Hennigsdorfer Grundschüler schenken 1000 Euro an Hospiz

Ihre Zeit an der Grundschule haben sie eigentlich schon hinter sich gebracht, dennoch ist ein Teil der Klasse 6a am Freitag noch einmal zurückgekehrt – mit einer besonderen Mission. Ihre Klassenkasse beinhaltete noch 1 040 Euro. 40 Euro waren noch fürs Eisessen reserviert, die stolze Summe von 1000 Euro haben die Kinder an das Hospiz Lebensklänge in Oranienburg gespendet. Bernadette Collatz, leitende Pflegefachkraft der Einrichtung für schwerst kranke Menschen, besuchte die Schüler an ihrem ehemaligen Wirkungsort und nahm den symbolischen Scheck entgegen. Die Elternsprecherin Uta Netzkau hatte alles vorbereitet. „Ich finde es toll, dass eine so junge Generation sich mit dem Thema Sterben beschäftigt“, erklärt Bernadette Collatz. „Lange war das ein Tabuthema in der Gesellschaft. Man sollte es aber nicht verdrängen, denn es ist ja letztlich etwas ganz Natürliches.“ Und ganz wichtig: „Auch in einem Hospiz wird erst einmal noch gelebt, bevor gestorben wird.“ Wie viel Zeit den Gästen noch bleibt, ist unterschiedlich. „Manche sind nur wenige Tage bei uns, andere noch viele Monate.“ Es ist genau diese Zeit, die letzte Station im Leben, die den Menschen – meist sind es austherapierte Krebspatienten – so erträglich und schön wie möglich gemacht werden soll. „Wir haben im Vorfeld darüber gesprochen, was ein Hospiz ist. Denn da ist der Wissensstand ganz unterschiedlich“, erklärt die inzwischen ehemalige Klassenlehrerin Grit Günther. Für sie ist es wichtig, dass die Kinder die Relevanz ihres Handelns spüren und wissen, dass das Geld auch wirklich anderen Menschen zugute kommt. „Und sie erfahren, dass es wichtig ist, sein Wort zu halten. Denn die Idee zur Spende fürs Hospiz entstand in der Klasse schon vergangenes Jahr.“ Bei einem Sponsorenlauf wurde bereits Geld gesammelt. Ein Teil davon floss in eine Klassenfahrt, einen zehntägigen Segeltörn, ganz ohne Smartphone. Anstelle der Klassenfahrt wurden viele Ausflüge unternommen: Dass die Klassenkasse dennoch so prall gefüllt war, liegt natürlich nicht zuletzt an der Corona-Krise, welche die Abschlussfahrt der Sechstklässler platzen ließ. Stattdessen wurde eine Woche lang jeden Tag ein anderer Ausflug unternommen – in den Kletterpark, zum Bernsteinsee, auch Döner, Burger und Eis waren drin. Außerdem gab es ein gelungenes Abschlussfest. Grit Günther verabschiedet sich nicht nur von ihrer sechsten Klasse, sondern schweren Herzens ganz aus Hennigsdorf – für ein neues Leben auf der Insel Hiddensee, das sie schon einmal für einige Jahre testen durfte. Kosten fürs Hospiz werden nicht komplett von der Krankenkasse gezahlt: Das Hospiz Lebensklänge ist auf Spenden angewiesen, denn die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht komplett, sondern zu 95 Prozent. Das Geld wird also in jedem Fall Verwendung finden. „Wir bauen gerade an und können damit unsere Kapazitäten um drei Plätze erweitern“ berichtet Bernadette Collatz. Derzeit leben in der Einrichtung zwölf Hospizgäste – so werden die Bewohner genannt. Die neuen Zimmer sollen ab Oktober bezugsfertig sein. Viele Feste mussten wegen Corona ausfallen: Besucher durften die ganze Zeit, auch zum Beginn der Corona-Pandemie, zu ihren Angehörigen ins Hospiz kommen, allerdings nur einzeln und auf der Terrasse. Jetzt darf auch wieder drinnen Besuch empfangen werden. Einige Veranstaltungen mussten ausfallen. „Viele können es sich nicht vorstellen, aber auch im Hospiz werden Feste wie Fasching oder Geburtstag gefeiert“, sagt Collatz. In diesem Sommer finden nun kleinere Konzerte im Garten statt. Von Wiebke Wollek