Zwischenstand in der Coronakrise: Kremmener sind vernünftig

Alles anders als sonst. Die Kremmener Stadtverordneten trafen sich am Donnerstagabend zu ihrer Sitzung – allerdings nicht im Rathaus, sondern in der Stadtparkhalle. Wegen der Sicherheitsmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus mussten größere Abstände eingehalten werden. Das war im Rathaussaal nicht möglich. Jeder Stadtverordnete saß an einem eigenen Tisch. Jede Fraktion hatte zudem ein eigenes Mikrofon. Wer an der U-förmigen Tisch-Gruppierung ganz hinten saß, brauchte fast schon ein Fernglas, um Bürgermeister Sebastian Busse (CDU) und die Stadtverordnetenvorsteherin Stefanie Gebauer (UWG/LGU) am Kopfende zu erkennen. „Ich danke Ihnen, dass alle anwesend sind“, sagte der Bürgermeister. „Das ist nicht selbstverständlich“, sagte er angesichts der andauernden Coronakrise. Er verwies zudem auf ein Schreiben des Städte- und Gemeindebundes. Die Sitzungen der Stadtverordneten sollen und müssen stattfinden, alle weiteren Ausschüsse und Ortsbeiräte seien aufs Nötigste zu begrenzen. Da diese keine Sachentscheidungen treffen würden, könnte auf sie verzichtet werden und auf andere Weise eine Verständigung herbeigeführt werden. Lange sei Kremmen vom Coronavirus verschont geblieben, so Sebastian Busse weiter. „Aber es war nur eine Frage der Zeit.“ Inzwischen liegt die Zahl der bestätigten Covid-19-Infizierten in Kremmen bei drei. „Mehr weiß ich dazu nicht.“ Er stellte allerdings klar, dass es in der Stadtverwaltung keine Betroffenen gebe, auch nicht im Pflegeheim. Er war am Donnerstagabend auch noch davon ausgegangen, dass es in der Gemeinschaftsunterkunft auch keinen Coronafall gebe, aber die Kreisverwaltung hatte am selben Abend bekanntgegeben, dass es dort eine infizierte Person gebe. Das Kremmener Ordnungsamt ist mit seinen Mitarbeitenden in diesen Wochen verstärkt unterwegs – auch an den Wochenenden. Darüber informierte Amtsleiterin Susanne Tamms. Im Großen und Ganzen sei die Lage in der Stadt und den Ortsteilen ruhig, sagte sie. Sie hob hervor, dass viele Freiwillige aus der Verwaltung am Wochenende arbeiten und unterwegs seien. „Das ist nicht selbstverständlich“, so Susanne Tamms. „Kremmen ist allerdings touristisch sehr beliebt, da mussten wir ein paarmal eingreifen.“ Es habe mündliche Verwarnungen, aber keine Bußgelder für Stadtbesucher gegeben. Allerdings habe es sogenannte Coronapartys im Kremmener Stadtpark sowie auf der Wiese am Beetzer See gegeben. Es habe entsprechende nächtliche Einsätze der Polizei gegeben. Großfamilien seien beim Picknick angetroffen worden oder Biker im Scheunenviertel. „Aber letztlich reagierten alle sehr vernünftig“, sagte Susanne Tamms. Im Standesamt seien viele Trauungen verschoben worden. Die Hochzeiten, die stattfinden konnten, fanden ohne Trauzeugen, Familie und sonstige Begleiter statt. Gut ausgerüstet sei zudem die Feuerwehr in Kremmen und den Ortsteilen, so die Ordnungsamtsleiterin. Mundschutz und Schutzanzüge würden zur Ausstattung gehören. Auch im Bauamt sorgt das Coronavirus für Umstrukturierungen. 45 Bauprojekte seien zu Beginn der Krise gelaufen. „Das konnten wir so alles nicht mehr bearbeiten“, so Bauamtsleiter Enrico Wießner. Sie seien priorisiert worden. Ganz wichtig seien die Bauarbeiten in der Staffelder Kita, an der Kremmener Kita sowie an der Goetheschule. Wie auch in den anderen Abteilungen wird im Büro und im Homeoffice gearbeitet – Besprechungen erfolgen in Telefon- und Videokonferenzen. Kämmerer André Bröker berät sich momentan täglich mit Bürgermeister Sebastian Busse zur finanziellen Lage der Stadt – auch mit Blick auf Oranienburg, wo schon eine Haushaltssperre gilt. In Kremmen sei das derzeit nicht nötig. Dennoch liegen Stundungen für Gewerbesteuern in Höhe von 5000 Euro vor. Der Betrag, wo die Steuer-Vorauszahlungen auf Null gesetzt worden seien, liege bei 40.000 Euro. Andreas Dalibor (SPD) sagte, es müsse geprüft werden, wo gespart werden könne. „Wir können nur sozial bleiben, wenn die Kassen gefüllt sind. Wir müssen gucken, wie wir unsere Liquidität bewahren.“ Von Robert Tiesler

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