Letzter Feinschliff für die einstige Deponie in Germendorf

In der Ferne lässt sich der Turm der Oranienburger Nicolaikirche erahnen, blickt man vom höchsten Punkt der Germendorfer Siedlungsabfalldeponie an der Hohenbrucher Straße. 60 Meter hoch erstreckt sich dort der Hügel, unter dem sich rund drei Millionen Kubikmeter Siedlungsabfälle befinden. Seit den 70er Jahren wurde dort „alles abgeladen, was man sich nur vorstellen kann: Hausmüll, Sperrmüll, Boden, Bauschutt, vereinzelt auch industrielle Abfälle, einfach alles“, weiß Andreas Ernst, Geschäftsführer der Oberhavel Holding Besitz- und Verwaltungsgesellschaft mbH (OHBV), zu berichten. Bis Mai 2005 hielt dieser Zustand an, dann wurde die Deponie außer Betrieb gesetzt. Ernst wartet gleichzeitig mit einer guten Nachricht auf, denn die Sicherung und Rekultivierung der Abfalldeponie wird zum Ende des Jahres abgeschlossen. Vorbehaltlich einer letztmaligen Überprüfung der Anlage durch das Landesumweltamt, die für den 18. Dezember angesetzt ist. Gibt das Landesamt sein Okay, wird die Deponie in die Nachsorgephase entlassen. Die umfasst eine kontinuierliche Überwachung des in der Anlage installierten Gasfassungssystems sowie der Grundwasserqualität rund um die Deponie. Auch regelmäßige Begehungen des Deponiekörpers sowie die Pflege und Wartung der baulichen Anlagen werden durchgeführt, erklärt Ernst. Schließlich finden auch weiterhin im Deponiekörper durch das Auflösen organischer Stoffe im Abfall chemische Prozesse statt. „Das beobachten wir ganz genau“, so Ernst. Durch die Umwandlungsvorgänge, die sich über Jahrzehnte erstrecken können („Wann genau diese Prozesse zu Ende gehen, kann man nicht genau sagen“, sagt Daniel Gross, Leiter der Deponiebewirtschaftung bei der Oberhavel Holding) wird unter anderem Deponiegas erzeugt. Bis zu 180 Kubikmeter Gas können aus einer Tonne Abfälle entstehen, das letztlich unter anderem in elektrische Energie umgewandelt wird. „In den abgelagerten Abfällen sind 28 vertikale Rohre, so genannte Gasbrunnen, installiert, die das Deponiegas fassen“, erklärt Andreas Ernst. „Durch Unterdruck wird das Gas aus der Deponie gesaugt und verdichtet.“ Ein Gasmotor im ebenfalls auf dem Gelände befindlichen Blockheizkraftwerk verbrennt das Deponiegas und erzeugt mittels einem Generator eine elektrische Leistung von maximal 304 Kilowatt, die ins Stromnetz eingespeist wird. Die Zahlen, die mit der Anlage einher gehen, sind entsprechend beachtlich. 190 000 Quadratmeter groß ist die Siedlungsabfalldeponie, die vor den Toren Germendorfs liegt. Nach deren Stilllegung im Jahr 2005 wurde 2014 mit den sogenannten Rekultivierungsarbeiten begonnen, in die von Landkreis und Oberhavel Holding insgesamt 23,4 Millionen Euro investiert wurden. Dabei wurde unter anderem ein Oberflächenabdichtungssystem auf den Müllberg aufgebracht, welches das Entgasungssystems mit insgesamt 28 Gasbrunnen sowie ein Entwässerungssystem beinhaltet. Mehrere Male mussten die Arbeiten in den vergangenen fünf Jahren unterbrochen werden. So sorgte eine Zauneidechsenpopulation für einen zwischenzeitlichen Baustopp. „750 Tiere haben wir eigenhändig umgesiedelt“, weiß Gross zu berichten. Zudem sorgte der Jahrhundertregen im Juli 2017 für das Abrutschen eines beträchtlichen Teils des Deponiekörpers, der weitere Monate Verzug bedeutete. Umso zufriedener ist Andreas Ernst nun mit dem aktuellen Status Quo. „Vorbehaltlich der Überprüfung durch das Landesumweltamt wird Oberhavel zum Ende des Jahres keine offene Deponie mehr haben“, sagt er. Germendorf sei nach Fürstenberg, Gransee und Mildenberg die letzte von insgesamt vier gesicherten und rekultivierten Deponien. Auf dem imposanten Hügel wird es bei einer Rasenbewachsung bleiben. Bäume würden durch ihr Wurzelwerk zu großen Schaden an der Anlage anrichten. Von Nadine Bieneck

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