Leegebruch: Geschichten im Schatten von Heinkel

15 Jahre, 15 Hefte – Zeit für die Köpfe des Leegebrucher Geschichtsvereins, Bilanz zu ziehen. Obwohl, wie der Vorsitzende Norbert Rohde einräumt, der Verein an sich noch keine 15 Jahre alt ist. Denn am Anfang stand nicht die Eigenständigkeit, sondern die Arbeitsgemeinschaft Heimatgeschichte als Teil des Leegebrucher Kulturverein. „Am 30. April 1999 wurde diese ins Leben gerufen“, erzählt Rohde. Sieben Mitstreiter gab es, ihn selbst eingeschlossen. Im Juli 2005 wurde die Sparte dann eigenständig. „Und wir haben eine ganz interessante Entwicklung genommen“, befindet Rohde. 24 Köpfe befassen sich mit der geschichtlichen Entwicklung des Ortes: 24 Köpfe sind es derzeit, die sich mit der geschichtlichen Entwicklung des Ortes befassen. Die Verwaltung wird eher knapp gehalten – neben Giso Siebert als Stellvertreter gibt es noch Kassenwartin Jutta Krämer. „Das reicht“, befindet Rohde ebenso knapp. Themen gibt es auch in einer relativ kleinen Gemeinde wie Leegebruch genügend. Wobei natürlich die Zeit des großen Wachstums in den Jahren der NS-Diktatur den größten Platz einnimmt. Ebenfalls prägend für den Ort waren die Entwicklung der Schule, des weit über die Grenzen hinaus bekannten Karnevalklubs, der Gartensiedlung oder auch der Messerschmiede, um nur einige zu nennen. Sie alle waren bereits Thema in einem der jährlich erscheinenden Hefte. In diesem Jahr soll es gleich zwei Ausgaben geben, kündigt Rohde an. Eine davon wird sich mit der Feuerwehr befassen, die ebenfalls ein Jubiläum feiern kann: seit 90 Jahren gibt es die Brandschützer nun. Wunsch: Sommerfest und Weihnachtsfeier sollen stattfinden: Und da die Geschichtsforscher bereits im Jahr 2000 zum 70. Jubiläum ein Heft herausgegeben haben, kommt nun eine überarbeitete Version als Ergänzung. Das neue Heft wird sich mit dem KZ-Außenlager des Heinkelwerks und dessen Verbindungen befassen. Eins der Schwerpunktthemen von Rohde selbst, der sich vor allem mit Leegebruch als Werkssiedlung des Rüstungsfabrikanten befasst. Beispielsweise gingen die Steuern, die das Unternehmen im NS-Staat zahlte – es waren jährlich rund 300.000 Reichsmark – zur Hälfte an Oranienburg und zu je einem Viertel an Leegebruch und Germendorf. Bei einem Reichsmark – Euro-Kurs von etwa 1:8, je nachdem, wer umrechnet, wird deutlich, wie sehr die Kommunen vom Werk profitierten. Und damit auch von den Zwangsarbeitern und Häftlingen des Konzentrationslagers Sachsenhausen, die meist nur wenig oder gar nicht entlohnt wurden. „Beide Hefte werden wie gewohnt auf dem Leegebrucher Weihnachtsmarkt zu haben sein“, kündigt Rohde an. Wer sich einen Überblick über die bisher erschienenen Hefte verschaffen will, der wird auf der Internetseite auf www.geschichtsverein-leegebruch.de fündig. Wie nahezu überall ist allerdings der Veranstaltungsbereich derzeit mit Absagen gespickt – Vorträge oder Exkursionen, die regelmäßig zum Angebot gehören, finden nicht statt. Auch das monatliche Treffen für März wurde abgesagt. „Mal schauen, was im April ist“, so Norbert Rohde. Dass zumindest Sommerfest und Weihnachtsfeier, die fest zum Vereinsleben gehören, stattfinden können, wünscht er sich. Und natürlich den jährlichen Austausch mit den Forscherkollegen aus der Partnerstadt Lengerich in Nordrhein-Westfalen. Eins macht die Leegebrucher Heimatforscher übrigens auch nach 15 Jahren noch sprachlos: das die Gründungsurkunde von 1928 mitsamt der Kopien spurlos verschwunden ist. Sicher ist sich Norbert Rohde aber, dass sie unentdeckt in einem Archiv schlummert. Und Papier ist bekanntlich geduldig. Von Björn Bethe

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