Ärger am Briefkasten in Löwenberg: Überweisungen nur noch eingeschränkt möglich

Anfangs habe er den eingeschränkten Service gar nicht bewusst registriert, gesteht Michael Grüber aus Teschendorf. Aber im Januar wurde ihm schlagartig klar, dass in der Löwenberger Sparkassenfiliale die Öffnungszeiten auf zwei Tage (Montag und Donnerstag) reduziert sind und dadurch Überweisungsformulare nur noch an diesen Tagen angenommen werden. Der dafür ursprünglich eingerichtete Briefkasten ist seitdem zugeklebt, um Missverständnisse zu vermeiden. „Wir haben viele Rentner im Löwenberger Land, die nun nur noch sehr eingeschränkt die Überweisungen erledigen können“, sagt der 69-Jährige, der seit seinem sechsten Lebensjahr selbst Sparkassenkunde ist. Zur Einschulung hatte er damals ein Sparbuch bekommen. „Das kann nicht sein“, sagt Grüber mit Blick auf die reduzierte Dienstleistung: „Es geht dabei nicht nur um mich, sondern auch um die, die sich nicht wehren können“, sagt er. Sein Vorschlag: Da sich die Öffnungszeiten mit der Filiale in Liebenwalde ergänzen, wo dienstags, mittwochs und freitags geöffnet ist, könnte zwischen diesen doch ein Kurierdienst eingerichtet werden, um besagten Briefkasten zu leeren. Oder es könnte ein Automat installiert werden, der eingegebene Belege ausliest. Da solche Möglichkeiten nicht geschaffen wurden, seien die neuen Öffnungszeiten „aus meiner Sicht ganz schlecht vorbereitet“, findet der Teschendorfer und wendet sich an den Kundenservice. Bis zu fünf Prozent Rückgang pro Jahr: „Die Nähe zu unseren Kunden ist uns sehr wichtig“, heißt es in der Antwort. Die Sparkasse verfüge – im Gegensatz zu vielen anderen Kreditinstituten – über ein flächendeckendes Netz von Filialen. In ländlichen Gebieten werde darüber hinaus ein mobiler Kundendienst geboten. In den vergangenen Jahren habe sich das Kundenverhalten jedoch merklich verändert. Immer öfter finde der Kontakt auf digitalem Wege statt. „Auf diese Veränderung reagieren auch wir mit einem umfangreichen Mobil- und Online-Banking-Service, der immer stärker nachgefragt wird“, heißt es. Dennoch werde auch weiterhin die Geschäftsstelle vor Ort betrachtet, wo „das für unser Geschäft so wichtige Vertrauen entsteht“. Fakt sei aber auch die „stark rückläufige“ Anzahl beleghafter Überweisungen. Von drei bis fünf Prozent pro Jahr spricht hierbei die stellvertretende MBS-Pressesprecherin Daniela Toppel auf Nachfrage. „Corona hat diesen Trend noch beschleunigt“, sagt sie. Auch Bargeldzahlungen würden zunehmend reduziert. Darüber hinaus sei die Sparkasse laut der Richtlinie für Zahlungsdienste im Binnenmarkt dazu verpflichtet, eingereichte beleghafte Überweisungen innerhalb von zwei Bankgeschäftstagen abzuwickeln. Dies sei mit den neuen Öffnungszeiten nicht mehr möglich. Kunden könnten Überweisungsaufträge in allen Geschäftsstellen einwerfen oder abgeben. In Geschäftsstellen mit eingeschränkten Öffnungszeiten wie Löwenberg und Liebenwalde, könnten die Aufträge jedoch nur innerhalb der Öffnungszeiten entgegengenommen werden, um die zeitnahe Bearbeitung sicherzustellen. Empfehlung: auf Post oder Telefon zurückgreifen: Eine Leerung ausschließlich an den Öffnungstagen bedeute, dass die Überweisungen unter Umständen bis zu vier Tage im Briefkasten liegen. Hier seien Sicherheitsbedenken wie Vandalismus und Diebstahl nicht außer acht zu lassen. „Die Sicherheit unserer Kunden steht an erster Stelle“, beteuern die Sparkassenvertreter. Auch ein Kurierdienst sei hinsichtlich der betrieblichen Notwendigkeiten eine „Abwägungssache“. Immerhin gäbe es Alternativen: Einerseits betrage die Zahlungsfrist meist zehn bis 14 Tage. Man könnte andererseits Verwandte und Bekannte bitten, das Überweisungsformular mitzunehmen oder dieses auch mit der Post versenden. „Viele Dinge lassen sich auch telefonisch erledigen“, so Daniela Toppel. „Unsere Intension ist es, weiter vor Ort zu sein“, erläutert die Sprecherin. Andererseits solle eine bessere Auslastung in der Filiale erzielt werden. „Das ist unserer Kompromiss“, sagt Daniela Toppel mit Blick auf die reduzierten Öffnungszeiten und bittet zugleich um Verständnis. Auch Personal habe nicht reduziert werden müssen. „Im Gegenteil“ – es würden Mitarbeiter gesucht. Michael Grüber, der fast 21 Jahre lang Ortsvorsteher in Teschendorf war, kann sich mit den Einschränkungen, den Begründungen und den Alternativen „absolut nicht zufriedengeben“. Der ländliche Raum werde immer stärker abgehängt, stellt er bitter fest. Von Helge Treichel