Kreistag Oberhavel will Tourismusbuslinie retten

Die in der Coronazeit eingestellte Tourismuslinie 823 soll zum frühestmöglichen Zeitpunkt wieder an den Start gebracht werden, möglichst schon zum Juli 2020. Einstimmig beauftragte der Kreistag in seiner Sitzung am Mittwochabend den Landrat mit dieser Aufgabe. Laut dem kurzfristig und im Einvernehmen mit den Bürgermeistern aus Oranienburg, Kremmen sowie Oberkrämer eingereichten Gemeinschaftsantrag von CDU und SPD/LGU/Tierschutzpartei übernimmt der Landkreis anteilig die Kosten der Tourismuslinie für das Jahr 2020. Genannt ist die Summe von insgesamt 10 000 Euro. Damit sollen im Sinne der Wirtschafts- und Tourismusförderung die durch die Corona-Pandemie bedingten Belastungen für die beteiligten Kommunen und Unternehmen abgemildert werden. Tourismuslinie soll ein Zukunft haben: Die Tourismuslinie soll laut dem erst kurz vor der Abstimmung vorgelegten Antrag auch im Jahr 2021 fortgesetzt werden. Grundlage dafür seien die vertraglichen Bestimmungen, die vor der Pandemie mit den beteiligten Akteuren ausgehandelt wurden. Der Landrat soll nach Abschluss der Testphase Ende 2021 prüfen, ob die Linie in das reguläre ÖPNV-Netz der Oberhavel Verkehrsgesellschaft (OVG) aufgenommen werden kann. Das Ergebnis soll laut einem ebenfalls einstimmig angenommenen Antrag der Linken in die künftige Diskussion zum Nahverkehrsplan einfließen. Da die bisherige Praxis keine ausreichenden Nutzerzahlen belege, die eine Übernahme der Finanzierung durch den Landkreis rechtfertigen würde, „wäre die Buslinie 823 damit faktisch dauerhaft eingestellt“, heißt es in der Beschlussbegründung. Um den beteiligten Kommunen und Unternehmen die Möglichkeit zu geben, diese Linie im nächsten Jahr fortzusetzen, solle sich der Landkreis einmalig für dieses Jahr an den Kosten beteiligen und so die Fortführung sicherstellen. „Ein wichtiges Signal für unsere Region“: Nicole Walter-Mundt begrüßte das positive Votum der Abgeordneten: „Die Tourismuslinie 823 war bereits im zurückliegenden Jahr ein voller Erfolg und wurde von den Menschen sehr gut angenommen“, sagte sie und drückte mit Blick auf die Starthilfe des Kreises ihre Hoffnung aus, „dass wir den Bus spätestens im Juli diesen Jahres wieder auf die Straße bekommen“. Die Einmütigkeit im Kreistag sei „ein wichtiges Signal für unsere Region und ein gutes Zeichen für die beteiligten Unternehmen, die durch die Corona-Pandemie arg gebeutelt wurden“. Das Landesamt für Bauen und Verkehr habe auf Anfrage mitgeteilt, dass ein Saisonverkehr der Linie 823 der OVG zwischen dem S-Bahnhof Oranienburg und Kremmen bis zum April 2021 genehmigt sei. „Damit ist auch formal sichergestellt, dass der Bus bereits ab Juli 2020 wieder an den Start gehen kann“, so Walter-Mundt. Änderungsantrag von FDP/Piraten abgelehnt: Der Entscheidung war eine ausführliche Diskussion vorausgegangen, was insbesondere mit einem weiteren Änderungsantrag von FDP und Piraten zu tun hatte. In der Sache sei man sich einig, begründete Fraktionsvorsitzender Uwe Münchow. Nur beim Weg dorthin weiche der Standpunkt seiner Fraktion ab. „Wir wollen ein sauberes Verfahren mit einem klaren Beschluss“, erläuterte Münchow. Der Antrag jedoch wurde mit klarer Mehrheit abgelehnt. Einigkeit herrschte über alle Fraktionsgrenzen hinweg, dass der Umweltaspekt ganz klar für die Buslinie spreche. Auch das Chaos vor dem Tierpark Germendorf am Pfingstwochenende hätte sich mit einem Bus-Angebot unter Umständen vermeiden lassen. Schlagabtausch in der Debatte: Während der Debatte gab es einen Schlagabtausch zwischen Linken und CDU zu der von Nicole Walter-Mundt hinsichtlich ihrer Wirkung als „absolute Peanuts“ bezeichneten Summe von 10 000 Euro. Kathrin Willemsen (Die Linke) verwies auf andere Anträge wie die DSL-Versorgung in Gemeinschaftsunterkünften, wo sich die CDU nicht nur deutlich kleinlicher gezeigt, sondern auch mit überhöhten Summen argumentiert habe. Daraufhin wurde sie vom Kreistagsvorsitzenden Wolfgang Krüger (CDU) ermahnt, nicht vom Thema abzuschweifen. Tierparkbesitzer: „Eine gute Entscheidung für Oberhavel.“: Glücklich zeigt sich auch Tierparkbesitzer Torsten Eichholz. „Diese Buslinie ist enorm wichtig für uns. Viele Gäste kamen im vergangenen Jahr mit dem Bus zum Tierpark. Es ist gut zu hören, dass es doch noch die Chance in diesem Jahr gibt“, sagt er. Das Verkehrsaufkommen gerade am Wochenende sei „schon sehr extrem“. Die Buslinie würde den Park entlasten. Auch die anderen Orte seien dadurch gut und schnell erreichbar. „Eine gute Entscheidung für Oberhavel“, urteilt Eichholz. Von Helge Treichel