Corona-Pandemie: Oberhavel trägt jetzt Maske

„Die meisten halten sich an die Maskenpflicht“, sagt der Busfahrer, der im Schienenersatzverkehr tätig ist und anonym bleiben möchte. „Aber wenn jemand keine Maske hat, kann ich ihn nicht von der Fahrt ausschließen“. Das sei noch nicht geregelt, da müsse sich jemand anderes kümmern, heißt es von einem anderen Busfahrerkollegen, der seinen Namen auch nicht öffentlich nennen wollte. Beide Kraftfahrer versahen ihren Dienst übrigens ohne Maske. „Es gibt für uns keine Maskenpflicht“, sagt der eine dem Reporter. „An uns denkt keiner“, sagt der andere. Ihr „Schutz“ besteht darin, dass Fahrgäste hinten einsteigen müssen. „Aber wir kriegen hier mehr Keime ab als die Fahrgäste“, sind sich die beiden einig. Das gelte zum Beispiel, wenn sie einem Rolli-Fahrer behilflich sind. Lediglich privat verfügen beide über eine Maske. Käthe Dongowski (85) steht vor dem Oranienburger Bahnhof und hat vorbildlich eine Maske aufgesetzt. Ebenso gut vorbereitet ist ihr Mann Wolfgang (83). „Wenn alle Menschen vernünftig wären und Abstand halten würden, wäre es nicht notwendig“, ist sie überzeugt. Außerdem sei die Schutzfunktion ohnehin umstritten. Eigentlich hätten medizinische Masken für alle ausgeteilt werden müssen, sagt sie. Ihre Maske hat die 85-Jährige aus einem Kopfkissenbezug selbst genäht. Mit ihrem Mann kam sie aus Berlin-Wittenau, weil sie das Auto in die Oranienburger Werkstatt gefahren hatten – auf Empfehlung der Enkeltochter. Annette Wilsdorf aus Oranienburg findet die Maskenpflicht in Ordnung. „Ich bin Risikopatient und fahre täglich mit dem Bus durch die Stadt“, erzählt sie. Handschuhe habe sie auch dabei. Die 49-Jährige war zuvor in einer Berliner Bar tätig und ist durch die Corona-Maßnahmen auf Hartz IV angewiesen. Gerade sei sie auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch für den Job in einer Tankstelle. Mit dem Hartz IV-Betrag komme sie nicht weit, sagt sie. Die Masken findet sie „sogar ein bisschen sexy“ und habe sich welche bei Ebay gekauft – in pink. Kein Problem hat mit der Maske auch der Oranienburger Matthias Wurow. „Ich fahre täglich mit dem Bus“, sagt er. Wegen seiner Lungenprobleme nutzt der 57-Jährige den Bus zu regelmäßigen Fahrten zu Ärzten. Deswegen ist er gern behilflich, anderen Fahrgästen den Fahrplan zu erklären, so wie Annette Wilsdorf. Die ehemalige Berlinerin kam erst vor anderthalb Jahren ins Brandenburgische. Sie wohnte zuerst in Borgsdorf und erst seit einer Woche in Oranienburg. „Anstrengend, aber richtig“, findet Sylvia Jacoby die Maskenpflicht. Sie hat während ihres Netto-Einkaufs ein besonders farbiges Modell aufgesetzt, selbst genäht aus einem Putzlappen. „Das kann man auch waschen“, sagt sie. Die 70-Jährige ist mit ihrem Auto aus Malz nach Oranienburg gekommen, um den ersten ihrer zumeist zwei Einkäufe pro Woche zu erledigen. Im Wagen hat sie zahlreiche Pflanzen. „Meine Blumenkästen sind noch leer“, erzählt sie beinahe entschuldigend. Außerdem hat die Malzerin Hundefutter eingekauft. Im gut durchlüfteten Auto – die Scheiben auf beiden Seiten sind ein gutes Stück heruntergelassen – wartet Hündin Bonnie artig auf Frauchen. Sylvia Jacoby hatte also gute Gründe, aus dem Haus zu gehen. Dabei scheut sie sich auch nicht vor den Unannehmlichkeiten, die eine Alltagsmaske mit sich bringt. Anderswo klappte es nicht ganz so reibungslos: Verkäuferin Mandy von der Bäckerei Angermüller in Hennigsdorf musste allein am Montagmorgen sechs Kunden wegschicken, weil sie ohne Mund- und Nasenschutz vorm Laden erschienen waren. Von Helge Treichel

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