Circus Kunterbunt aus Liebenwalde: 40 Tieren droht der Hungertod

Hungrig blickt Esel „Yesterday“ durch das Gitter, man merkt dem Vierbeiner bei jeder Bewegung an, dass fehlende Nahrung dem 45-jährigen Tier deutlich zusetzt. Seit Ende Oktober ist der „Circus Kunterbunt“ wieder in Liebenwalde gestrandet, fehlende Einnahmen inmitten der Corona-Pandemie bedrohen nicht nur die Existenz des Familienbetriebes, sondern auch das Leben der Tiere. Justine Kaffka ist den Tränen nahe, als sie zu ihren Tieren blickt. „Wir haben keinerlei Reserven mehr, wir wissen einfach nicht mehr, wie wir unsere Tiere verpflegen sollen.“ Die 31-Jährige ist Chefin des „Circus Kunterbunt“, der seit dem Auftrittsverbot zum 1. November wieder bei Schwägerin Marita Schulz in Liebenwalde untergekommen ist. Seit fünf Generationen existiert der Zirkus in Familientradition, eine derart prekäre und bedrohliche Lage gab es jedoch noch nie. „Ich habe bereits mein Auto verkauft um Futter zu kaufen, lieber verzichten wir zudem auf Essen, als dass unsere Tiere verhungern“, berichtet die Zirkuschefin. Fünfzehn Pferde, sieben Ziegen, vier Lamas, Gänse, Hunde, Hühner, Hasen und Tauben gehören zum Inventar des achtköpfigen Zirkustross. „Wir leben von der Hand in den Mund, drehen jeden Cent fünfmal um. Zwar hatten wir zwischen August und Oktober wieder Auftritte, aber das reichte nicht, um wirklich wieder bei Null zu sein“, so die 31-Jährige. Schwierig gestaltet sich vor allem die Situation für die Zirkusfamilie, nicht zu wissen wann es weitergeht. „Das geht leider der kompletten Zirkusbranche so. Alle stehen vor dem Ruin. Es gibt auch keinerlei staatliche Hilfen“, berichtet Marita Schulz, die selbst beim Zirkus lange involviert war. Zirkusfamilie bittet um Spenden: „Als wir zwischen März und August Auftrittsverbot hatten, konnten wir vor allem die Tiere Dank Spenden füttern. Das war großartig“, blickt Justine Kaffka zurück. „Schon damals war es hart, doch nicht zu vergleichen mit jetzt. Nun haben wir nichts mehr und zwar überhaupt nichts mehr.“ Deshalb bittet die Zirkusfamilie erneut um Spenden. Besonders dringend wird Heu, Kraftfutter, Stroh, Mehl und Hafer benötigt. Wütend reagieren Marita Schulz und Justine Kaffka, wenn sie lesen, dass viele fordern, dass sie halt ihre Tiere abgeben sollen. „Und was dann?“, fragt Marita Schulz. „Tierheime platzen aus allen Nähten, Zoos und Tierparks stehen auch vor großen Problemen“, so die 50-jährige Liebenwalderin. „Die Tiere gehören zu unserer Familie, wir haben alle eine feste Bindung zu ihnen. Die geben wir nicht einfach so ab. Und außerdem sind doch die Tiere auch unser Kapital als Zirkus. Was soll denn passieren, wenn wir jetzt unsere Tiere abgeben und dann wieder öffnen können. Die Menschen kommen wegen der Tiere in den Zirkus“, erklärt Justine Kaffka. Kinder leiden unter Engpässen: Traurig fährt auch „Küken“ Penny Kaffka über den Hof von Marita Schulz. Das vierjährige Mädchen ist das jüngste Zirkusmitglied und möchte gerne wieder mit den Pferden durch die Manege laufen. „Ich habe drei Kinder. Die beiden älteren können zumindest in die Schule, für Penny war leider kein Platz im Kindergarten mehr.“ Auch die Kinder bekommen die missliche Lage der ganzen Familie mit. „Es zerreißt mir das Herz als Mutter, wenn ich meinen Kindern sagen muss, dass der Weihnachtsmann in diesem Jahr nicht zu uns kommen wird“, erzählt Mama Justine traurig. Zumindest gibt Schwägerin Marita Schulz Halt: „Ohne Marita wären wir schon lange am Ende“, so Justine Kaffka, die unter der Nummer 0162 /4767795 für Spenden erreichbar ist. Von Knut Hagedorn