Bei Bauarbeiten am Zehdenicker Kloster sind am Montag historische Scherben und der Beckenknochen eines Mannes gefunden worden. Das genaue Alter der Überreste ist noch nicht bestimmt. Archäologin Andrea Weishaupt geht aber im Falle der Knochen von mindestens 100 Jahren aus. Gefunden wurden sie unmittelbar an der Grenze zum alten Kloster-Friedhof.
Seit Montag werden die Wände des früheren Stiftsfräuleinhauses sowie der Nordflügel des Kreuzganges freigelegt. Bis zu einem Meter tief graben die Bauarbeiter, um an das feuchte Mauerwerk zu gelangen und einen Entlüftungsgraben anzulegen. „Wir haben hier große Probleme mit Nässe“, erklärt Stiftsamtfrau Gabriele Pielke. An den Kosten, die bei rund 100 000 Euro liegen, beteiligt sich unter anderem die Landeskirche. Auch Fördermittel seien eingeworben worden. Die Denkmalbehörde begleitet die Arbeiten ebenso wie Archäologin Andrea Weishaupt. Sie vermutet, dass der Beckenknochen nicht der einzige bleiben wird. „Wir müssen hier mit einigen Funden rechnen. Womöglich auch mit den Knochen von Traufkindern“, sagt sie. Es sei zur damaligen Zeit durchaus üblich gewesen, dass Babys, die bei der Geburt gestorben waren, oder auch Kleinkinder, unter der Traufe der Kirche zu bestatten. „In der Hoffnung, sie werden von dem hinunter tropfenden, heiligen Regenwasser getauft“, sagt sie.
Auch wenn es sich in Zehdenick um ein Frauenkloster handelte, seien auch Männer dort begraben. „Es gab Bürger, die sich eingekauft haben“, sagt Weishaupt, die bereits die Arbeiten an der Klosterscheune begleitete und einen engen Bezug zu dem Ensemble hat. „Ich mag das schon sehr hier.“
Für das evangelische Klosterstift ist die jetzige Sanierung vorerst die letzte „richtig große Maßnahme“, sagt Gabriele Pielke. „Wir sind dann durch, die Häuser sind alle gemacht“. Im vergangenen Jahr wurde die bröckelnde Wand des Dormitoriums (der frühere Schlafsaal der Nonnen) erneuert. Vor wenigen Wochen wurde die neue Streuobstwiese am Havelhang eingeweiht (MAZ berichtete). Wie es mit dem Kloster weiter geht, ist noch unklar. Das Stift.
Der Beckenknochen, den die Bauarbeiter aus dem Schutt fischten, soll jetzt vermessen und fotografiert werden. Dann kommt er zurück in die Erde. „Derjenige wollte hier begraben werden. Also lassen wir ihn auch hier“, betont Andrea Weishaupt.
Von Cindy Lüderitz