Mit Engelsgeduld im Stress: Sie halten die Post in der Saarlandstraße am Laufen

„Kommt mein Paket noch rechtzeitig vor Weihnachten an?“ „Ja, aber nur, wenn ich es persönlich hinbringe“, hat Cornelia Bauer ihren Kunden öfter mal geantwortet. Die stressigen Tage im Dezember haben die Post-Angestellte aus der Filiale in der Saarlandstraße in Oranienburg und ihre Kollegin Maria Heß nur mit viel Humor und guter Laune überstanden. Tränen für die Wertschätzung: Diese Arbeitseinstellung hat ihre Kundin Tina Evert so beeindruckt, dass sie die beiden Damen für die MAZ-Serie „Held der Woche“ vorgeschlagen hat. „Von dieser Idee war ich so gerührt, dass gleich ein paar Tränen flossen“, gibt Cornelia Bauer zu. „Das ist wirklich eine tolle Wertschätzung“, sagt die 53-Jährige. „Wir kriegen zwar oft ein Dankeschön unserer Kunden, aber ein Artikel in der Zeitung ist noch einmal was anderes. Wir waren richtig sprachlos und haben uns total gefreut. Das baut einen auf.“ Das häufigste Dankeschön-Geschenk in diesem Jahr war Schokolade. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Packungen Pralinen wir als Dank von unseren treuen Kunden bekommen haben. Da könnten wir uns durch den Laden kugeln, wenn wir die alle sofort essen würden, aber wir haben uns natürlich gefreut.“ Immer gute Laune im Familienbetrieb: Die Kundin und MAZ-Leserin Tina Evert schwärmt: „Die beiden fangen so viel ab und bleiben immer freundlich. Ich hätte schon nach einer halben Stunde keine Lust mehr“, räumt die Oranienburgerin ein. „Sie stehen auch oft in der Kälte, weil die Tür zum Lüften offen ist. Da braucht man schon viel Durchhaltevermögen“, lobt Tina Evert, die noch schnell ein Foto zusammen mit den beiden Angestellten anfertigen ließ. Ein Geheimnis für die ständige gute Laune, ist, dass die Post mit Geschenkeladen ein Familienbetrieb ist. Cornelia Bauers Mann Henry Heß ist der Inhaber, Maria Heß ist seine Tochter. Also arbeiten praktisch Mutter und Tochter zusammen. Unterstützt wurden sie nur kurze Zeit von einer Aushilfskraft, doch jetzt bewältigen sie das Tagesgeschäft zu zweit. „Wir haben auch mal schlechte Tage, aber sonst bewahren wir uns immer unsere gute Laune. Wir sind einfach so. Das liegt in unserer Natur. Schlechte Stimmung lassen wir draußen.“ Im Jahr 2020 wurde besonders viel Post verschickt: Dieses Jahr ist besonders stressig gewesen, weil weitaus mehr Briefe und Pakete verschickt wurden. „Das fing in der ersten Lockdown-Phase im Frühjahr an und hat sich bis Weihnachten auch nicht mehr geändert. Gerade im Dezember hatten wir hier sehr viel zu tun“, erklärt die 53-Jährige. „Wir haben unsere Kunden darauf hingewiesen, dass Pakete, die bis Weihnachten ihr Ziel erreichen sollen, bis zum 19. Dezember abgegeben werden müssen. Aber auch die Tage danach war noch viel los. Nur Heiligabend war alles relaxed. Da hatten wir von 9 bis 12 Uhr geöffnet.“ Das erhöhte Arbeitsaufkommen hat auch damit zu tun, dass unter anderem die Post in Sachsenhausen zugemacht hat. „Wir kamen uns manchmal so vor, als seien wir die einzige Post in ganz Oranienburg“, berichtet Cornelia Bauer. Zwar gibt es auch noch eine Filiale in der Bernauer Straße, aber dort sind die Parkmöglichkeiten nicht so gut. „Bei uns ist der Vorteil, dass wir einen großen Parkplatz haben. Es ist sogar so, dass wir unsere eigenen Autos auf der Wiese abstellen, um mehr Platz für unsere Kunden zu lassen.“ Mehr Kunden seit der Schließung in Sachsenhausen: Die Post im historischen Gebäude am Oranienburger Bahnhof gibt es nicht mehr und in Sachsenhausen war der vorherige Betreiber der Postfiliale mit Lottoladen in den Ruhestand gegangen. Deshalb steuern viele Oranienburger nun bevorzugt die Filiale in der Saarlandstraße an. Dort gibt es auch Schreibwaren und kleine Geschenke. In den letzten Wochen wurden außerdem viele Kalender verkauft – wie immer zum Jahreswechsel. „Oft sind es Postkunden, die noch etwas Schönes entdecken und mitnehmen. Dass Leute nur für ein Geschenk zu uns kommen, ist eher selten.“ Von Wiebke Wollek