Frostiger Spaß: Vater und Sohn baden bei eisigen Temperaturen in der Oranienburger Havel

Ein paar Spaziergänger staunen nicht schlecht, als sich das fröhliche Vater-Sohn-Gespann bunt kostümiert am Havelufer nahe des Bollwerks zu einem ganz besonderen Badespaß hübsch macht. Siegfried Blüthgen erklärt, sie haben sich ganz spontan dazu entschlossen, zu zweit an der Tradition des Neujahrsplanschens festzuhalten, denn die offizielle Veranstaltung des Vereins Frostis Fun Crew ist wegen Corona ins Wasser gefallen. Da Baden gehen jedoch nicht verboten ist – es macht bloß kaum jemand mitten im Winter – und alles in Familie bleibt, sind Kevin und Papa Siegfried trotzdem ins eiskalte Havelwasser gehüpft. Der 39-Jährige Kevin Blüthgen ist dafür mit einem schicken weißen Anzug bekleidet. „Welche Person das sein soll, habe ich im Vorfeld nicht genau festgelegt“, sagt er. „Könnte Don Camillo sein.“ Sein Vater trägt einen riesigen Plastikschnuller um den Hals und setzt sich eine gelbe Lockenperrücke auf. Er ist erst recht nicht festgelegt – Hauptsache, die Kostümierung ist schön bunt und strahlt Fröhlichkeit aus. Diese lassen sich die beiden auch in dieser schwierigen Zeit nicht nehmen. Amüsiert werfen sie sich einen Wasserball zu und schwimmen so schnell davon, dass sie nach wenigen Minuten schon nicht mehr zu sehen sind. Die Kälte macht ihnen nach eigenen Angaben nichts aus. „Das ist Kopfsache. Für 30 Minuten hält man das schon aus. Wir hatten zwar einen halbtrockenen Neoprenanzug unter der Kleidung, aber das Wasser kommt trotzdem durch“, erklärt Siegfried Blüthgen später. Eine halbe Stunde brauchen sie in etwa, um am Blauen Wunder und den Stadtwerken vorbei schließlich an ihrem Grundstück nahe der schräg stehenden großen Weide wieder auszusteigen, auf dem sich auch ein Pub befindet. Unterwegs winken ihnen immer wieder Spaziergänger zu. „Wir haben viele getroffen, das war richtig niedlich und nett“, schwärmt der 68-Jährige. Erst als sie sich am Ufer aus ihren nassen Klamotten pellen, spüren sie die winterliche Kälte. „Wir haben dann erst einmal einen heißen Tee getrunken und sind dann in trockener Kleidung mit dem Auto wieder nach Hause gefahren“, sagt der Oranienburger. Siegfried Blüthgen und sein Sohn sind nicht völlig unerfahren ins Wasser gesprungen. Seit vielen Jahren nehmen sie am Neujahrsplanschen teil. Die Idee haben sie von einem Besuch in Bayern mitgebracht. Dort machen sie schon lange beim Donauschwimmen mit, um das neue Jahr zu begrüßen. Dieses Mal ist jedoch auch das dortige Spektakel ausgefallen. Gebadet wird im Winter aber regelmäßig. Für Siegfried Blüthgen beginnt die Badesaison im September und endet im April. „Baden, wenn es warm ist, kann ja jeder“, behauptet der 68-Jährige. Mindestens jeden zweiten Sonntag springt er während „seiner Saison“ in die Havel. Wenn er im Winter draußen badet, fühlt er pures Glück, die Kälte dagegen kann ihm nichts anhaben. Von Wiebke Wollek