Rekordstrafe nach KZ-Anspielung auf Fußballplatz in Liebenwalde

Diskriminierende Äußerung auf dem Fußballplatz in Oberhavel! Am 4. Spieltag in der Fußball-Kreisliga West der Alten Herren Ü35 kam es im Spiel zwischen dem FV Liebenwalde und Oranienburger FC Eintracht Ende September 2020 zu einer verbalen Attacke in der ersten Halbzeit der Partie. Das Sportgericht des Fußballkreises Oberhavel/Barnim hat daraufhin nun eine Rekordstrafe verhängt. Wie der Verband in einer Stellungnahme am Mittwoch vermeldete, war ein Vereinsmitglied des FV Liebenwalde (Name ist der MAZ-Redaktion bekannt) „mit der Spielweise des Gegners und der Leistung des Schiedsrichters unzufrieden. In Folge dieser Unzufriedenheit kam es zu unsportlichen Beschimpfungen gegen den Verein und Spieler der Oranienburger Eintracht mit den Worten ,Für euch müsste man die Schornsteine in Sachsenhausen wieder anschmeißen’“, wie es vom FK heißt. Das Konzentrationslager Sachsenhausen in Oranienburg wurde vor 75 Jahren durch die sowjetische und polnische Armee vom Nazi-Terror befreit. Sportgericht spricht Rekordstrafe aus: Jetzt wurde vom Sportgericht des Fußballkreises das Urteil gegen die entsprechende Person gesprochen: ein Jahr Ausübungsverbot eines Amtes im Verband und Verein sowie 750 Euro Geldstrafe. Das ist die höchste Strafe seit Bestehen des Fußballkreises Oberhavel/Barnim! Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig. Liebenwalde-Vereinschef Ralph Ludwig ließ aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Entscheidung des Sportgerichtes akzeptiert wird. „Das Urteil ist gerecht und wir haben die entsprechende Person sofort von allen Aufgaben im Verein entbunden“, sagte Ludwig auf MAZ-Nachfrage. „Wir als Verein tolerieren solch eine Aussage nicht und distanzieren uns ganz klar davon.“ In der kommenden Woche wolle der Verein nach Angaben von Ludwig mit der entsprechenden Person das Gespräch suchen, „um weitere Maßnahmen zu besprechen“. Dabei dürfte es auch darum gehen, wer die Strafe von 750 Euro übernimmt, „die der Verein erst einmal verauslagen wird“, so der Liebenwalder Vereinschef. „Nach jetzigem Stand kann ich mir eine Rückkehr der entsprechenden Person in den Verein nicht mehr vorstellen. Das möchten wir nicht.“ Auf MAZ-Nachfrage wollte sich der Beschuldigte am Telefon nicht zu der Thematik äußern, verwies auf seine vor dem Sportgericht getätigten Aussagen. Reichert: „So etwas lassen wir uns nicht bieten“: Das Sportgericht stellte klar heraus, dass der Beschuldigte „in höchstem Maße gegen das Gebot der sportlichen Fairness und eines fairen Umganges mit dem Gegner verstoßen hat“, wie es in der FK-Meldung heißt. „Sein unsportliches Verhalten war dafür geeignet, den Gegner zunächst in seiner sportlichen Ehre stark zu verletzen sowie sein Ansehen bei allen am Spiel Beteiligten extrem herabzuwürdigen. Diese menschenverachtende und diskriminierende Äußerung zeigt ein erschütterndes Maß an mangelndem Fair Play, fehlendem Respekt und Unsportlichkeit.“ Auch Fußballkreis-Vorsitzender Michael Reichert zeigte sich entsetzt: „Wir als Vorstand sind uns einig, dass über 2000 ehrenamtliche Funktionäre in unseren 85 Vereinen hervorragende Arbeit leisten. Wir werden uns mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen Einzelne wehren, die diese Arbeit durch solch ein Verhalten untergraben. So etwas lassen wir uns nicht bieten.“ Da der Schiedsrichter der Altherren-Partie die Aussage des Liebenwalders nicht gehört hatte, konnte keine entsprechende Vermerkung im Spielberichtsbogen gemacht werden, wie Reichert erklärte: „Ein OFC-Spieler sowie der Trainer der Oranienburger, die die Wörter gehört haben, haben dann umgehend den Staffelleiter informiert.“ Nun folgte das Urteil und mehr als eine Rote Karte gegen den Beschuldigten. Von Matthias Schütt