweges. „Hier war schon immer nur dieser Trampelpfad“, sagt Ortsvorsteher Heino Hornemann. Auf der anderen Straßenseite sind alte, nicht mehr genutzte Schuppen zu sehen. Weiter geht es zur Bergstraße, an einer Tischlerei vorbei. „Ich kenne das hier als Zickenberg“, sagt Heino Hornemann, „weil hier damals mal Zicken gehalten worden sind.“ Wir gelangen auf eine freie Fläche, auf der an der Seite ein Backsteinofen steht. „Hier wurde früher gemeinschaftlich Brot gebacken“, sagt der Ortsvorsteher. „Die Nachbarn hier feiern auf diesem Platz ab und zu.“ Vom Zickenberg zum Lindenweg führt ein schmaler Weg – seit einiger Zeit versperren Poller die Zufahrt für Autos. „Das ist hier so eng und verwinkelt, dass wir das sperren mussten.“ Hannelore Glanzer lebt seit 1968 in Staffelde. Das heißt, eigentlich ist sie schon 1965 hergekommen, als Erntehelferin bei der LPG. Sie blieb – der Liebe wegen. „Mit der Zeit hat man sich eingelebt“, sagt sie und lächelt. Sie engagiert sich im Kremmener Seniorenbeirat. „Einmal im Monat treffen wir uns normalerweise.“ Sie macht das gern. „Ich bin das Sprachrohr für die Senioren in Staffelde“, sagt sie. Sie selbst spaziert gern in Richtung See und in den Wald. Wir sind unterdessen in der Dorfstraße angekommen. Links ist ein Spielplatz. „Wir wollten damals einen Spielplatz für alle“, sagt Ortsvorsteher Heino Hornemann. Deshalb hatte man sich auch gegen einen zweiten größeren Platz im neuen Wohnpark ausgesprochen – auch wegen der Integration der neuen Bewohner. „Wo der Spielplatz ist, war mal der Dorfteich.“ Ein Hingucker ist der Alte Dorfkrug. Dort finden nicht nur Feiern statt, sondern ist auch der Standort mehrerer Institute. An der Bushaltestelle hebt Heino Hornemann eine fast leere Flasche auf und bringt sie zum Mülleimer. „Hier treffen sich die Jugendlichen, auch aus anderen Orten“, sagt er. Gegenüber ist das Schloss. „Da herrscht ein gutes Miteinander“, sagt der Ortschef. Eigentlich findet dort zu Pfingsten immer der „Tag der offenen Tür“ statt. Es geht wieder zurück in den Wolfslaker Weg, am Bürgerhaus vorbei. Bald kommt auf der rechten Seite der Wohnpark, wo in den vergangenen Jahren viele neue Häuser entstanden sind. Immer geradeaus kommt irgendwann auf der rechten Seite, etwas versteckt, der Staffelder See. Baden kann man hier nicht. Aber immerhin ein wenig die Natur genießen. Von Robert Tiesler