Miss Brandenburg 2020: „Es hielt sich alles in Grenzen“

Ihr Vertrag lief gerade aus. Damit endete auch das Kapitel „Miss Brandenburg 2020“ für Vivienne Radigk. Im Dezember 2019 hatte sie diesen Titel erworben und ihn ein Jahr lang getragen. Zeigen konnte sich die 19-Jährige als „Miss Brandenburg“ aufgrund der Corona-Pandemie allerdings fast gar nicht. Öffentlichkeitswirksamer war „Miss Germany“ Anfang 2020 mit dem Finale im Februar. Dafür war die Oranienburgerin mit dem Brandenburger Titel qualifiziert. Vivienne Radigk, wie war das Jahr 2020 für Sie? Ich glaube, wie für alle Menschen: anders aufregend wegen Corona. Ich besuchte nach dem Miss-Germany-Finale erst meinen Bruder in Norddeutschland und ging anschließend nach Köln. Dort lebte und arbeitete ich ein halbes Jahr lang. In Köln traf mich die erste Corona-Welle. Allerdings war es für die Arbeit nicht das ganz große Problem. Ich drehte mit vielen bekannten Rappern Videos. Mit den wohl bekanntesten aus Deutschland. Welche waren das? Clueso, Samra, Capital Bra und Apache 207 – also Rapper, die vor allem Jugendliche ansprechen. Die Videos laufen auch schon auf Youtube. Welche Aufgaben hatten Sie bei den Aufnahmen? Es gab Szenen, in denen ich traurig sein musste, dann wieder Partyszenen. Es hat sehr viel Spaß gemacht, mit diesen Künstlern zu arbeiten. Das hat man nicht alle Tage. Und ich bin auch herumgekommen. Ich war in Düsseldorf, Frankfurt am Main oder Amsterdam. Sie wollten im Sommer nach Los Angeles fliegen, um sich dort in Agenturen listen zu lassen. Hat sich der Traum erfüllt? Nein, wegen Corona musste dieses Vorhaben leider gestrichen werden. Aber der Plan steht noch. Vielleicht klappt es in diesem Jahr. Schließlich zog es Sie zurück Richtung Heimat… Ich entschied mich, nach Berlin gehen. Dann begann schon bald die zweite Welle, sodass es etwas ruhiger wurde. So hatte ich Zeit, mich selbst zu reflektieren. Was ist dabei herausgekommen? Ich möchte im jetzt begonnenen Jahr meinen Berufsweg umgestalten, auch wegen der Corona-Beschränkungen. Wie sehen Ihre Pläne aus? Ich will nicht zu viel verraten. Da können wir gern im Frühjahr noch einmal drüber sprechen. Sie hatten ursprünglich vor, im Schuljahr 2020/21 ihr Abitur zu beenden, weil Ihre Schule in Berlin aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen worden war. Wie steht es mit dem Abi? Das klappte nicht, weil es auf meinem beruflichen Weg als Model ganz gut angefangen hatte. Deshalb konzentrierte ich mich darauf. Jetzt gucke ich auf das nächste Schuljahr. Der Abschluss spielt in meinen Plänen weiterhin eine Rolle. Aber es muss auch alles zusammenpassen. Langfristig strebe ich nach wie vor ein Psychologiestudium an. Der Titel „Miss Brandenburg“ bringt Verpflichtungen mit, die vertraglich geregelt sind. Inwiefern gab es überhaupt Aufgaben für Sie? Das gestaltete sich natürlich alles schwierig. Die Events wurden abgesagt. Ich hatte als Miss Brandenburg keinen Auftritt. Im Nachhinein ist es gut so, weil jeder möchte, dass die Pandemie ein Ende hat. Wir halten uns alle an die Regeln. Ich hatte insgesamt trotzdem gut zu tun, lediglich zuletzt – beim zweiten Lockdown – wurde es etwas ruhiger. Vor gut einem Jahr war alles noch ganz anders in Ihrem Alltag, dann erhielten Sie den Titel „Miss Brandenburg“ und nahmen an der Miss-Germany-Wahl teil. Das sind sehr öffentlichkeitswirksame Events. Hat sich für Sie dadurch etwas geändert? Haben Sie das Gefühl, mehr im Fokus zu stehen? Sind die Kontakte über die sozialen Medien in die Höhe geschossen? Ich muss sagen, es hielt sich alles in Grenzen. Nur nach der Miss-Germany-Wahl und dem Finale gab es einen Wirbel. Viele Menschen interessierten sich, Interviewfragen kamen herein, Fotoshootings wurden gemacht. Danach legte sich alles. Ist es so, dass Sie als selbstständiges Model Klinkenputzen gehen müssen? Das nicht. Wenn, dann kommen die Kunden auf mich zu, weil sie sehr zufrieden mit meiner Arbeit sind, was ich sehr wertschätze. Ich arbeite sehr professionell, gebe mehr als 100 Prozent. Das gefällt den Kunden. Für mich ist das ein Riesenkompliment. Ihr Credo ist, dass Sie sich selbst treu bleiben wollen. Das „Ich liebe mich so, wie ich bin“ möchten Sie gern nach außen tragen. Hat sich an diesem Idealismus im vergangenen Jahr etwas geändert? Nein! Nicht ein bisschen. Ich stehe für das, was ich sage und wie ich mich zeige. Manchmal geht nicht jeder Wunsch in Erfüllung, dann muss man einen anderen Weg gehen, wie ich das künftig tun werde. Man findet seinen Weg und muss deshalb nicht an sich selbst zweifeln. Wenn Sie jetzt in Ihren Terminkalender für 2021 schauen – gibt es freie Kapazitäten? Ja, sicherlich. Durch Corona ist es doch sehr schwierig. Für ein selbstständiges Model wie mich sowieso. Es ist kaum etwas planbar. Deshalb werde ich in Ruhe meine Ziele aufschreiben, was mir wichtig ist, was ich erreichen möchte. Seit zwei Wochen gibt es eine neue „Miss Brandenburg“. Die 27-Jährige Julia Laura Wolf aus Nauen ist Ihre Nachfolgerin. Tut es weh, den Titel nicht mehr zu haben? Auf jeden Fall ist es schade, ohne Titel ins Jahr zu gehen. Aber die Schärpe bleibt mir ja, sie hängt weiter in meinem Zimmer. Von Stefan Blumberg