Fest für alle: Feuerwache Germendorf öffnet Tore für Weihnachtskaffee

Zaghaft lugte Heide Ihbe am Nachmittag des ersten Weihnachtsfeiertages kurz nach 15.30 Uhr um die Ecke in den großen Fahrzeugraum der Germendorfer Feuerwache. Den hatten zuvor die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und ihres Fördervereins mit viel Liebe zum Detail in eine festliche Kaffeetafel umgewandelt. Ob sie denn hier richtig sei, grübelte Heide Ihbe einen kurzen Moment, ehe sie von Ute Lehmann, der Vorsitzenden des Feuerwehr-Fördervereins, in Empfang genommen wurde. Die 50-Jährige hatte die Öffnung der Feuerwache in der Germendorfer Dorfstraße an diesem Feiertag maßgeblich mit vorangetrieben. „Die Idee schlummerte schon länger in mir, in diesem Jahr haben wir sie endlich umgesetzt. Wir finden, niemand soll Weihnachten allein sein. Aus diesem Grund wollten wir für Menschen, die keine Familie haben, mit der sie die Feiertage verbringen können, die Möglichkeit schaffen, den Nachmittag gemeinsam zu verbringen“, erklärte sie. Platz für noch viel mehr Gäste wäre gewesen: „Ich finde das eine tolle Idee, habe davon in der Zeitung gelesen und dachte mir, da gehst du einfach mal hin“, plauderte Heide Ihbe aus. Die 75-Jährige lebt seit vier Jahren in Leegebruch, engagiert sich selbst regelmäßig ehrenamtlich. „Ich war heute schon im Seniorenheim, habe dort bei der Mittagsversorgung geholfen“, berichtete sie, „das mache ich mehrmals in der Woche“. Mehr als 50 Jahre habe sie als Hebamme gearbeitet, sei aufgrund der Arbeit ihres Mannes oft umgezogen. 2015 verschlug es sie schließlich nach Leegebruch. Inzwischen fühlt sie sich heimisch hier. „Ich habe mir sofort etwas gesucht, um mich einzubringen, bin gern unter Menschen“, blickt sie zurück. Langeweile sei ihr Ding nicht. „Es ist eine ganz wunderbare Idee der Germendorfer Feuerwehr, zum Weihnachtsfest einzuladen“, befand sie. „Es gibt so viele Menschen, die an diesen Tagen allein zu Hause sitzen. Schade, dass nicht noch mehr den Weg hierher gefunden haben.“ „Zu Hause hätte ich allein gesessen“: Einer von ihnen war Gerhard Preuß. Erst im Februar war der 70-Jährige aus Berlin nach Velten gezogen. Nach der Trennung von seiner Frau („Nach 46 Jahren!") sei es sein erstes Weihnachtsfest allein. Viele Jahrzehnte habe er als Maler- und Lackierermeister gearbeitet, „da gab es nichts, was ich nicht erlebt habe", erinnerte er sich und gab den ein oder anderen Schwank zum besten. „Zu Hause hätte ich allein gesessen. Hier ist man unter Menschen, kommt mal raus. Es war ein sehr schöner Nachmittag“, befand er beim Abschied. Dem schloss sich auch Ute Lehmann an. „Wir sind zufrieden, auch wenn noch mehr Gäste hätten kommen können. Aber für eine Premiere lief es gut. Wir hoffen, dass wir aus dieser Veranstaltung eine jährliche Tradition machen können. Mir hat dieser Nachmittag heute so viel mehr gegeben, als hätte ich ihn zu Hause auf der Couch verbracht.“ Ihren Dank richtete sie an die zahlreichen fleißigen Hände der Feuerwehrkameraden, die bei der Vorbereitung und Umsetzung des Nachmittags mit angepackt hatten sowie an die Bäckerei Plentz, die jede Menge Kuchen und Torte zur Verfügung gestellt hatte. „Das konnten wir gar nicht alles aufessen, deshalb wollen wir damit Anderen auch eine Freude machen“, sagte Ute Lehmann, schnappte sich die Kartons mit dem Gebäck und brachte es noch am Mittwochabend in die Obdachlosenunterkunft nach Oranienburg. Von Nadine Bieneck

Germendorf - Feuerwache Germendorf öffnet Tore für Weihnachtskaffee