In Germendorf wird Feuerwehr gelebt

Was war das für ein Gewusel, als Germendorfs Ortswehrführer Cornel Gratz am Sonnabendabend während der Jahreshauptversammlung alle Mitglieder der Jugend- und Kinderfeuerwehr auf die Bühne holte. Mit Stolz schaute nicht nur der Chef der Germendorfer Feuerwehr zu, wie der Nachwuchs nach vorn stürmte. Neben 52 aktiven Mitgliedern und fünf Mitgliedern der Alters- und Ehrenabteilung hat Germendorf 45 Mitglieder in der Jugend- und 35 in der Kinderfeuerwehr. Hinzu kommen 15 Kinder in der Brandschutz-AG. „Wir haben insgesamt 95 Kinder in der Feuerwehr“, sagte Cornel Gratz, der auch erzählte, dass es nun einen „Aufnahmestopp geben muss. Wer bei uns mitmachen möchte, muss sich ein bisschen gedulden.“ Oranienburgs Alt-Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke brachte eine Überraschung mit. Im Namen der Bürgerstiftung überreichte Laesicke, der gemeinsam mit Sohn und jetzigem Bürgermeister Alexander zur Sitzung gekommen war, einen 1000-Euro-Gutschein für den Mini-Löschzug 5 mit. „Das, was hier in Germendorf geleistet wird, ist schon bemerkenswert“, sagt Laesicke. „Hinter uns liegt ein im Vergleich zu den letzten Jahren ruhiges 2019“, bilanzierte Cornel Gratz. „Wir hatten 32 Einsätze. Technische Hilfeleistungen, sechs Brandeinsätze und fünf sonstige Einsätze wie zum Beispiel Bombenentschärfungen in Oranienburg. Germendorf ist immer eine gute Adresse. Auf unsere Wehr ist Verlass.“ Das sei aber nur möglich, weil es Unterstützer gibt. „Mein Dank gilt in erster Linie dem Förderverein, der sich für die Germendorfer Feuerwehr einsetzt. Dann haben wir das große Glück, dass wir Firmen haben, die unsere Mitglieder im Einsatzfall freistellen. Wir sind in der guten Lage, auch vormittags ausrücken zu können. Wir sind super vernetzt“, jubelt Gratz. Zudem seien die Vereine, Schule und Hort im Ort und der „verrückte“ Ortsvorsteher wichtige Bausteine. Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke zeigt sich begeistert von der Entwicklung in Germendorf. „Wir gucken mit Respekt hierher. Feuerwehr hat Bedeutung“, sagte er. Es sei ein Phänomen, was bei der Wehr passiert. „Was ist hier anders? Ich verneige mich vor ihnen.“ Cornel Gratz nutzte den Abend, um den zahlreichen Landtagsabgeordneten und den Vertretern der Oranienburger Stadtverordnetenversammlung einen Wunsch mitzugeben: „Uns fehlt Wohnraum. Uns fehlen Wohnungen für Alleinstehende und Paare“, so Gratz. „Uns laufen die Mitglieder weg. Vielleicht gibt es irgendwo ein Gebiet, wo ein Haus hingestellt werden kann.“ Zudem seien die Plätze für Ausbildungen schnell vergriffen. „Bei uns brennen die Leute, ausgebildet zu werden.“ Bevor es am Sonnabend richtig losgehen konnte, musste der Ortswehrführer erst einmal ungewollt zum „Einsatz“ von der Bühne kommen. Während des Eröffnungsliedes durch die Jugend war Papier in Brand geraten. Das war vor die Linse des Beamers gestellt, sodass das Licht des Geräts den Nachwuchs bei der Aufführung nicht blendet. Doch das neue Gerät hatte so viel Power, dass die Zettel begannen, zu schmoren. Plötzlich gab es Qualm. Doch Gratz und sein Team hatte alles im Griff – so wie 2019 auch. Von Sebastian Morgner

Jahreshauptversammlung - In Germendorf wird Feuerwehr gelebt